Russland vor den Olympischen Spielen

Die Reporter ohne Grenzen decken in ihrem Bericht auch auf, wie es der russischen Führung gelang, ehemals eigenständige Sender wieder zu ihrem Sprachrohr zu machen. Sie fragen auch danach, wie das Staatsfernsehen seine monopolartige Stellung halten kann. Ebenso aufschlussreich sind die finanziellen Mittel, die Russland in seinen Auslandssender Russia Today (RT) steckt. Ausgestattet mit einem Budget in Höhe von circa 250 Mio. Euro jährlich will sich der Sender international als Alternative zu CNN International und BBC World etablieren. Und vermittelt ein Bild von Russland, das häufig wenig mit der Realität gemein hat.

Deshalb fordert ROG die aus Sotschie berichtenden Nachrichtenagenturen dazu auf, die von der "gastgebenden Nachrichtenagentur RIA Nowosti" angebotenen Nachrichten mit aller gebotener Skepsis zu nutzen und angesichts der massiven Kontrolle des russischen Fernsehens durch den Staat "Material staatsnaher russischer Sender" nur dann zu übernehmen, wenn dies deutlich als eben solches gekennzeichnet ist "und die Herkunft der Bilder durch Quellennachweise transparent" gemacht wird.

Berichterstatter sollten die Realität vor Ort im Blick behalten und "sich nicht durch professionell produziertes, vermeintlich journalistisches Material täuschen lassen, das im Auftrag der russischen Führung entsteht und deren Image im Ausland verbessern soll."

Denn der Widerspruch "zwischen dem modernen und weltoffenen Bild, das die russische Führung von ihrem Land vermitteln will, und der fehlenden Freiheit in einem Staat, der auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit nur auf Platz 148 von 179 Ländern steht" darf nicht aus dem (journalistischen) Blicke verloren werden.