Notizen zu Nordkorea 22

Menschenrechte in Nordkorea: Internationale Herausforderung und europäische Lösungen

Seit 1997 ist die Deutsche Welthungerhilfe in Nordkorea aktiv. Zu dieser Zeit litt das Land unter einer Hungersnot, die zwischen hunderttausenden und bis zu zwei Millionen Menschen das Leben gekostet hat. Nach einer Notversorgung in der ersten Zeit wandelten sich die Projekte der Welthungerhilfe zunehmend in Richtung "Hilfe zur Selbsthilfe": Durch kleine Gewächshäuser, die von den Menschen auf Dächern oder Balkonen aufgestellt werden können, konnte die Versorgung der Stadtbevölkerung verbessert werden. Und die Landwirtschaft wird beispielsweise durch den Anbau von Nahrungsmitteln gefördert, die an das Klima Nordkoreas angepasst sind. So sollen Frühkartoffeln die Versorgungslücke schließen, die jährlich im Frühsommer auftritt, wenn die Reisvorräte aufgebraucht sind. Auch die Möglichkeiten zur Lagerung von Saatgut wurden verbessert, so dass dieses den Winter unbeschadet überstehen kann.

Wenig später verbreitete die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA die Meldung, dass Sandra Suh, die Gründerin der US-amerikanischen Organisation Wheat Mission Ministries, ebenfalls des Landes verwiesen wurde. In diesem Fall wurden ihre Verfehlungen klar benannt: Suh habe in ihren häufigen Besuchen in den letzten zwanzig Jahren unter dem Vorwand helfen zu wollen heimlich Fotos und Videos in Nordkorea aufgenommen und diese im Ausland als Propaganda-Material gegen Nordkorea verwendet. Man habe sie aufgrund ihres hohen Alters nur des Landes verwiesen statt sie wegen Spionage zu verurteilen, was die "Großzügigkeit" der Gesetze Nordkoreas zeige.

Auf der Website und dem Flickr-Account der Organisation wurden Fotos und Videos entfernt. Ob die Veröffentlichung von Bildern auf diesen Plattformen zu den Maßnahmen führte, ist unklar. Zu sehen waren dort vor kurzem etwa Bilder aus Waisenhäusern oder Krankenstationen, die von der Organisation versorgt werden. Die ärmlichen Zustände der Einrichtungen waren zwar deutlich zu erkennen, aber solche und noch viel drastischere Bilder sind auch von anderen Organisationen veröffentlicht worden.

Wheat Mission Ministries setzt sich seit 1989 für Nordkorea ein. Die Organisation soll Hilfen im Wert von 2 Millionen Dollar pro Jahr in das Land gebracht haben.

Währenddessen veröffentlichte das Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten der Vereinten Nationen einen Bericht, demzufolge 27,9 Prozent der nordkoreanischen Bevölkerung an chronischer und 4 Prozent an akuter Mangel- und Unterernährung leiden. Bei 18 Millionen Menschen (etwa 70 Prozent der Bevölkerung) sei eine adäquate Ernährung nicht sichergestellt. Für die Umsetzung geplanter Projekte im Ernährungs-, aber auch im sanitären oder medizinischen Bereich benötige man im Jahr 2015 111 Millionen Dollar, von denen erst 17 Prozent bei den UN-Organisationen eingegangen seien.

Kurznachrichten

Die seit Ende Oktober 2014 geltende Einreisesperre für Touristen wurde Anfang März 2015 wieder aufgehoben. Die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes für Nordkorea wurde zurückgenommen. Auch die 21-tägige Quarantänezeit, die sowohl für in Pjöngjang lebende Ausländer als auch für von Reisen zurückkehrende Nordkoreaner galt, wird nur noch auf Personen angewandt, die aus von Ebola betroffenen Staaten kommen. Die Entscheidung Nordkoreas, Ausländern die Teilnahme am diesjährigen Pjöngjanger Marathon nicht zu gestatten, wurde offensichtlich zurückgenommen.

Meldungen zufolge soll ein nordkoreanisches Paar in Pakistan wegen des illegalen Verkaufs von Alkohol festgenommen worden sein. Es wurde kurz darauf wieder freigelassen, weil sich herausstellte, dass es sich um Mitarbeiter der nordkoreanischen Botschaft handelte. Der skurril anmutende Vorfall hat einen nachvollziehbaren Hintergrund: Die diplomatischen Vertretungen werden angehalten, im Ausland möglichst viele Devisen zu erwirtschaften. Erst im März wurde ein Gesandter Nordkoreas in Bangladesch kurzfristig festgehalten, weil er versucht hatte, in seinem Handgepäck 27 Kilogramm Gold in das Land zu schmuggeln.

Die (bekannten) Aktivitäten der nordkoreanischen Botschaft in Berlin wirken dagegen geradezu harmlos: Ein Gebäude auf dem Gelände wird seit 2007 an einen Hostelbetreiber verpachtet.

SARAM e.V.
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