Notizen aus den Benelux

Belgien:

Premier Verhofstadt ist den Niederlanden böse.

Das Vorhaben der Niederländer, eine Reihe

ihrer so genannten Coffeeshops direkt an die Grenze mit Belgien zu verlegen, hat Premier Verhofstadt in einem „bösen" Brief an seinen Kollegen Balkenende kritisiert. Er verweist dabei auf die entgegen gesetzten Festlegungen im niederländischen Regierungsvertrag und im Vertrag von Schengen. (Niederländisch)

Kappa im Gericht nicht gestattet

Ein Richter in Antwerpen hat einen Verdächtigen des Saales verwiesen, weil er eine Kappa trug. Er beruft sich auf den Artikel eines alten Gesetzes, der das Tragen einer Kopfbedeckung im Gerichtssaal verbietet. Derselbe Richter hatte bereits früher eine türkische Dolmetscherin mit Kopfbedeckung ausgeschlossen. (Niederländisch)

Dürftiger Kirchenbesuch in Flandern

Der Soziologe Jan Pickery, vom Studiendienst der flämischen Regierung, weißt nach, dass obwohl 50 % der Flamen sich als katholisch benennen, 2006 nur noch 7 % von ihnen jede Woche zur Kirche gehen. 1996 waren es noch 15 %. Insgesamt 13 % gehen nur noch Weihnachten oder Ostern in die Kirche. (Niederländisch)

Antinazi-Gesetz erst in der nächsten Legislaturperiode

Der Gesetzesentwurf, der es erlaubt die Bürgerrechte von für Rassismus und Negationismus verurteilten Personen abzuerkennen, konnte durch die Parlamentskommission nicht mehr abschließend beraten werden. Ursache ist die Blockadepolitik der neonazistischen Partei „Vlaams Belang", die das Gesetz als gegen die Partei gerichtet interpretiert. Parteichef Filip Dewinter will sogar politisches Asyl in den Niederlanden beantragen, falls der Entwurf zum Gesetz wird. (Niederländisch)

Minister soll Polen fern bleiben

Der flämische Abgeordnete Jan Rogiers (Spirit) hat im Parlament eine Resolution eingereicht, in der gefordert wird, dass der flämische Minister für ausländische Angelegenheiten, Geert Bourgeois, seinen geplanten Besuch in Polen absagen soll. Er soll damit ein Signal gegen die homophobe Politik der polnischen Regierung setzen. (Niederländisch)

Homo-Demonstration gegen Bischof

In Namen haben hunderte Personen gegen den Bischof von Namen, Léonard, demonstriert, der Homosexualität als abnormal bezeichnet hat. Aufgerufen hatte der „Holebi"-Bewegung. Einige Gegendemonstranten sammelten sich vor dem bischöflichen Palast, um Léonard zu unterstützen. Sie wollten jedoch nicht demonstrieren, sondern nur beten. Léonard bekräftigte später seinen Standpunkt, obwohl er mit einer solchen Meinung in den nächsten Jahren vielleicht dafür ins Gefängnis kommen würde. Für ihn ist das Verherrlichen der Homosexualität einen Rückfall in die Zeiten der alten Römer. (Niederländisch)

Euthanasie bei Babys ist eine Realität

Eine Studie der Universität Gent gibt an, dass der Tod der Hälfte der bis zu einem Jahr verstorbenen Babys die Folge von Euthanasie ist. In 9 % der Fälle wurden explizit Produkte zum Beenden des Lebens gereicht. 84 % der Fälle fanden auf Bitten der Eltern statt. (Niederländisch)

Flugzeugentführer wollte Gott näher kommen

Ein Belgier hat erfolglos versucht ein Flugzeug der Brussels Airlines zum Absturz zu bringen. Er hoffte, damit Gott näher zu kommen. Zwei Passagiere des Flugzeugs konnten den Mann überwältigen. Er kann mit 1.000 Euro und 1 Jahr Gefängnis bestraft werden. (Niederländisch)

 

Niederlande

 

Mekka liegt im Westen

Muslime, die im Haagschen Polizeirevier von Segbroek eingesperrt waren, haben eine Zeit lang nach Westen anstatt nach Osten gebetet. Die Polizei hatte ihnen zur Unterstützung eine Windrose auf die Mauer gezeichnet. Leider waren die Richtungen darauf falsch wiedergegeben. (Niederländisch)

Kann nur die Orgel Gott loben?

