Wer zeigt am 8. März Solidarität mit den weiblichen Opfern der Hamas?

Systematische Vergewaltigungen sind kein Freiheitskampf

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Graffiti in Kiryat Hamelacha, Israel, das die Freilassung der Geiseln in Hamas-Gefangenschaft fordert
"#Bring them home"-Graffiti

Feministinnen begehen heute international den Frauentag. Einige bezeichnen ihn als FLINTA (*Frauen, Lesben, Trans, Inter)-Kampftag. Vor fünf Monaten verübten palästinensische Terroristen eine sadistische Misshandlungsorgie in Israel. Seit 154 Tagen befinden sich noch über 130 Zivilisten in Geiselhaft der Hamas, darunter 19 Frauen. Die brutalen Sexualverbrechen der Djihadisten wurden sorgfältig dokumentiert. Dennoch schweigen maßgebliche Teile der Frauenrechtsbewegung im Westen. Eine Rekonstruktion des Geschehenen, der sexuellen Motive im antisemitischen Gewaltexzess und der Vermeidungsstrategien des progressiven Lagers.

Die selbsternannten Gotteskrieger von Hamas und Islamischem Djihad stürmten am 7. Oktober 2023 israelische Kibbuze und das Nova-Musikfestival. Sie hinterließen ein Blutbad, Schneisen der Verwüstung und den Gestank von verbrannten Leibern. Die antisemitische Vernichtungstat nahm 1.400 Menschen das Leben – eine unterschiedslose Hinrichtung von Juden, Christen, Muslimen, Religionsfreien, Israelis, Touristen, Frauen, Männern, Kindern, Babys und Greisen. 260 Menschen wurden in den Gazastreifen entführt, gar deportiert. Besonders sticht das Ausmaß der sexuellen Gewalt im Rahmen des Massakers hervor.

Israelische Teams zur Leichenidentifizierung und Vergewaltigungsaufklärung stehen angesichts der fürchterlichen Dimension des Gemetzels vor einer Mammutaufgabe. Viele Geschädigte wurden grauenhaft bis zur Unkenntlichkeit malträtiert. Augenfällig sind die sexuellen Übergriffe. Barbarische Tötungskommandos vergewaltigten Frauen bei totem und lebendigem Leib. Sie verstümmelten ihre Körper, stachen mit Waffen in den Unterleib, amputierten Brüste und warfen diese "spielend" durch die Gegend. Abschließend verbrannten die kaltblütigen Killer ihre Opfer. Aufgrund der Widerwärtigkeit des Attentats versagten herkömmliche Instrumente der Missbrauchsermittlung und Forensik, sodass "keine traditionelle Vergewaltigungsuntersuchung" der Aufhellung half. Selbst UN-Women, die erfahrungsgemäß nicht an der Seite Israels steht, spricht von einem systematischen, geschlechtsspezifischen Gräuel.

Schambefreite Snuff-Filme des Terrors

Nicht wenige Peiniger filmten sich und die Leidtragenden. Voller Tatenstolz wurden Verwandte während des Attentats angerufen und ihnen wurde über den "Erfolg" berichtet. Exemplarisch für die Frauenverachtung der Schergen stehen die Verschleppungen von Naama Levy und einer unbekannten Dame, die, mit einem weißen Tuch überworfen, gezwungen im Golfwagen der Menschenräuber mitfährt.

Naama Levy ist 19 Jahre alt. Ein Hamas-Video von ihrer Geiselnahme im Gaza-Streifen ging um die Welt. Die junge Frau saß mit gefesselten Händen, blutverschmierter Hose und nackten Füßen auf dem Rücksitz eines schwarzen Pickups, bis sie an den Haaren gezogen von einem Milizionär auf den Rücksitz gestoßen wird. Allem Anschein nach wurde Naama Levy sexuell missbraucht und gefoltert. Die Terroristen präsentieren der jubelnden Masse eine entwürdigte Frau als sexuelle Beute und Trophäe.

Im Videomaterial vom Rückzug der Islamisten nach vollzogener Terrortat fiel dann noch eine weibliche Silhouette auf, die mit einem weißen Laken überdeckt im Entführerfahrzeug hockt. Keiner weiß, wer sie ist und ob sie noch lebt. Ihre gewollte Unkenntlichkeit vermittelt die Botschaft: Frauen müssen gesichts- und stimmlos sein!

Die Schandtaten vom 7. Oktober erinnern an das Vorgehen des Islamischen Staates (IS) und an die sexuelle Versklavung von jesidischen Frauen. Hinterbliebenenorganisationen möchten die Weltgemeinschaft daher mit "Hamas rapISt" wachrütteln. Was in den Missbrauchsstätten des IS zum Vorschein kam, begegnet uns nun konzentriert im grauenvollen Umgang der palästinensischen Terroristen mit israelischen Frauen: Es waren Islamisten mit einer regelrechten Mordlust am Werk. Die enthemmte Gewalt ist das Ergebnis der Verquickung von Libido, Frauenhass und Judenmord.

