Von Affen und Menschen

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"Was wir da sehen, ist unsere eigene Spezies im Körper einer anderen": Sebastian / Foto: Colin Goldner

(hpd) Heute vor zwanzig Jahren, am 7. Juni 1993, wurde das "Great Ape Project" gegründet. Die internationale Organisation fordert Grundrechte für Menschenaffen und beruft sich hierbei auf die von Wissenschaftlern immer deutlicher nachgewiesene Ähnlichkeit zwischen Menschen und Menschenaffen.

Auch wenn es kaum jemand weiß: Die Biologie hat uns und unsere haarigen Verwandten schon  vor Jahren zu einer Familie zusammengefasst. Zur Familie der "Hominidae" oder "Großen Menschenaffen" zählen Schimpansen, Bonobos, Gorillas, Orang-Utans – und Menschen.

Rund 99 Prozent unserer Erbinformation teilen wir mit den nicht-menschlichen Menschenaffen. Die Wissenschaft hat in den vergangenen Jahrzehnten erwiesen, dass es zwischen ihnen und uns keine kategorialen, sondern nur graduelle Unterschiede gibt. Sie fertigen gezielt Werkzeuge, verfügen über die Anfänge von Tradition und Kultur, Sprachfähigkeit, Selbstbewusstsein, hohe Sozialkompetenz und kennen moralische Regeln. Übrigens ähneln sie uns auch in ihren negativen Eigenschaften auf erstaunliche Weise. Unsere nächsten Verwandten in der Menschenaffen-Familie, die Schimpansen, sind berühmt für blutige Fehden mit benachbarten Affen-Horden.

Von ihrer Ähnlichkeit mit uns unbehaarten Verwandten haben die nicht-menschlichen Menschenaffen wenig. Wir missbrauchen sie in Laboratorien als Versuchstiere, benutzen sie in Zirkussen zur Unterhaltung und zerstören ihren natürlichen Lebensraum, den Regenwald. Wissenschaftler gehen davon aus, dass es spätestens in 20 bis 30 Jahren keine wildlebenden Menschenaffen mehr geben wird.

Grund genug, warum aus der nachgewiesenen emotionalen und intellektuellen Ähnlichkeit zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Menschenaffen ethische Konsequenzen gezogen werden sollten. Das fanden 1993 die Initiatoren des Great Ape Project, die italienische Philosophin Paola Cavalieri und ihr australischer Kollege Peter Singer. Sie erarbeiteten eine Deklaration, in der sie fordern, alle Menschenaffen - die menschlichen ebenso wie die nicht-menschlichen - als ethisch gleichwertig zu betrachten und nicht-menschlichen Menschenaffen wenigstens das Recht auf Leben, den Schutz der Freiheit und das Verbot von Folter zu garantieren.

Namhafte Wissenschaftler aller Fachrichtungen haben diese Deklaration seitdem unterzeichnet. Zu den Unterstützern des Projekts zählen unter anderem Schimpansen-Forscherin Jane Goodall, der Zoologe und Atheist Richard Dawkins sowie der verstorbene Kult-Autor Douglas Adams.

2011 wurde den beiden Initiatoren des Great Ape Project der Ethik-Preis der Giordano-Bruno-Stiftung verliehen.

Daniela Wakonigg

Weitere Informationen:
WDR-ZeitZeichen "20 Jahre Great Ape Project"