Viele Kirchengemeinden machen sich Sorgen wegen des zu erwartenden Mangels an Organisten. Am 6. Mai will die Protestantische Kirche in den Niederlanden (PKN) deshalb eine spezielle Kollekte organisieren, um das Fach der Kirchenmusik wieder anziehender zu machen. An den Konservatorien studieren pro Jahr nur noch 8 Musikstudenten für die PKN. Marcel Barnard, Hochschullehrer für Liturgie, ist aber der Meinung, dass die Orgel prinzipiell nicht das einzige Instrument zum Lobe Gottes ist. In Afrika gäbe es kaum eine Kirche mit Orgel und die Evangelikalen benützen ja auch alle möglichen anderen Instrumente. (Niederländisch)

Krach um Abweichler bei den Protestanten

Nachdem ein protestantisches Pastorenehepaar sich durch einen evangelikalen Prediger hat wiedertaufen lassen, sind sie durch die kirchlichen Autoritäten von ihrem Amt abgesetzt worden. Das wird kritisiert, weil zugleich in Middelburg der Pastor Klaus Hendrikse behauptet, Atheist zu sein. Nach ihm besteht der Gott, so wie er in der Bibel beschrieben wird, nicht. Hendrikse darf aber weiter predigen. Die Kirche verneint den Vorwurf des Messens mit zwei Gewichten. Wiedertaufen sei unwiderlegbar, während die so genannten Atheisten spitzfindige Argumentationen benützen würden. Nach ihnen ist das Verb „bestehen" auf Gott nicht anwendbar. Gott ist der Schöpfer des Bestehenden, aber deshalb ist er nicht Bestandteil des Bestehenden. Das alles ist sehr diffus und kaum zu belangen, sagt die Kirche. Das schärfere Auftreten gegen das Wiedertaufen stammt aber auch aus der zunehmenden Konkurrenz mit der evangelikalen Bewegung, die bereits viele Gemeinden an sich gebracht hat. (Niederländisch)

Vierzig Tage ohne Sex

Als Gegenstück zum freimütigen Programm „Spuiten & Slikken" (Spritzen und Schlucken) des Senders BNN will der Evangelische Rundfunk (EO) ein Programm mit dem Arbeitstitel „40 Tage ohne Sex" auflegen. Der EO fordere damit Jugendliche zwischen 18 und 24 Jahren heraus, vierzig Tage ohne Sex zu leben. (Niederländisch)

Wird der Protestantismus verschwinden?

Der jährliche Predigertag des Bundes der niederländischen Prediger befasste sich mit der Vorhersage des englischen Theologen Alister McGrath, dass der Protestantismus allmählich verschwinden und in der evangelikalen Bewegung aufgehen wird. Die meisten Sprecher widersetzten sich dieser Auffassung, da der Protestantismus sich ständig modernisiere. Vom Dogma sei er zum Dialog übergegangen. Man solle jedoch die „Eindeutigkeit" des Glaubens bewahren. Auch im reformierten Protestantismus sei der Theozentrismus zentral: Nicht die Kirche, sondern das Verhältnis zu Gott ist wichtig. Auch die Prediger können die Kirche nicht retten, wenn Gott es anders vorhat. Die evangelikale Bewegung ist übrigens eine Erbschaft des Protestantismus, weil sie vorrangig am persönlichen Glaubensverständnis anschließt. Diese Betonung kann aber andere wichtige Bestandteile des Glaubens wie Liturgie, Institutionen, Dogmen etc. gefährden. (Niederländisch)

Partei für die Tiere uneins über die Rolle der Religion

Die Vorsitzende der „Partei für die Tiere", Marianne Thieme kritisiert ihre eigene Partei, weil sie sich mehr als „säkulare Inquisition zum Kampf gegen die Religion" wie als Kämpfer gegen das Leid der Tiere betrachte. Ihre Gegner werfen Thieme jedoch vor, dass sie als Mitglied der Sieben-Tage-Adventisten mehr ihr eigenes Seelenheil als die Tiere verteidigen will. (Niederländisch)

