„Islam als grundrechtswidrige Weltanschauung“

(hpd) Der Publizist Hartmut Kraus formuliert in seinem Buch, das auch als Streitschrift zu betrachten ist, eine vehemente Kritik am Islam. Zwar sind seine aufklärerisch gemeinten Ausführungen nicht im Sinne von „Sarrazin“ ausgerichtet, gleichwohl können sie nur Gültigkeit für den orthodoxen Islam und nicht im Sinne einer Verallgemeinerung beanspruchen.

In der grundlegenden Kritik am Islam können idealtypisch eine Auffassung aus aufklärerisch-menschenrechtlicher Perspektive und eine Auffassung aus fremdenfeindlich-hetzerischer Sicht unterschieden werden. Dazwischen lassen sich jeweils unterschiedliche Abstufungen ausmachen, wobei man über die genaue Zuordnung konkret streiten kann. Eine Grundposition im erstgenannten Sinne – so jedenfalls das Selbstverständnis – findet sich in Arbeit „Der Islam als grund- und menschenrechtswidrige Weltanschauung. Ein analytischer Leitfaden“, die von dem Publizisten Hartmut Krauss vorgelegt wurde.

Bereits der Titel macht eine inhaltliche Ausrichtung deutlich, welcher es nicht nur um eine Kritik einzelner Bestandteile dieser Religion, sondern um deren Verwerfung als in sich inhumane Weltanschauung geht. Damit folgt der Autor Schriften wie Jaya Gopals „Gabriels Einflüsterungen“ oder Ibn Warraq „Warum ich kein Muslim bin“, die sich rigoros gegen den Islam als ideologische Doktrin, aber nicht gegen die Muslime als konkrete Menschen wenden.

Krauss formuliert seine Kernthese bereits zu Beginn: „Der Islam in seiner orthodoxen Grundgestalt ... ist keine zu schützende ‚Privatreligion’, sondern eine totalitäre grund- und strafrechtswidrige Herrschaftsideologie mit einer monotheistisch-dogmatischen Prämisse“ (S. 13). Nach kurzen Anmerkungen zu definitorischen und erkenntnisbezogenen Aspekten geht es zunächst um das Ausschließungs– und Gegensatzverhältnis von orthodoxem Islam und menschenrechtlicher Moderne: Das Individuum gelte als gehorsamspflichtiger Gottesknecht; es gebe einen absoluten Herrschaftsanspruch dieser Religion; er gehe mit einer militanten Bekämpfung der Ungläubigen einher; koranisch geboten seien Demütigung, Ungleichbehandlung und Unterdrückung von Nichtmuslimen; der islamische Patriarchalismus gilt als grundrechtswidriges Normenkonzept; und das Djihad-Prinzip sei eine zentrale Tätigkeitsform des orthodoxen Islam. Reformer gelten Krauss als komplett isolierte und nicht repräsentative Minderheit in der muslimischen Glaubensgemeinschaft.

Der zweite größere Block thematisiert die Islamisierung als Bedrohung der europäischen Moderne und einen spätmodernen Aufklärungsverrat im Westen. Kraus macht dies fest an der Ansammlung radikalislamischer Bestrebungen, der Etablierung grundrechtsfreier islamischer Sozialmilieus, der Herausbildung eines islamisch normierten Subproletariats und der Präsenz einer islamischen Paralleljustiz.

Das Buch endet mit einer pessimistischen Prognose für Deutschland: „Aber es wird sich bei Fortsetzung der skizzierten Verflechtung von spontan-demographischer Ausweitung orthodox-islamisch gebundener Sozialmilieus und fördernder Islamisierungspolitik – vor dem Hintergrund gravierender ökologischer, sozialökonomischer und politischer Krisenentwicklungen – zunehmend in Richtung auf eine religiös-reaktionär deformierte Gesellschaft zu bewegen, in der zu leben für fortschrittliche, intelligente und freiheitsliebende Menschen, die zuversichtlich in die Zukunft schauen möchten, immer unangenehmer werden wird“ (S. 216).

Krauss kann für viele seiner Einschätzungen Belege von Stellen aus dem Koran bis zu Untersuchungen von Sozialwissenschaftlern anführen. Auch wenn manche seiner Aussagen wie „Sarrazin“ klingen, sind sie so nicht motiviert.

Gleichwohl können grundlegende Einwände gegen seine Argumentation vorgebracht werden: Zunächst einmal handelt nicht „der Islam“, sondern Menschen in seinem Namen. Dies führt gerade bei den Anhängern dieser Religion, die keine verbindliche Interpretationsinstanz wie der Papst im Katholizismus hat, zu den unterschiedlichsten Spielarten. Mitunter nimmt man in der Öffentlichkeit nur deren konservativ-orthodoxe Deutung zur Kenntnis, weil anderslautende Stimmen sich mangels Organisation nicht artikulieren. So entgeht Krauss die „stille Liberalisierung“ vieler Muslime in Deutschland. Er spricht denn auch im Buch mal nur vom „Islam“, mal vom „orthodoxen Islam“. Bezogen auf letztgenannte Deutungen liegt er richtig, hinsichtlich einer Verallgemeinerung verzerrt seine Sicht die gesellschaftliche Realität.

Armin Pfahl-Traughber
 

Hartmut Krauss, Der Islam als grund- und menschenrechtswidrige Weltanschauung. Ein analytischer Leitfaden, Osnabrück 2013 (Hintergrund-Verlag), 230 S., EUR 14,00.