Ferien - endlich Ferien!

BERLIN. Der hpd verabschiedet sich in die Sommerfrische mit einem Bericht über Arbeit, die

andere sich machen, damit unser „Nachwuchs" genügend Ferienspaß bekommen kann – beispielsweise mit Hilfe des Kinder- und Jugendbüros des Berliner HVD in Marzahn-Hellersdorf.

Das „Bündnis für Kinder" hält viele Aktivitäten im Feriensommer bereit, kostenfreier Kindertag in den Gärten der Welt, Kinotag im Le Prom Kino, Brückenfahrten mit der Reederei Star Line oder Stadtteilerkundungen der „Kiezdetektive", um nur einige zu nennen. Eigentlich organisiert das Kinder- und Jugendbüro Beteiligungsprojekte mit und für Kinder und Jugendliche in Berlins bevölkerungsreichsten Bezirken und - was nur wenige wissen – fast größtem Grüngürtel: Marzahn-Hellersdorf. Am nordöstlichen Stadtrand gelegen, leben im jüngsten Stadtbezirk etwa 250.000 Einwohner, von denen fast jede(r) Dritte ein Kind oder Jugendliche(r) ist. Hier hat seit 2005 (nach 12 Jahren im Marzahner Quartier) nun in der Kastanienallee 53-55, in einer umgebauten Kita das „Kinder- und Jugendbüro Marzahn-Hellersdorf" – seit 2003 ein Projekt des Berliner HVD –, sein Domizil.

Kinder und junge Heranwachsende informieren, begleiten, aktivieren, unterstützen, qualifizieren und stärken ist -- das Ziel von Ina Herbell und Insa Schlosser, den „Akteurinnen" des „KiJuBue"'s. Sie engagieren sich mit verschieden Projekten und Aktionsformen, mit vielen Partnern und großer Beteiligung von Kindern und Jugendlichen für die Rechte junger Menschen - während wir Urlaub machen oder andre, die sich keinen Urlaub woanders leisten können, ihre Kinder ebenso gut versorgt wissen wie jene, die im Sommer arbeiten gehen müssen.

Für das Projekt Jugendwettbewerb Stadtumbau Ost wurde das Kinder- und Jugendbüro mit der „Goldenen Göre", Preis des Deutschen Kinderhilfswerks für bundesweit herausragende Beteiligungsprojekte ausgezeichnet.

Feriensommer des Bündnisses für Kinder

Das „Bündnis für Kinder" ist ein zivilgesellschaftliches Netzwerk, in dem Bürger/innen, Bezirkspolitiker, Verwaltungsfachleute, Aktive der Kinder- und Jugendarbeit freier wie kommunaler Träger zusammenwirken. „Ein Projekt des Bündnisses, das 2003 gegründet wurde, ist u.a. der Feriensommer, was wir als Organisationszentrale nur koordinieren", so Ina Herbell vom Kinder- und Jugendbüros. Dieses Ferienprojekt für etwa 12.000 Schülerinnen und Schüler der 36 Grund- und Sonderschulen in den sechs Stadtteilen im Bezirk ist über drei Jahre gewachsen und setzt heute eine berlinweit einmalige Tradition fort.

Ziel dieser Ferienaktion war und ist es, der wachsenden Zahl von Kindern im Bezirk, deren Familien sich keine Ferienreisen oder Ausflüge mehr leisten können, trotzdem fröhliche, spannende und erlebnisreiche Ferien zu organisieren - und das preiswert oder sogar kostenlos.

Um das zu gewährleisten, bedarf es zum einen vieler Ideen und zum anderen Institutionen, die Geld geben oder bestimmte Leistungen realisieren. Hier „glühen" dann die Telefone im Kinder- und Jugendbüro, denn Sponsoren und Partner können immer mehr werden und jeden Moment anrufen, wünscht sich Insa Schlosser.

Damit auch alle davon Kenntnis haben, wo, was und wann stattfindet, werden sämtliche Veranstaltungen aller Partner auf 14.000 stadtteilbezogene Flyer in Farbe gedruckt und an die Schulen verteilt. Die Layout-Firma consalis-media übernahm die kostenlose Gestaltung. Auch übers Internet ist es jederzeit möglich, sich die Flyer auszudrucken.

Allen Wünschen gerecht zu werden, ist schier unmöglich

Sehr beliebt sind Exkursionen ins Tierheim Hohenschönhausen. Hier sorgt auch in diesem Jahr das Busunternehmen Dr.-Hermann-Tourist für den kostenlosen Transport. Mittagessen liefert die bekannte Firma Bärenmenue.

Auf der Beliebtheitsskala ganz oben steht die Nutzung der Sporthallen in den Ferien. Keine leichte Sache, denn normalerweise sind in den Ferien die Schulen ja geschlossen. In Kooperation mit der Sportjugend und dem Sportamt ist es in diesem Jahr möglich, in sieben Schulsporthallen z.B. Ballspiele u.a. durchzuführen. Übungsleiter, die vom Landessportbund und dem Bündnis für Kinder eine geringe Aufwandsentschädigung erhalten, betreuen die Kids.

Besonders begeistert ist das Bündnis, dass es durch engagierte Mitstreiterinnen gelungen ist, in diesem Jahr die Reederei Star Line mit ins Boot zu holen. Für einen Obolus von 3 € (inklusive Wurst und Getränk) können insgesamt an neun Tagen etwa 700 Kinder aus Marzahn-Hellersdorf, die auch bei Touristen sehr beliebte Brückenfahrt genießen.

