Marschiert die Türkei in Syrien ein?

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BERLIN. (hpd) Seit dem Wochenende kursieren Meldungen durch die Medien, dass das NATO-Mitglied Türkei plant, mit 18.000 Soldaten in Syrien einzumarschieren.

Bislang war die Nachrichtenlage dazu aber etwas unklar, meldeten doch nur die Deutsch-Türkischen Nachrichten (DTN), dass der Einmarsch "beschlossene Sache" sei. Zu lesen war, dass es zwei Optionen gäbe: "entweder wird die Türkei eine Pufferzone errichten und diese dann den Rebellen und den Kurden-Milizen überlassen, oder das türkische Militär wird sich über zwei Jahre hinweg in Syrien aufhalten."

DTN beruft sich in der Meldung darauf, dass der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdoğan und Übergangspremier Ahmet Davutoğlu den türkischen Streitkräften den Befehl erteilt haben sollen, nach Syrien einzumarschieren.

Die Huffington Post griff das Thema heute früh auf und warnt gleichzeitig vor den dramatischen Folgen, die ein Einmarsch der Türkei in Syrien für die Region - aber auch für Europa - hätte. "Am Montag ist der Nationale Sicherheitsrat der Türkei unter Vorsitz von Erdogan zusammengetreten… Dabei soll über einen Einsatz gesprochen worden sein, der auch einen Bodeneinsatz umfasse" heißt es dort ohne Hinweise auf Ergebnisse der Beratung.

Wegen der öffentlich gewordenen Pläne und der bereits erfolgten Mobilmachung der Türkischen Luftwaffe hat der PKK-Führer Murat Karayılan vor einem Bürgerkrieg in der Türkei gewarnt. Er drohte laut DTN der Türkei in einem aktuellen Interview, das Land "in einen 'Kriegsschauplatz' zu verwandeln, falls die türkischen Streitkräfte in Syrien intervenieren sollten."

Gestern Mittag wurde - ebenfalls nur von DTN - mitgeteilt, dass das Militär den Einmarschbefehl von Erdoğan ignorieren würde. "Die türkischen Streitkräfte haben zwar 18.000 Soldaten an die türkisch-syrische Grenze versetzt, doch zu einem Einmarsch wird es offenbar zunächst nicht kommen. Die Entsendung der Soldaten seien defensiver Natur und würden dem Grenzschutz dienen… Damit ignorieren die Generäle den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan, der zuvor gemeinsam mit dem Übergangspremier Ahmet Davutoğlu den Befehl zum Einmarsch erteilt haben soll."

Am gestrigen Abend verbreitete DTN die Mitteilung, dass der Nationale Sicherheitsrat die Pläne für einen Syrien-Einmarsch zurückgezogen habe. Allerdings bleiben rund 18.000 türkische Soldaten und das Zweite Luftwaffenkommando weiterhin in Alarmbereitschaft.

Auch wenn es den Anschein hat, dass die Situation vor Ort sich etwas beruhigt hat; die Gefahr eines militärischen Eingreifens der Türkei in Syrien ist noch nicht gebannt. Wie die NZZ mitteilt, will sich der Nationale Sicherheitsrat der Türkei am heutigen Dienstag noch einmal zusammensetzen und über die Situation beraten.

Der Standard begründet das "Säbelrasseln" mit den Worten: "Ankara ist besorgt, dass die Kurden die von ihnen eroberten Gebiete in Nordsyrien zu einem zusammenhängenden Landstreifen vereinen und einen eigenen Staat ausrufen könnten." Das war auch schon der Grund, weshalb sich die Türkei lange dagegen gewehrt hat, kurdische Kämpfer über die Grenze nach Syrien zu lassen, die die Stadt Kobane verteidigen wollten.