Menschenwürde statt Ungerührtheit, Entschädigung statt hohler Worte!

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Das Aktionsbündnis Betroffeneninitiativen und die Giordano-Bruno-Stiftung protestierten gestern bereits auf dem Münchner Marienplatz.
Protest gegen die kirchliche Missbrauchsvertuschung auf dem Münchner Marienplatz

Heute wird im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München das von der Kanzlei Westphal Spilker Wastl erstellte Gutachten zu sexualisierter Gewalt durch Kleriker und Mitarbeiter des Erzbistums München und Freising der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Ereignisse machen exemplarisch deutlich, worin das "System Kirche" besteht: Machtmissbrauch, Intransparenz, Willkür. Davon zeugt die "Aufarbeitung nach Gutdünken" durch eigene Gutachten wie in Köln und München, die mal veröffentlich werden, mal nicht, jedenfalls aber nur den Willen der kirchlichen Auftraggeber repräsentieren, immer nur so viel Klarheit und Wahrheit zu zulassen, wie ohnehin schon durch Betroffene und Presse aufgedeckt wurden. Es braucht endlich eine von außen durch den Staat garantierte unabhängige Aufklärung und Aufarbeitung der systematischen Verbrechen an Kindern und Jugendlichen und ihrer Vertuschung durch bischöfliche Verantwortungsträger.

In zwölf Jahren ist bisher kein Verantwortungsträger der Kirche auf die Idee gekommen, Betroffene der Täterorganisation bei der Gründung kirchenneutraler Anlaufstellen und der Vernetzung der aus Eigeninitiative entstandenen Selbsthilfegruppen und Vereine zu unterstützen. Eine klare Forderung an die Kirche, aber auch an Staat und Politik ist daher weiterhin die Bereitstellung finanzieller Mittel für die Selbstorganisation der Betroffenen, damit sie aktiv und selbstbestimmt für die individuelle und institutionelle Aufarbeitung der Verbrechen an ihnen sowie für Aufklärungsarbeit und Prävention eintreten und wirken können.

Mit dem sogenannten Verfahren zur "Anerkennung des Leids" Missbrauchsbetroffener nach vorgeblich rechtsstaatlichen Maßstäben wird in gewohnter Intransparenz und Willkür über das Leben der Opfer entschieden und für die Unversehrtheit ihres Leibes und ihrer Seele sowie die Wiederherstellung ihrer Menschenwürde Beträge festgesetzt, die sich daran orientieren, was die Kirche sich leisten will, nicht danach, was gerecht und angemessen wäre. Unsere erneute Forderung ist daher: Schafft das unwürdige und fehleranfällige Verfahren ab! Kehrt zurück zum 2019 von einer Expertenkommission der Deutschen Bischofskonferenz vorgeschlagenen Verfahren! Gebt den Betroffenen endlich die Stimme, die ihnen zusteht. Hört auf, über uns zu reden! Redet mit uns!

Wir wurden Opfer des katholischen Systems von Kirche und deshalb sagen wir euch auch ohne Lehramt: "Kehret um und Ihr werdet leben" (Hesekiel 18,32).

Das Aktionsbündnis Betroffeneninitiativen und die Giordano-Bruno-Stiftung begleiten die Vorstellung des Gutachtens mit einer Demonstration, die heute von 10:00 bis 20:00 Uhr vor dem "Haus der Bayerischen Wirtschaft" (Max-Joseph-Straße 5) in München stattfindet. Weitere Informationen auch über die anderen Protesttage hier.

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