„Christen pro Ethik“ – Erklärung

BERLIN. (hpd) Nach Abschluss der Unterschriftenaktion von „Pro Reli“ erklärt die Initiative „Christen für Ethik“: Berlin braucht den gemeinsamen Ethikunterricht – Kirchen sollten Image nicht weiter beschädigen.


Das Ergebnis der Unterschriftenaktion von „Pro Reli“ nehmen wir zur Kenntnis, können ihm aber wegen des massiven Einsatzes von Geldern und wegen der irreführenden bis wahrheitswidrigen Werbung keinen Respekt zollen.

Achtung haben wir vor den Mühen vieler HelferInnen von „Pro Reli“, die meinten, einer guten Sache zu dienen. Mögen ihre und die Anstrengungen aller Religionslehrkräfte und GemeindekatechetInnen am Ende unserem gemeinsamen Anliegen zugute kommen, dass die christlichen Kirchen ihre Kraft in eine zukunftsträchtige Lösung der Berliner Schul- und Gemeindeprobleme mit einbringen und sich nicht allein auf die Durchsetzung eines Abwahlmodells Religions- oder Ethikunterricht konzentrieren.

Als Christinnen und Christen distanzieren wir uns entschieden davon, dass unsere Kirchen aus der zu respektierenden bürgerschaftlichen Initiative „Pro Reli“ eine kirchenoffizielle Angelegenheit, ja oft sogar eine Frage des rechten Glaubens gemacht haben. Dadurch wurde zu unserem großen Bedauern Vertrauen in unsere Kirchen und in die Demokratie missbraucht und veraltetes Lagerdenken gefördert.

Wegen des ihrem Auftrag zuwider laufenden parteilichen Verhaltens der Kirchen fordern wir von ihnen analog zum Parteienfinanzierungsgesetz öffentliche Rechenschaft über die Höhe der immensen Kosten für die Kampagne und über die Namen der Großspender.

Wir brauchen das gemeinsame Pflichtfach „Ethik“ in Berlin für die Klassengemeinschaften des 7. bis 10. Jahrganges dringend. Davon bleiben wir überzeugt und wir werden dies in den kommenden Monaten weiter öffentlich machen. Wir werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass in diesem Fach mehr vergleichende Religionskunde und entsprechende Begegnungsmöglichkeiten praktiziert werden.
Die Aneignung der Werte unseres Grundgesetzes und das Einüben von Regeln und Normen für das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kulturen, Religionen und Weltanschauungen in unserer Stadt sind heute genauso wichtig, wie es das Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen seit Jahrhunderten ist.

Wir wiederholen: SchülerInnen der 7. bis 10. Klasse haben in Berlin weiterhin (wie 1948–1990 im Westteil der Stadt) die Freiheit, sich denjenigen Bekenntnisunterricht, den sie und ihre Eltern wollen, zu ihrem normalen Stundenplan hinzu zu wählen. Etwa ein Viertel der Jugendlichen nutzt diese Angebote. Es sind nur 1 bis 3% weniger als vor der Einführung des gemeinsamen Ethikunterrichts in Berlin.
Für die Kinder der 1. bis 6. Klasse hat sich durch das neue Fach Ethik in Berlin nichts geändert. Für sie können die Eltern weiterhin Religions- oder Weltanschauungsunterricht wählen. Drei Viertel aller Eltern machen für ihre Kinder davon Gebrauch.

Im Blick auf die Ergebnisoffenheit des bevorstehenden Volksentscheides halten wir es für dringend erforderlich, dass auf allen Ebenen die demokratischen Verfahrensweisen eingehalten werden. Wir betonen dies ausdrücklich, denn es wäre verhängnisvoll, wenn das Ansehen unserer Kirchen in weiten Kreisen der Bevölkerung auch dadurch weiter beschädigt würde und wenn noch mehr Gemeindeglieder sich aus Gruppenloyalität gegen ihre Überzeugung entscheiden müssten.

Für „Christen pro Ethik“:
gez. Michael-Erich Aust, Almuth Berger, Josef Göbel, Ruthild Hockenjos, Hildegard Hoffmann, Constanze Kraft, Gisela Lattmann-Kieser, Martin Lotz, Ruth Priese, Hans Simon, Henning von Wedel

Pressekontakt am 26.1.2009

bis 12:30 Uhr und 18 bis 22 Uhr: Josef Göbel (030 / 4426127) und Ruth Priese (030 / 6574230)
von 12:30 Uhr bis 18 Uhr: Martin Lotz  (030 / 8155458)    

Koordinierungskreis:
Stephan Frielinghaus, Pfarrer; Josef Göbel, kath. Theologe; Hildegard Hoffmann, evang. Theologin/Katechetin; Martin Lotz, Pfarrer; Ruth Priese, evang. Theologin; Hans Simon, Pfarrer; 
Henning von Wedel, Pfarrer

Anschrift: Christen pro Ethik, c/o Josef Göbel, Knaackstr. 23, 10405 Berlin

Spendenkonto: Fachverband Ethik e.V.
Kto.-Nr.  6603 1199 84 bei der Berliner Sparkasse (BLZ 100 500 00)
Kennwort: Christen pro Ethik, Name, Vorname
bei Spenden über 30 € bitte auch Anschrift, wenn eine Spendenquittung zugesandt werden soll.