HVD gegen die Schließung von Radio Multikulti

BERLIN. (hpd) Der Landesvorstand des Humanistischen Verbandes Deutschlands,

Landesverband Berlin, hat sich auf seiner gestrigen Sitzung einstimmig gegen die geplante Schließung des Radiosenders Multikulti ausgesprochen. In einem öffentlichen Aufruf „Radio Multikulti muss bleiben“ fordert der HVD den Rundfunk Berlin-Brandenburg auf, diese kurzsichtige Entscheidung zurück zu nehmen und den Sender weiterhin als verbindendes Instrument der multikulturellen Vielfalt Berlins zu unterstützen.

Ein Sender wie Radio Multikulti, der ein kleines Publikum mit Musik, Infos, Reportagen und Stadtgeschehen versorgt – nicht den „Mainstream“ und den „Allerweltsgeschmack“ trifft, sondern Spezielles, Außergewöhnliches, Kreatives, Fremdes aus den verschiedenen Welten sammelt, vorstellt, diskutiert und vermittelt – genau so ein Sender passt zur Berliner Medien-und Kulturlandschaft und vor allem zu seinen Bewohnern aus vielen Ländern unserer Welt.

Der Landesvorstand des Humanistischen Verbandes Deutschlands HVD, Landesverband Berlin e.V. verabschiedete auf seiner Sitzung am 3. Juni 2008 folgenden Beschluss:

„Von den 45.000 Schülerinnen und Schülern, die der Humanistische Verband im Fach Lebenskunde in der Berliner Schule unterrichtet, kommen viele aus einem Elternhaus mit Migrationshintergrund. Wir wissen daher nur allzu gut, wie notwendig Integration in dieser Stadt ist, wie wichtig es ist, Brücken zwischen den einzelnen Communities und zwischen der Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft zu bauen und wie sehr Communities einer öffentlichen Stimme bedürfen, die hilft, unsere Stadt ihnen zur Heimat werden zu lassen.

All diese Funktionen hat Radio Multikulti in den letzten Jahren in exzellenter Weise
wahrgenommen. Diesen Sender jetzt zu schließen, halten wir für einen kulturpolitischen Skandal. Die Gründung von Radio Multikulti war nach den furchtbaren Ereignissen von Solingen ein Signal, Schluss zu machen mit der
Diskriminierung und Ausgrenzung eines beträchtlichen Teils von Bürgern unserer Gesellschaft. Integration ist auch eine Aufgabe aller öffentlich-rechtlichen Rundfunksender. Berlin, die Stadt der Novemberprogrome gegen Minderheiten, heute die Stadt des weltberühmten Karnevals der Kulturen, in nur kurzer Zukunft eine Stadt, in der dann die Hälfte der Schulanfänger einen Migrationshintergrund haben wird, diese Stadt braucht einen besonderen Sender Radio Multikulti.
Sparentscheidungen sind immer politische Entscheidungen und Fragen der Prioritätensetzungen.

Wir fordern die Intendantin und den Rundfunkrat des RBB auf, ihrer kulturpolitischen Verantwortung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gerecht zu werden und den Schließungsbeschluss rückgängig zu machen.

Der Humanistische Verband ist mittlerweile Arbeitgeber von über 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir haben mit unserem Verbandsbeschluss, Menschen mit Migrationserfahrung bei uns bevorzugt einzustellen, gute Erfahrungen gemacht. Wir fordern eine sichere Zukunft bei diesem Sender für die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Radio Multikulti, die uns jeden Tag viel Freude machen.“