Bangladesch

Forderungen nach einem Ende des Islam als Staatsreligion

shahbag_projonmo_square_uprising_demanding_death_penalty_of_the_war_criminals_of_1971_in_bangladesh_32.jpg

Zehntausende Demonstranten: Die säkulare Shabag-Bewegung 2013 in Bangladesch
Shabag-Bewegung

Laut der britischen Zeitung The Independent denken führende Politiker in Bangladesch derzeit darüber nach, den Islam als Staatsreligion abzuschaffen. Seit einem Militärputsch in den 1970er Jahren ist der Islam in der ursprünglich säkular konzipierten Verfassung des Landes als Staatsreligion verankert.

Der Vorschlag, den Islam als Staatreligion abzuschaffen, stammt von Dr. Abdur Razzak, einem führenden Mitglied der regierenden Awami-Liga Partei und ehemaliger Minister für Ernährung. Laut The Independent stellte Razzak seine Idee im Nationalen Presse Club in der Hauptstadt Dhaka vor. Nach Razzak ist das säkulare Denken tief in Bevölkerung von Bangladesch verankert und nicht die Angelegenheit einer Minderheit.

Bangladesch ist in den vergangenen Jahren immer wieder in die Schlagzeilen geraten, weil dort säkulare Aktivisten von Islamisten ermordet wurden. Obwohl sich rund 90 Prozent der bengalischen Bevölkerung zum Islam bekennen, zeigte das Aufkommen der säkularen Shabag-Bewegung im Jahr 2013, dass es in der Bevölkerung auch ein großes Interesse daran gibt, den politischen Einfluss des Islam zurückzudrängen. Zehntausende demonstrierten damals auf den Straßen und forderten unter anderem härtere Strafen für Kriegsverbrechen, die in den 1970er Jahren von Islamisten begangen wurden.

Auch wenn Razzaks Forderung nach Abschaffung des Islam als Staatsreligion vorerst wahrscheinlich keine Mehrheit in der Politik finden wird: dass die Vormachtstellung des Islam und seine Auswüchse in Bangladesch problematisch sind, scheint auch führenden Politikern langsam klar zu werden. Jüngst hob Premierministerin Scheich Hasina in einer Rede hervor, dass es wichtig sei, als Staat für das Wohl von Minderheiten zu sorgen – auch von jenen weltanschaulicher Natur. Primärer Beweggrund für die ungewöhnliche Sorge scheint das Ansehen von Bangladesch im Ausland sowie die damit verbundenen Fördermöglichkeiten für die Wirtschaft des Landes zu sein. Die Premierministerin wies in ihrer Rede jedenfalls darauf hin, dass Bangladesch ein Land gemeinschaftlicher Harmonie sei, welche um jeden Preis aufrecht erhalten werden sollte, um die Entwicklung des Landes und sein Image zu verbessern.