Malaysia: Blasphemie-Vorwurf für den Film "Mentega Terbang"

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Screenshot aus dem Film bei YouTube
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Der im Jahr 2021 veröffentlichte Film "Mentega Terbang" handelt von einem muslimischen Mädchen, welches auch Inhalte anderer Religionen untersucht. Für die malaysischen Behörden ein Grund den Film im Jahr 2024 wegen blasphemischer Inhalte zu verbieten und den Regisseur Khairi Anwar wie auch den Produzenten Tan Meng Kheng zu belangen. Ein Vorgehen, das religiöse Gruppen erfreut und Menschenrechtsorganisationen schockiert.

Mentega Terbang ("Schmetterling"), noch zu sehen auf YouTube, handelt von der muslimischen Teenagerin Aisyah, ihrer liberal-religiösen Familie und Menschen unterschiedlicher Religionen, die das Mädchen umgeben. Aisyahs Mutter ist schwer krank und verstirbt im Laufe des Filmes. Ein Grund, warum die aufgeweckte Aisyah sich mit dem Tod und religiösen Vorstellungen vom Leben nach dem Tod oder auch der Wiedergeburt beschäftigt. In einer Szene sitzt die Familie nach dem Gebet beim Abendessen und das Mädchen liest aus einer Bibel die christliche Erlösungsbotschaft Johannes 3,16 vor und bespricht sie mit den Eltern. In einer anderen wird über die Konditionen gesprochen, nach denen Menschen in den Himmel kommen können. Jedoch muss sich Aisyah beim Nachbarn entschuldigen, weil sie sich über seine religiösen Ansichten lustig gemacht und vermeintlich "heiliges Wasser" getrunken hat. Sich über das Religionsverständnis anderer lustig zu machen akzeptieren die Eltern nicht.

Neben Koran und Bibel beschäftigen Aisyah auch die Veden und der Buddhismus. Während der konservative Nachbar ihre Untersuchungen verdammt, ermutigt der Vater sie weiterhin ihre Zeit mit ihren Studien zu verbringen. Auch liebäugelt er nach dem Tod der Mutter mit der Idee, dass es eine Wiedergeburt gebe und seine Frau zurückkehren könne. Da die Mutter das Sonnenlicht und die Schmetterlinge so liebte, verbrachte sie ihre letzten Wochen gern auf der Terrasse. Als Aisyah am Ende des Filmes einen Schmetterling auf dem Grab der Mutter entdeckt, muss sie lächeln.

Ein Film, der mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurde. Einige waren begeistert vom liebevollen und offenen Umgang der Familie miteinander und der Auseinandersetzung mit ganz unterschiedlichen religiösen Konzepten. Andere wiederum kritisierten die Szenen, in denen der Islam hinterfragt wird, und den liberalen Charakter des Vaters.

Von der Kritik bis zu Anzeigen und gar Morddrohungen war es für einige muslimische Hardliner nicht weit. Regisseur Khairi Anwar wurde mit dem Tod bedroht und wurde zusammen mit dem Produzenten von "Mentega Terbang" Tan Meng Kheng im Januar 2024 in Kuala Lumpur vor Gericht gestellt. Bereits 2023 war der Film verboten und von Streaming-Plattformen gelöscht worden, nachdem sich muslimische Gruppen beklagt hatten.

Regisseur und Produzent drohten bei Verurteilung ein Jahr Haft plus eine mögliche Geldstrafe wegen Blasphemie. Sie wurden zunächst auf Kaution entlassen. Khairi Anwar musste 6.000 malaysische Ringgit (etwa 1.170 Euro) zahlen und sich jeden Monat bei der Polizei melden. Tan Meng Kheng musste 6.500 malaysische Ringgit (circa 1.260 Euro) zahlen. Zudem erhielten beide ein Verbot, über den Fall zu sprechen.

Ein Vorgehen, dass nicht nur Menschenrechts- und Meinungsfreiheitsorganisationen wie Amnesty International, Freedom for Film Network und Article19 kritisierten. Sie und viele weitere Verbände und Privatpersonen fordern von Malaysia, die Anschuldigungen gegen die beiden Filmschaffenden sofort fallen zu lassen und den Film wieder freizugeben.

Auch Khairi Anwar und Tan Meng Kheng sehen im Verbot ihres Filmes ein irrationales Vorgehen und einen Verstoß gegen ihr verfassungsmäßiges Recht auf freie Meinungsäußerung. Sie haben einen Rechtsstreit mit der malaysischen Regierung wegen des Filmverbotes begonnen.

Der noch bei YouTube einsehbare Film ist auf Malaysisch, jedoch sind viele Passagen in Englisch, sodass der Film auch außerhalb Malaysias für viele verständlich sein dürfte.

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