„Topographie des Terrors“

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Fotos © Evelin Frerk

BERLIN. (hpd) Vor einem Monat wurde auf historischem Grund die Dokumentation „Topographie des Terrors“ eröffnet. Ein Provisorium fand nun einen geschützten Ort, dessen Gesamtkonzeption in seiner Klarheit und Ruhe beispielhaft ist. Neben dem Holocaust-Memorial der zweite unübersehbare Ort der Erinnerung in Berlin an den Terror des Nationalsozialismus.

Es ist der historische Ort: Wilhelmstraße und (ehemalige) Prinz-Albrecht-Straße (heute: Niederkirchnerstraße), Dort standen die Gebäude, in denen die Geheime Staatspolizei (Gestapo), die Reichführung SS und das Reichssicherheitshauptamt ihren Sitz hatten. Zu sehen ist nichts.

Die eine Hälfte des Geländes ist mit Bäumen bewachsen, die andere eine weite Fläche, mit scharfkantigen weißen Steinen bedeckt, aus denen heraus sich ohne optischen Übergang ein lang gestrecktes Gebäude wie ein hellgrauer Käfig erhebt. Neben dem Martin-Gropius-Bau, hinter einem langen Reststück der Berliner Mauer, hat seit Anfang Mai die Dokumentation „Topographie des Terrors“ ihren Platz gefunden.

Die Gebäude wurden, wie die ganze Berliner Innenstadt, durch die Luftangriffe während es Zweiten Weltkriegs in Ruinen verwandelt, nach Kriegsende nach und nach abgerissen und das Gelände negiert. Ein Übungsgelände für „Autofahren ohne Führerschein“ und eine Bauschuttverwertungsfirma nutzten das große Freigelände direkt an der Mauer für ihre Zwecke.

Andere Grundstücke an der Mauer waren bereits bebaut worden, als es noch die unvermauerte Sektorengrenze gab, wie das Hochhaus des Axel-Springer-Verlages, mit dessen Bau 1959 begonnen worden war. Der im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Martin-Gropius-Bau wurde 1966 unter Denkmalschutz gestellt und seit 1978 wieder aufgebaut. Diese Fläche, an der auch durch die Straßenumbenennung nichts mehr an die „Prinz-Albrecht-Straße“ erinnerte, das Synonym für die Zentrale der Gestapo und SS, blieb unbebaut.

In Ost-Berlin, nur ein paar hundert Meter weiter, war das ehemalige Regierungsviertel nördlich der Leipzier Straße an der Wilhelmstraße (Auswärtiges Amt, Alte Reichskanzlei, Neue Reichkanzlei) komplett abgerissen und nach Jahren der Wüstenei mit Wohnblöcken bebaut worden. Jegliche Erinnerung, insbesondere an die Reichskanzlei Hitlers Wilhelmstraße/Voßstraße war städtebaulich verschwunden.

Das Areal schien in Vergessenheit geraten zu sein, bis sich dann mit Beginn der 1980er Jahre Engagierte aus dem Verein „Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin“ und der „Berliner Geschichtswerkstatt“ auf „Spurensuche“ begaben und mit Aktionen wie „Nachgraben“ auf diesen „Ort der Täter“ wieder aufmerksam machten. Ein erster begonnener Bau zur Dokumentation der „Topographie des Terrors“ wurde nicht fortgeführt und die bereits entstandenen Treppenhäuser 2004 wieder abgerissen. Ein neuer Wettbewerb führte zu dem jetzt fertig gestellten beachtlichen Ergebnis.

Auf 45.700 Quadratmetern wurde diese Gedenkstätte errichtet, die ja auch vornehmlich an die Opfer erinnern soll. Für rund 25 Mio. Euro entstand damit ein zweiter Ort der Erinnerung an die Verbrechen der NS-Zeit im Zentrum Berlins, der sich in seiner Eigenart konzeptionell grundsätzlich vom nahe gelegenen Holocaust-Memorial unterscheidet. Dort wurden mit einem vergleichbaren Kostenaufwand (27,6 Mio. Euro) in einem Rasterfeld 2.711 Stelen auf 19.000 qm gebaut, denn „Ausmaß und Maßstab des Holocaust machen jeden Versuch, ihn mit traditionellen Mitteln zu repräsentieren, unweigerlich zu einem aussichtslosen Unterfangen.“ (Architekt Peter Eisenmann).

Das einzige historische Relikt aus der früheren Bebauung sind Reste von Kellermauern, die entlang der ehemaligen Berliner Mauer freigelegt wurden. Das Bedürfnis nach Konkretisierung von Geschichte zeigt sich u. a. darin, dass Besucher immer wieder anderen Schauriges erzählen: „Das sind die Folterkeller gewesen!“, was nicht den Tatsachen entspricht, da die Verhafteten in den Vernehmungszimmern im ersten und zweiten Stock gefoltert wurden. Wer solche Richtigstellungen als kleinkarierte Pingeligkeiten ansieht, wird mit der Dokumentation nicht viel anfangen können.