König-Abdullah-Zentrum: warum nicht!

Das Zentrum ist auf mehreren Ebenen skandalös

von Eytan Reif

Es ist soweit: nach langen Vorbereitungen und einem beschämenden parlamentarischen Durchpeitschen kann sich nun Österreich brüsten, nichts Geringeres als ein "Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog" mitzutragen und gleichzeitig zu beherbergen.

Unsere Partner: ein reicher und absolutistisch geführter Gottesstaat sowie ein zweites Königreich, das, wenn auch der Demokratie verpflichtet, praktisch pleite ist. Abgerundet wird dieses "Dreamteam" von einer Alpenrepublik, die, wie sich noch zeigen wird, moralisch pleite ist.

Das brandneue Zentrum kann Außenminister Michael Spindelegger als einen seiner größten Erfolge im Amt verbuchen - schließlich arbeitete er lange und hart an diesem Projekt. Und die von ihm gewählte Umsetzungsvariante, die den Souveränitätsverlust der Republik maximiert, konnte er, als Obmann DER österreichischen Konkordatspartei, ja auch nicht treffender wählen: Ausgestattet mit Privilegien, die sonst Staaten und internationalen Organisationen zuteil werden, wird die Aktivität dieses Völkerrechtssubjekts im Wiener Palais Sturany, vom Verfassungsschutz unbehelligt und am Rechnungshof vorbei, sich fortan ungestört entfalten können. Und einige Stimmen sagen: Gut so, denn die Förderung des interreligiösen bzw. interkulturellen Dialogs gilt ja als Kernstück einer pluralistischen Demokratie. Und Österreich ist ja eine. Anders als Saudi-Arabien. (...)