Die Verbreitung des Korans ist ein ernstes Verbrechen

In der "Liberaal Reveil", der Zeitschrift des wissenschaftlichen Büros der Partei VVD, bezeichnet ein anonymer Autor das Verbreiten oder der Besitz des Korans als strafbar, weil er zu Gewalt gegen Juden, Abtrünnigen und Ungläubigen aufrufe. Der Redaktionschef, Dupuis, betont, dass es sich hier um eine private Meinung des Autors handelt und Religionen nach ihrem öffentlichen Handeln zu beurteilen sind. Der Autor ist bekannt, aber man habe ihm zur Anonymität geraten: „So ist das Klima heute in den Niederlanden, und ich sage das mit Bedauern" schreibt Dupuis. (Niederländisch)

Die Niederlande sind Heimstatt der Tierpornos

Eine Untersuchung stellt fest, dass acht von zehn weltweit registrierte Pornos, auf denen Menschen Sex mit Tieren haben, aus den Niederlanden kommen. In den Niederlanden ist Sex mit Tieren gestattet, so lange nicht bewiesen ist, dass die Tiere dadurch leiden. Obwohl exakte Zahlen nicht bekannt sind, machen die Filmfirmen Millionenumsätze. Besonders bei Amerikanern und Deutschen seien die Filme sehr gefragt. (Niederländisch)

 

International

 

Rasender Priester

Portugal - Der portugiesische Automobilistenverband hat dem Papst gebeten, einen Priester zu maßregeln, der sich mit einem Sportauto manchmal mit 200 Stundenkilometer in Portugal fortbewegt. Eine lokale Zeitung verteidigt dagegen den Priester, weil er drei Gemeinden zugleich zu betreuen habe. (Niederländisch)

Kein „satanischer Gesang" zum Songfestival

Schweiz - Eine Gruppe von Christen hat der Schweizer Organisation für das Eurovision Songfestival eine Petition mit 49.000 Unterschriften und der Forderung überreicht, ein in ihren Augen satanisches Lied von der Kandidatenliste zu streichen. In dem Song „Vampires are alive" verherrlicht der DJ Bodo (39) Satan und die Hölle. Schweizer Rundfunksender haben bereits angedeutet, dass sie den Song nicht spielen werden. Nicht weil er satanisch, sondern von schlechter Qualität ist. (Niederländisch)

Evangelikale hinterfragen den Vatikan

Italien - Die "Europäische Evangelische Allianz" will während einer Konferenz, Ende Mai in Italien, ihre Beziehungen zum Vatikan überdenken. Die Konferenz ist eine Folge des so genannten Koinonia-Reports den die Allianz zusammen mit dem Vatikan 2005 erarbeitete. Dort wird geschlussfolgert, dass die gegenseitige Uneinigkeit die Verbreitung des Evangeliums behindere. (Niederländisch)

Konferenz zur humanistischen Praxis in Europa

Italien - Die „European Humanist Professionals" (EHP) will in Juni 2007 während einer Konferenz in Turin (Italien) eine Übersicht über die praktischen Tätigkeiten der Humanisten in Europa in Bereichen wie Multikulturismus, Frauen, Ritualen etc. erarbeiten. Infos (Englisch)

Mönchskappen wieder gestattet

Italien - In Corleone, eine italienisches Mafiahochburg, darf das Gesicht wieder durch die traditionellen weißen Mönchskappen bedeckt werden. Vierzig Jahren lang war das Tragen dieser Kappen verboten, weil die Mafia sie als Masken benützte. Nach der Verhaftung der Mafiabossen Provenzano und Toto Riina soll Corleone nicht mehr „das Land der Mafia" sein, befindet der lokale Polizeikommandant. (Niederländisch)

Evangelikale gründen Netzwerk für Menschenrechte

Niederlande - Elf europäische evangelikale Menschenrechtsorganisationen, die sich für die Religionsfreiheit einsetzen, haben Anfang März während einer Konferenz in Amsterdam (Niederlande) das Netzwerk "Partnerschaft für Religionsfreiheit" (The Religious Liberty Partnership) gegründet.
Der Direktor der Kommission für Religionsfreiheit der WEA, Johan Candelin, sagte auf der Gründungssitzung: "Das ist ein historischer Tag. Nie zuvor hat es eine derartige Zusammenarbeit zwischen den wichtigsten evangelikalen Organisationen gegeben, die sich für die verfolgten Christen und Kirchen einsetzen." (Deutsch)

 

Rudy Mondelaers