Radikalislamische Misogynie gepaart mit lustvollem "Sexualantisemitismus"

Wie die jesidische Frau den Schlächtern des Islamischen Staates als "unrein" gilt und damit zur Vergewaltigung freigegeben wird, erscheint auch die Israelin der Hamas als "sündhaft verdorben" und "bedrohlich" zugleich. Eine Armeedienst leistende, arbeitende, studierende oder hedonistisch auf einem Festival feiernde, freizügig gekleidete Frau aus Israel verkörpert das Gegenbild des islamischen Patriarchats. Die frauenfeindlichen und sexualneidischen Motive im Antisemitismus sind durch den Nationalsozialismus bekannt. Der Jude sei "hinterlistig lüstern" und die Jüdin "dämonenhaft verführerisch". Hitler kommentierte die Frauenemanzipation als Projekt "jüdischen Intellekts".

Hinter der perversen Elimination von "unsittlich" projizierten Frauen stecken sexualpathologische Machtfantasien und eine tiefe Eifersucht. In Gaza herrscht eine erzreaktionäre Männerordnung, die Frauen als Nachwuchsproduzentinnen für den Djihad missbraucht und ihnen jede Selbstbestimmung abspricht. Der Terrorüberfall auf Israel war eine phallische Demonstration patriarchaler Überlegenheit. Zusätzlich hat das Morden den Tätern eine obszöne sexuelle Freude bereitet, was psychologische Gründe hat.

In jeder Sekunde des Alltags nötigt die islamistische Diktatur Gazas der Bevölkerung eine repressive Sexualmoral auf. Es waltet ein Blickregime und die Aufgabe des großen Djihads, der moralisch-strengen Selbstzucht. Die Sexualverbrechen des 7. Oktobers boten den Islamisten die Möglichkeit, ihre reale Ohnmacht in sexuell ungehemmter Allmacht auszuleben. Das entgrenzte Blutbad versprach einen Lustgewinn. Auch erfüllt es Mitglieder aus autoritären Strukturen mit einem enormen Selbstwertschub, wenn Minderwertigkeitskomplexe durch den Märtyrerstatus im Heiligen Krieg gegen Zionismus und "Unmoral" kompensiert werden können.

Es kann nicht sein, was nicht sein darf

Wie verhält sich der Feminismus und die progressive Bewegung angesichts dieser Bestialität der Frauenverachtung? Man sollte erwarten, dass die sexualisierten Gewalttaten vom 7. Oktober ganz oben auf der Agenda von Frauenrechtsbewegungen stehen und eine unbedingte Solidarität mit den israelischen Frauen eintritt. Stattdessen verhält es sich andersherum: Weite Teile des dominierenden postkolonialen Feminismus sind bemerkenswert still, verleugnen schlimmstenfalls die Sexualverbrechen oder verklären diese zum Widerstandsakt der Palästinenser.

Die Ursachen des traurigen Wirklichkeitsverlusts sind in den Irrwegen der Queer Theory und dem Intersektionalismus zu finden. Mit dem Hamas-Massaker zeigten sich ganz reale Formen der Entwürdigung von Frauen. Durch die Fokussierung des Queerfeminismus auf Themen wie Transgeschlechtlichkeit und politisch korrekter Sprache entsteht der Eindruck, als hätte die Bewegung den Blick für das Wesentliche verloren. Man verrennt sich in Grabenkämpfe über diskursive Gewalt und übersieht dabei den konkreten geschlechtsspezifischen Terror. Oder anders ausgedrückt: Dort, wo es schwerfällt, das politische Subjekt Frau zu definieren, schwindet die Achtsamkeit gegenüber ihrer schlimmsten Demütigung.

Judith Butler, Begründerin der Queer Theory und Ikone der Postmodernen, trieb die Umdeutung des Massakers vor wenigen Tagen auf die Spitze. Nachdem sie bereits vor Jahren die Hamas als Teil der internationalen Linken bagatellisiert hatte, äußerte sie jüngst in der französischen Talkshow paroles d'honneur (dt.: Ehrenworte) Folgendes: "Wir können unterschiedliche Ansichten über die Hamas als politische Partei haben, wir können unterschiedliche Ansichten über den bewaffneten Widerstand haben. Aber […] der Aufstand vom 7. Oktober war ein Akt des bewaffneten Widerstands […] Das war ein Aufstand." Damit rationalisiert Butler sexuellen Missbrauch und verleiht ihm einen revolutionären Anstrich. Ein Reframing, das gemäß der postkolonialen Weltsicht System hat. Der sogenannte Nahostkonflikt wird in einen Bedeutungszusammenhang mit dem Kampf des globalen Südens gegen den fortwirkenden Kolonialismus des Westens gestellt. Palästinensische Terrororganisationen erhalten hier ihre Legitimation als Befreiungsbewegung, für deren Zweck jedes Mittel recht ist.

