OP gibt Opfern von Genitalverstümmlung Hoffnung

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Buchtitel Wüstenblume Waris Dirie

LONDON, England (CNN/hpd) Täglich erdulden Tausende Mädchen eine erzwungene Genitalverstümmlung. Es handelt sich um eine umstrittene kulturelle Tradition, die in Teilen Afrikas, Südamerikas, dem Mittleren Osten und Asien üblich ist und die regelmäßig zu Infektionen bis hin zum Tode führen kann.

Den von Olivia Sterns für CNN verfassten Artikel hat hpd-Autorin Fiona Lorenz leicht modifiziert, gekürzt und übersetzt.

Die mit der weiblichen Genitalverstümmlung verbundenen Gesundheitsgefahren sind zunehmend bekannt und haben zu internationalen Bemühungen geführt, die Ausübung zu verbieten.

Das Supermodel Waris Dirie ist mittlerweile eine der Hauptsprecherinnen der Bewegung gegen weibliche Genitalverstümmlung. Ihre Geschichte, die sie unter dem Titel „Wüstenblume“ veröffentlichte, wurde nun verfilmt.

Traumatisch, wie die körperlichen Konsequenzen sein mögen, auch die psychischen und sexuellen Probleme sind zu berücksichtigen, die aus der Genitalverstümmlung resultieren. Eine Senegalesin, die als Fünfjährige beschnitten wurde, beschreibt ihr Leben damit als „Wunde, die mich an jedem Tag meines Lebens quält“.

Aber eine neuartige Behandlung, die von einem französischen Arzt, Pierre Foldes, entwickelt wurde, eröffnet Hoffnung für die Opfer dieser Praxis.

Vor nahezu 30 Jahren begann Dr. Foldes mit Opfern weiblicher Genitalverstümmlung zu arbeiten, während er ehrenamtlich in Burkina Faso tätig war. „Ich traf eine Population von Frauen, die unter Verstümmlung litten. Einige von ihnen fragten mich, ob ich Dinge in Ordnung bringen könne, die schmerzhaft waren“, erklärte er, und bezieht sich dabei auf das Narbengewebe, das sich häufig über der Klitoris bildet. „Als ich nach Frankreich zurückkehrte, wurde mir klar, dass es dazu keinerlei Daten gab, keine Verfahren.“

Seither hat Foldes eine einfach Rekonstruktionsprozedur entwickelt, in der das schmerzende Gewebe entfernt wird und in der tatsächlich die Klitoris rekonstruiert wird, indem die Bänder weg geschnitten werden, um die ursprüngliche Wurzel freizulegen.

Nach sechs bis acht Wochen, sagt er, scheine der Bereich wieder normal. Nach sechs Monaten fange das Gefühl an, zurückzukehren. „Die Ergebnisse werden besser und besser“, sagt Foldes. „72 bis 75 Prozent der Patientinnen sind nach 18 Monaten in der Lage, wieder eine normale Sexualität zu erleben.“ (...)

Operation nur ein Teil des Gesamtproblems

„Der chirurgische Eingriff ist nur ein kleiner Teil des Gesamtproblems. Wir haben ein ganzes Psychologen-Team, welches einige Monate noch mit den Patientinnen arbeitet.“

Dr. Foldes schätzt, dass er über 3.000 Frauen in seinem Krankenhaus in Frankreich operiert hat. Weil weibliche Genitalverstümmlung in Frankreich ein Verbrechen darstellt, war es Dr. Foldes möglich, das französische Gesundheitssystem dazu zu bewegen, die Kosten der Operation zu vergüten, und mittlerweile erhalten rund 70 Prozent seiner Patientinnen die Behandlung umsonst.

„Es ist wie eine Vergewaltigung“, sagt Foldes, und vergleicht damit die Brutalität und das Trauma, welche durch die weibliche Genitalverstümmlung ausgelöst wird. „Es ist sehr wichtig, mit den Aggressionen und den Emotionen umzugehen, um nach und nach zu einer normalen Sexualität zurückzukehren.“

Über die Jahre, sagt Foldes, habe er einigen scharfen Widerstand gegen seine Arbeit erhalten, bis hin zu mehreren Todesdrohungen von radikalen Islamisten. Davon lässt er sich jedoch nicht beirren. (...)