Pakistan

Mob brennt Viertel in Faisalabad wegen Herabwürdigung des Korans nieder

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Nachdem am 16. August zwei christliche Brüder im zum Distrikt Faisalabad gehörenden Jaranwala der Blasphemie beschuldigt worden waren, wurden muslimische Gläubige zu einem Mob aufgestachelt. Dieser Mob beschädigte acht Kirchen und diverse Wohnhäuser in Kirchennähe. Das Brüderpaar sowie knapp 150 Personen aus dem Mob wurden festgenommen. Bewaffnete Truppen wurden eingesetzt, um christliche Gebäude zu sichern. Menschenrechtsorganisationen fordern den Schutz religiöser Minderheiten.

Am vergangenen Mittwoch soll im Distrikt Faisalabad ein pakistanisches Brüderpaar christlichen Glaubens eine Ausgabe des Korans beschädigt und den muslimischen Propheten Mohammed herabgewürdigt haben. Angaben von Reuters zufolge sollen nach Auskunft von Provinzpolizeichef Usman Anwar Seiten eines Korans mit Kommentaren in rot versehen und aus dem Buch herausgerissen worden sein. Den Blättern sei dann eine weitere Seite angeheftet worden, die Namen, Adressen und Personalausweisnummern der Brüder enthielt. Alles zusammen sei zu einem islamischen Geistlichen gebracht worden, der muslimische Gläubige zum Protest aufrief und die Festnahme der Beschuldigten einforderte.

Wie der Guardian berichtet, riefen schließlich mehrere muslimische Geistliche per Moscheelautsprecher zu Versammlung und Protest auf. Ein Mob hunderter Menschen formierte sich, der in Jaranwala insgesamt acht Kirchen und diverse, in dem Moment bereits verlassene Wohnhäuser christlicher Personen angriff. In Videos ist zu sehen, wie mit Stöcken, Metallstangen, Steinen und anderem bewaffnete Menschen Möbel aus Gebäuden werfen, auf Mauern einschlagen und schließlich Objekte und Gebäude anzünden. Das Haus eines der beschuldigten Brüder wurde ebenfalls in Brand gesetzt. Es wurden keine Personen getötet oder verletzt. Die herbeigerufene Polizei erhielt Unterstützung von paramilitärischen Truppen, um den Mob zu zerstreuen und die Umgebung zu schützen.

Nachdem knapp 150 am Mob Beteiligte festgenommen worden waren, wurde am Freitag, den 18. August auch das der Blasphemie beschuldigte Brüderpaar verhaftet. Zuvor hatte Bilal Mahmood Sulehri von der Polizei Punjab eine Festnahme im Gegenzug für eine Einstellung der Attacken angekündigt.
Anwar ul Haq Kakar, geschäftsführender Premierminister Pakistans, verurteilte die Mob-Handlungen und kündigte strenge Maßnahmen gegen diejenigen an, die gegen das Gesetz verstoßen und Minderheiten angreifen würden.

Zu Wort meldeten sich auch die Minoritäten-Allianz Pakistan, welche den Zwischenfall verurteilte, die Menschenrechtsorganisation Amnesty International, die den Schutz von Minderheiten einforderte, und christliche Gruppen, die die Zerstörungen an Kirchen, Wohnhäusern und einem Friedhof sowie Bibeln anprangerten.

Die pakistanische Regierung wird von zahlreichen Menschenrechtsgruppierungen dafür kritisiert, dass die bereits vor der letzten Verschärfung – welche Blasphemie unter anderem als Terror bestraft – strengen Anti-Blasphemie-Gesetze nicht nur religiösen Eiferern und ihren Wünschen nach Lynchjustiz in die Hände spielen, sondern auch Potential zu Missbrauch bieten. So können etwa die geschäftliche Konkurrenz oder auch unbeliebte Mitmenschen in die Mühlen der Justiz geworfen und so quasi aus dem Weg geräumt werden.

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