Öffnung oder neue Fangmethoden?

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Konfirmation / Foto: Thomas Häntsch

WEEZE. (hpd) Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland beabsichtigt die Rahmenbedingungen für die Teilnahme an der Konfirmation zu reformieren. Dies kündigte der EKM-Bildungsreferent Christhard Wagner in der Ostthüringer Zeitung an.

Eine Betrachtung zur angestrebten „Aufweichung“ der  Konfirmationsvoraussetzungen in der evangelischen Kirche.

Von Thomas Häntsch

„Wir wollen zeigen, dass die Tür immer offen steht.", sagte Wagner der Zeitung. Gut gebrüllt – Löwe. Aber dass die Türen der Kirchen in Mitteldeutschland offen stehen, bezweifelt kaum ein Mensch hierzulande - weder diejenigen, die die Kirchen besuchen, noch die anderen, die damit nichts zu schaffen haben. In der Praxis ist es doch schon lange Gewohnheit, dass wir quasi alle für die Kirche die Türstopper spielen – ob wir nun wollen oder nicht.

Ein Beispiel dafür ist die Präsenz der Kirche im MDR, deren Unkosten über die GEZ Gebühren von allen Rundfunk- und Fernsehteilnehmern beglichen werden. Mehrmals am Tag und das die ganze Woche über dürfen Kirchenvertreter auf den verschiedenen Wellen dieses Senders reden oder sagen wir es offen - missionieren. Angefangen von der alltäglichen Verkündigungssendung bis hin zu Gottesdienstübertragungen bekommt man die volle Ladung in die Breitseite.

Doch kann dieser Aufwand eine Entwicklung nicht verhindern. Die Kirchen bleiben leer und allein diese Leere ist es, die sich immer mehr vergrößert. Die Zahlen des kirchlichen Lebens sprechen in dieser Beziehung eine eindeutige Sprache. Nur noch in den Predigten geht es himmelan, die Realität des Kirchendaseins nimmt den umgekehrten Weg.

Aus dieser Not heraus soll es nun der Konfirmation an blütenweißen Kragen gehen. Die Feier der Konfirmation galt bisher als jahreszyklisches Fest, auf dem sich die Jugendlichen zu dem Glauben bekannten, der ihnen bei der Säuglingstaufe ungefragt aufgedrückt wurde. Nun arbeiten die theologischen Strategen an einer Lösung, die es möglich macht, auch nicht getaufte Jugendliche mit dem kirchlichen Segen zu bedenken. Das heißt, wer sich nach der zweijährigen Konfirmandenzeit nicht zur Taufe entschließt wird trotzdem bedacht - allen Traditionen zum Trotze.

Wie waren die Worte von Herrn Wagner?
„Wir wollen zeigen, dass die Tür immer offen steht."

Und so nimmt man heutzutage scheinbar ausnahmslos jeden, den man erwischen kann. Gilt da etwa die Devise: Egal, was der Einzelne denkt, vielleicht zahlt ja der eine oder andere, der spät zum rechten Glauben bekehrten, jungen Menschen einmal Steuern in die klammen Kassen ein.

Nun könnte einer auf die Idee kommen, und dem widersprechen. Doch glaubt man Herrn Wagner, so wird die Kirche in Zukunft nichts mehr dagegen haben, wenn Jugendliche sowohl an der Konfirmation als auch an der Jugendweihe teilnehmen. Klingt das nicht auffällig nach ideologischer Buntwäsche, bei der einiges abfärben könnte?

Ferner bezeichnet Herr Wagner die Jugendweihe als ein Ritual, dass sich in einigen Gegenden gehalten (!) habe.

Tatsache ist aber, dass sich der Gegenpol zu Konfirmation evangelisch und Firmung katholisch nicht nur gehalten, sondern in den Nachwendejahren in ganz Deutschland verbreitet hat. Unter dem Dach von „Jugendweihe Deutschland e.V.“ sind Landesverbände in ganz Deutschland organisiert. Selbst in katholisch geprägten Bundesländern wie NRW oder Bayern ist die Feier der Jugendweihe „salonfähig“ geworden.

Da bleibt abzuwarten und zu beobachten, wie groß die Resonanz auf die die geplanten Veränderungen in der mitteldeutschen evangelischen Kirche sein wird.
Bei all dem wäre er aber höchste Zeit, dass allen diesen Bräuchen für die Heranwachsenden gleicher Stellenwert bei der Förderung eingeräumt wird.