Lanciert wird der Postkolonialismus vom Intersektionalismus, dem es um die Kreuzung der Diskriminierungsachsen race, class, gender und die Hierarchisierung von Benachteiligungen geht. Juden seien in diesem Schema "weiß" und stünden auf der Seite der Privilegierten. Der jüdische Staat hätte "fremdes Land" besetzt und würde zu verbissen auf die Sicherheit seiner Grenzen achten, weshalb er "rassistisch" handele. Nicht weit liegen die Vorwürfe vom "Apartheitsstaat" oder von dem israelischen "Genozid" an den Palästinensern. Während palästinensische Terroristen ihrem Gemetzel eine religiöse Weihe verleihen, segnen Progressive es als antikoloniale Verteidigung ab. Standhaft bringen jüdische Feministinnen und Frauenrechtlerinnen der zweiten Welle mit der Hashtagkampagne "rape is not resistance" ihren Unmut darüber zum Ausdruck.

Feministinnen, die mit der Hamas-Barbarei kokettieren, haben ihren Kompass verloren. Auch andere, jahrzehntelang etablierte Konzepte der Frauenrechtsbewegung scheinen hinsichtlich des Massakers vom 7. Oktober bei manchen Mitstreiterinnen außer Kraft gesetzt. Die feministische Banalität, dass betroffenen Frauen Gehör oder Glauben geschenkt wird, soll bei israelischen, respektive jüdischen Opfern nicht gelten. Obwohl es sich bei dem Hamas-Überfall um die vermutlich mit sauberster Akribie dokumentierte Katastrophe handelt, bestehen Zweifel. Auch hier sei eine Aussage von Butler aus Frankreich stellvertretend zitiert: "Ob es nun Belege für die Behauptungen über die Vergewaltigung israelischer Frauen gibt oder nicht (skeptischer Blick). OK, wenn es Belege gibt, dann bedauern wir das, aber wir wollen diese Belege sehen." Großer Widerstand regt sich unter Angehörigen der Vergewaltigungsopfer und unter Geiselverbänden. #metoounlessyouareajew oder #believeisraeliwomen sind die Schlagwörter, unter denen in Sozialen Netzwerken eine wahrhaftige feministische Solidarität mobilisiert wird.

Der Grad an Abwehrstrategien einer Gruppierung, von der man sich eigentlich Empathie erhofft, ist erschreckend. In der Wochenzeitung Die Zeit spekuliert der Psychologe Louis Lewitan treffend über den Ursprung der Mitgefühlslosigkeit: "Was wahr ist, will man nicht wahrhaben. Was belastet, will entlastet werden."

Quo Vadis 8. März?

Sexuelle Gewalttaten als Kriegswaffe sind mit Blick auf die Krisenherde unserer Zeit traurige Allgegenwart. Von der Hamas geschändete Frauen in Israel, misshandelte Ukrainerinnen durch russisches Militär, vergewaltigte Iranerinnen im Zuge der Jin, Jihan, Azadi-Erhebung und Opfer von Genitalverstümmelung in den Konfliktregionen Äthiopien, Somalia, Irak oder Jemen. Sie alle verbindet die Tragödie geschlechtsbezogener Gewalt im Namen von kultureller oder religiöser Dominanz.

Foto: © Moritz Pieczewski-Freimuth
Foto: © Moritz Pieczewski-Freimuth

Ein Feminismus, der den Anspruch von Universalität ernst nimmt, würde internationale Solidarität mit den Betroffenen praktizieren. Doch bedauerlicherweise kehrte sich der Begriff des "internationalen Feminismus" selektiv in sein Gegenteil um, sodass zum Beispiel in Köln mit einer Palästinafahne für den 8. März geworben wird. Ob dieselbe Initiative auch den jüdischen, weiblichen Leidtragenden der Hamas gedenkt oder 2019 zur Unterstützung der palästinensischen Frauenproteste gegen Ehrenmorde in Gaza und der Westbank aufrief, bleibt fraglich.

Ganz so hoffnungslos soll das Bild jedoch nicht gezeichnet werden. Es häufen sich die Aufschreie zur Thematisierung der Sexualverbrechen der Hamas. In Leipzig oder Oldenburg finden anlässlich des Weltfrauentages Kundgebungen in Erinnerung an die israelischen Frauen, für die Freilassung der Geiseln und gegen den Verrat feministischer Ideale statt.

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