Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft politischer Bildung in Europa

Bildung als große Hoffnung

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Vedrana Spajic-Vrkas, David Kerr, Georg Pirker, Michalis Kakos, Sogol Noorani, Yulia Pererva (v.l.n.r.)

Vom 10. bis 12. November trafen sich in Zagreb jene, die politische Bildung betreiben, sowohl innerhalb als auch außerhalb von Schule. Ca. 400 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus europäischen Ländern diskutierten, informierten und vernetzten sich im Rahmen der von der Bundeszentrale für politische Bildung, DARE und anderen Einrichtungen hervorragend organisierten NECE-Konferenz 2016. Annette Barnscheidt vom Humanistischen Verband Deutschland (HVD), Bereich Lebenskunde, sieht darin eine wichtige Funktion des Verbandes im Hinblick auf europäische Demokratie und Menschenrechtsbildung.

NECE (Networking European Citizenship Education) bietet Akteuren der politischen Bildung Gelegenheit zum Austausch auf vielen Ebenen. Die Informationen, Diskussionsbeiträge und Workshops, nicht zu vergessen die field trips, sind inspirierend und tragen Früchte. Auch wenn die Konferenz überschattet war von den Wahlergebnissen in den USA, in denen sich auch die ernüchternden Wahlergebnisse und Tendenzen vieler europäischer Wahlen spiegeln, war der Ruf nach verbindlichen, länderübergreifenden Kriterien für eine solide, demokratiefördernde politische Bildung nicht zu überhören. Vielleicht sogar lauter denn je.

Prof. Vedrana Spajic-Vrkas beschrieb deutlich, mit welchen Widerständen Kommissionen zur Einführung, Implementierung und Evaluierung von demokratiefördernden Bildungsinhalten zu kämpfen haben. In Kroatien, wie auch in anderen europäischen Ländern ist das Ringen um den sensiblen Bereich der politischen Bildung deutlich zu spüren. Konservative, ja sogar rechte, religiöse Gruppen versuchen vermehrt, progressive Bildungsreformen zu blockieren.

Bei aller berechtigter Kritik an der Europäischen Union im Bereich Wirtschaft, der gezeichnet ist von neoliberalen Strategien und Entsolidarisierung, so ist doch der Bereich Bildung eine große Hoffnung. Die Berichte über EU Projekte von Erasmus + und anderen Programmen zeigen, wie sehr die Partner auf Europaebene von den Synergieeffekten der Länder profitieren. Wenn diese nur verbindlich und effektiv flächendeckend eingeführt und umgesetzt werden könnten.

"Ich bin hocherfeut über die Vernetzungsmöglichkeiten von NECE. Höhepunkte der Veranstaltung waren für mich der Besuch der NGO 'Youth Initiative for Human Rights' und der Workshop 'Social media and post factual democracy'", sagt Meike Jens, Leiterin des PEARLS Projektes.

Das Verhindern von frühzeitigem Schulabbruch von Kindern der Roma Gemeinschaften (PEARLS= Preventing Early School Leaving Through Inclusive Strategies) fand regen Anklang und sowohl Sogol Noorani von Eurydice als auch Prof. Vedrana Spajic-Vrkas der Zagreb Universität waren an Austausch interessiert.

Tetiana Storozhko, eine Doktorandin aus der Ukraine initiierte spontan eine Sektion zum Thema Inklusion von Roma und war begeistert vom PEARLS Projekt und den Ansätzen sowie den Projekten von Prof. Spajic-Vrkas Universitätsfakultät. Die Bewahrung von Rroma Geschichte sowie die Stärkung der Identität und Inklusion in die jeweiligen Gesellschaften stellte für alle Beteiligten dieser Sektion der Open Space Veranstaltung ein großes Anliegen dar. Beide Teilnehmerinnen betonten die Bedeutung der Geschichten, die erzählt werden. Kinder befragen die Eltern und Großeltern und die Aufzeichnung, das Dokumentieren des Erzählten ist von großem Wert.

Tetiana Storozhko und Prof. Vedrana Spajic-Vrkas
Tetiana Storozhko von der Hrushevsky Institut (Universität), Ukraine und Prof. Vedrana Spajic-Vrkas der Zagreb Universität bei der OPEN SPACE Section Roma inclusion

Annette Barnscheidt, vom HVD Berlin-Brandenburg (Bereich Lebenskunde): Immer wieder wurde während der Konferenz der Wunsch nach einem verbindlichen, übergreifenden und für alle europäischen Länder anwendbaren politischen Unterricht geäußert. Ein Unterricht, in dem die zentralen Werte einer demokratischen Gesellschaft gelernt und gelehrt werden, - vor allem jetzt, in diesen immer schwieriger und undemokratisch werdenden Zeiten. Ich hätte mich am liebsten auch aufs Podium gesetzt und hätte unseren Humanistischen Lebenskundeunterricht vorgestellt, mit den wunderbaren Ideen, den Möglichkeiten der Meinungsbildung, der Freiheit und der Würdigung dessen, wofür so viele gekämpft haben nach 1945, den Menschenrechten.

Annette Bernscheidt
Annette Barnscheidt stand während der Konferenz für Fragen zum Thema PEARLS und Humanistische Lebenskunde zur Verfügung, beim Projekt Markt, vor dem PEARLS Projekt Poster