Nur keine Privilegien abbauen!
"Das bewährte Staatskirchenrecht in unserem Land ist eine geeignete Grundlage für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Religionsgemeinschaften."
Bewährt hat es sich vor allem für die Amtsinhaber der Großkirchen, die sich auf Kosten der Allgemeinheit ein schönes Leben machen. Während sich der Papst in einem alten Kleinwagen herumkutschieren lässt, genehmigen sich unsere Bischofe und Kardinäle eher die automobile Oberklasse.
Bei dem Staatskirchenrecht bezieht man sich unter anderem auf den Reichsdeputationshauptschluss aus dem Jahr 1803. Diese Vereinbarung diente der Versorgung der damals lebenden, durch Enteignung kirchlicher Ländereien arbeitslos gewordener Geistlicher – eine Art üppiges "Hartz 4" auf Zeit. Meines Wissens sind diese Empfänger staatlicher Leistungen aber inzwischen verstorben, weitere eventuelle Ansprüche vermutlich vielfach abgegolten.
Aber wenn man schon so weit in die Vergangenheit zurückgeht, um daraus Ansprüche abzuleiten, dann sollte man auch fragen, woher denn der bis dahin angehäufte Reichtum vor allem der katholischen Kirche kam. Man stellt dann unschwer fest, dass dieser mit überwiegend kriminellen Methoden ergaunert wurde. So stammt ein erheblicher Teil des vatikanischen Goldschatzes von den Raubzügen in Süd- und Mittelamerika. Weitere erhebliche Anteile stammen vom Ablasshandel und dem Vermögenseinzug von Opfern der Inquisition. Darüber hinaus ist die so genannte Konstantinische Schenkung, auf welcher ein erheblicher Teil an Macht und Vermögen der katholischen Kirche beruht, der vermutlich größte Betrugsfall der Menschheitsgeschichte.
Kriminelle Methoden werden bis in die heutige Zeit vom Vatikan fortgesetzt. Das Vermögen der Vatikanbank stammt teilweise aus Korruption, Geldwäsche und Waffenhandel.
Zusammenfassend muss man feststellen, dass die ganzen Skandale der Kirchen in den letzten Jahren und die zum Teil dadurch bedingte Austrittswelle von den beteiligten Parteien der großen Koalition völlig ignoriert werden. Selbst die Richtungsänderung im Vatikan scheint keinen Eindruck gemacht zu haben. Es wäre endlich an der Zeit, eine klare Trennung von Staat und Religion zu verwirklichen.
Stattdessen heißt es "weiter so" und bloß keine potentiellen Wähler verschrecken. Entsprechend dem bisherigen Politikstil der alten Regierung werden Probleme nicht gelöst, sondern auf die lange Bank geschoben. Auf lange Sicht wird sich das rächen, denn schon jetzt sind mehr als ein Drittel der Bevölkerung konfessionsfrei und dieser Anteil steigt rasant weiter an.
Bernd Vowinkel