Weitere Attraktionen des Feriensommers sind ein Kinderkinotag mit ermäßigtem Eintritt, kostenloser Kindertag in den „Gärten der Welt", Aktionstage der Freiwilligen Feuerwehren in Falkenberg, Kaulsdorf und Marzahn sowie Aktionstage der Polizei all dies auch Dank der Geldspenden privater Sponsoren und Partner von rund 8.000 € sowie attraktiver Sachspenden werden 4.000 € direkt an Ferienhorte und Kinderfreizeiteinrichtungen in Form von BVG-Fahrscheinen und Eintrittsgeldern für Museen, Bäder, Freizeitattraktionen und Tierpark ausgereicht.

Stadtspiele der Kiezdetektive

Die Stadtspiele der Kiezdetektive, die nicht nur im Feriensommer „Streife" gehen, organisiert das Kinder- und Jugendbüro seit zehn Jahren sehr erfolgreich. Das ist eine Schatzsuche der besonderen Art. Kinder im Grundschulalter durchkämmen Stück für Stück ihren Stadtbezirk und finden zum einen die besten, coolsten und spannendsten Ecken und Plätze. Zum anderen spüren sie Missstände auf wie Umweltsünder oder meckernde Erwachsene. Sie erkunden alles im Interesse der Kinderfreundlichkeit. Positives wie Negatives werden auf einer Kinderversammlung Öffentlichkeit und Politik präsentiert und gemeinsam nach Verbesserungsmöglichkeiten gesucht.

Dieses, seit 1997 existierende Beteiligungsangebot, ist ein kontinuierliches Projekt des Kinder- und Jugendbüros. Es ist ein sehr umfangreiches Projekt, das in vier Phasen geplant und realisiert und deshalb hier nur angerissen wird.

Die Kinder, in Gruppen meistens 10 bis 15 Jungen und Mädchen, mit einigen Fotoapparaten bewappnet, laufen in zwei- bis zweieinhalb Stunden etwa drei Erkundungspunkte an. Was sie für wichtig halten wird fotografiert. Das können schön gestaltete Anlagen und Parks, sog. Schätze, aber auch nicht gesicherte Baustellen, „ungangbare" Verkehrsübergänge, sog. Stolpersteine, und v.a. mehr sein.

Eine Auswertungsphase (mindestens zwei Treffen mit den Kindern) schließt sich an. Nun wird ausgewählt, was dem Bürgermeister und den Stadträten bei der Kinderversammlung präsentiert werden soll. Die Kinder erläutern dann der Bürgermeisterin anhand ihrer Fotos Schätze und Stolpersteine bzw. ihre Wünsche und Vorschläge.

Ina Herbell und Insa Schlosser erfassen dann alle Aussagen und Fotos und übermitteln diese allen Ämtern, beteiligten Institutionen und dem Bezirksamtskollegium. Jetzt ist der Weg frei für die eigentliche Kinderversammlung. Kinder und Öffentlichkeit werden über den Zwischenstand auf dem laufenden gehalten.

Die Kinderversammlung beim Bürgermeister - seit 2006 Bürgermeisterin ist inzwischen eine Institution. Etwa 2.500 Jungen und Mädchen waren schon Kiezdetektiv - jährlich werden es mehr: eine ungeschöpfte Forschungsquelle für reale Kinder-Wert-Vorstellungen - wenn sich Soziologen dafür interessieren würden!

Eine kleine Aufzählung dokumentiert, welche Vorschläge die Kiezdetektive begründeten:

  • Spiel- und Bolzplätze an Schulen öffentlich nutzbar gestalten
  • Öffentlichen Bolzplatz an der Schorfheidestr. mit Toren bzw. Streetballkörben ausrüsten
  • Überquerung der Märkischen Allee in Höhe nördlicher Ausgang des S-Bhf. Ahrensfelde durch Fußgängerschutzweg oder Ampel sicherer gestalten
  • Straßenbahnhaltestelle am Center zu den Eichen sicherer ausbauen, insbesondere Querung des Radwegs
  • Öffnung von Schulhöfen, um Kindern und Jugendlichen Nutzung von Spiel- und Sportflächen anzubieten (Fuchsberg-Grundschule, Klingenberg-Realschule)
  • Einrichtung von Spielstraßen bzw. Freigabe für Skater auf geeignetem Straßenland (z.B. Fahrradstraße).

Der Erfolg und die inzwischen gewachsene „Beteiligungskultur" ist natürlich Ausdruck der Langlebigkeit und der kontinuierlichen, pädagogischen Arbeit des Kinder- und Jugendbüros. Neben öffentlichen Geldern müssen auch Spenden- und Stiftungsgelder eingeworben werden, was nicht immer leicht fällt. Trotzdem sind Ina Herbell und Insa Schlosser stolz auf ihre „Kiezdetektive", die bei Kindern und Erwachsenen soviel Anklang finden.

Der hpd geht jetzt in die Sommerpause. Auch dieser Bericht zeigt, wie es ein gutes humanistisches Leben im Säkularen gibt, dass wie selbstverständlich der Religionen nicht bedarf ... und dass der hpd noch viel zu berichten hat, wenn er wieder „arbeitet".

GG