Benedikts Radio in Bayern

MÜNCHEN. Gerüchte, dass sich der BR („Bayerischer Rundfunk“) zum Erntedankfest 2007 in BR („Benedikts Radio“) umbenennen wird,

haben neue Nahrung bekommen.

Wer am gestrigen Montagvormittag das Radio einschaltete, konnte beispielsweise im Nachrichtenkanal Bayern 5 als eine der Top-Nachrichten erfahren, dass sich in Marktl am Inn eine Prozession von Joseph Ratzingers Geburtshaus zur örtlichen Kirche in Bewegung gesetzt habe. Im Fernsehprogramm des BR gab es über den Tag verteilt sage und schreibe sechs Sondersendungen, die sich mit dem Papst und seinem 80. Geburtstag befassten. Als Gipfel der Peinlichkeit darf jedoch eine Internetseite des BR angesehen werden, über die Glückwünsche für den Papst eingesammelt wurden. Die eingegangenen etwa 1.650 Geburtstagsgratulationen wurden dann zu einem in Leder gebundenen Buch zusammengefasst, eilig nach Rom expediert und von BR-Vatikankorrespondent Michael Mandlik freudestahlend dem Generaldirektor von Radio Vatikan übergeben.


Man fragt sich, was einen mehr beeindrucken sollte, die fröhliche Selbstverständlichkeit oder die Frechheit, mit der vom Bayerischen Rundfunk - einem öffentlich-rechtlichen Sender innerhalb der ARD, der dem Pluralismusgebot unterliegt - propagiert wird: „Geburtstag in Rom - Bayern gratuliert Papst Benedikt XVI“ (so der Titel der Sondersendung zur besten Sendezeit). Bei einem Katholikenanteil in Bayern von mittlerweile nur noch 57 % werden somit 43 % der Bevölkerung einfach vereinnahmt für den kollektiven Kotau vor dem Staatsoberhaupt einer kleinen Diktatur in Italien.
 


Vielleicht ist es an der Zeit, über einen Boykott der Rundfunkgebühren nachzudenken. Dazu wäre es notwendig, dass eine ausreichende Zahl an Fernsehzuschauern und Radiohörerinnen ihre Zahlungen an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk kürzt und den anteiligen Beitrag für einen Tag auf ein Sperrkonto einzahlt. Mit einer solchen Kampagne könnte skandalisiert werden, dass es offenbar Tage im Jahr gibt, an denen nicht-religiöse Bürgerinnen & Bürger hinnehmen sollen, dass für sie kein Programm gemacht wird. Spätestens zu Benedikts 85. Geburtstag böte sich eine Gelegenheit dazu, ganz sicher aber anlässlich der nächsten Papstwahl...
 

Gunnar Schedel