Ramadan mit staatlich finanzierter Leuchtreklame

Einen Monat Freifahrtschein für den Politischen Islam

ramadan-beleuchtung_koeln_1.jpg

Ramadan-Beleuchtung in der Venloer Straße in Köln
Ramadan-Beleuchtung in der Venloer Straße in Köln

Am Sonntag begann der muslimische Fastenmonat Ramadan. Zwei deutsche Großstädte begleiten diesen mit funkelnder Dekoration im öffentlichen Raum. In Frankfurt am Main fördert die Stadt die kostspielige Installation und erhofft sich damit einen Beitrag zur Integration. Auch der Antisemitismus soll mit diesem "Zeichen" bekämpft werden. In Köln steckt hinter der "netten Geste" eine Initiative mit Verbindungen ins islamistische Milieu. Neben der Privilegierung des Politischen Islam erleben wir einen Monat lang Reinwaschung von Kindeswohlgefährdung, Anpassungsdruck und erhöhte Terrorgefahr.

Die zwei deutschen Großstädte Köln und Frankfurt am Main entschieden sich zum diesjährigen Ramadan leuchtende Schriftzüge, Sterne, Halbmonde und Laternen aufzuhängen. Beide Aktionen sollen das friedliche Miteinander einer pluralistischen Bevölkerung stärken. Zunächst handelt es sich um ein harmloses Entgegenkommen, das selbstredend zur Religionsfreiheit einer Offenen Gesellschaft dazugehört und eigentlich keine Debatten auslösen sollte. Bei genauerem Hinsehen treten jedoch die Fallen unserer Handhabung der Herausforderung Islamismus zutage. Das Zustandekommen der Ramadan-Illuminationen in Frankfurt und Köln verlief unterschiedlich. Daher lohnt sich die separate Betrachtung beider Vorgänge.

Symbolpolitik

In Frankfurt am Main kam der Anstoß für die Beleuchtung aus der von SPD, Grünen, FDP und Volt gestellten Stadtverwaltung. 15 Prozent der Frankfurter Bevölkerung sind Muslime. Gemäß aktueller Kenntnis stammt der Wunsch nach öffentlichen Ramadan-Lichtern auf der Großen Bockenheimer Straße nicht von muslimischen Interessenvertretungen, sondern initiativ von der Stadtverordnetenversammlung Frankfurts. Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) begrüßt die Entscheidung ausdrücklich als "Lichter des Miteinanders, gegen Vorbehalte, gegen Diskriminierungen, gegen antimuslimischen Rassismus und auch gegen Antisemitismus." Auf 50.000 bis 100.000 Euro sollen sich die Kosten für die Lichtzüge belaufen. Diese trägt die Stadt Frankfurt.

Es erweckt den Anschein, als würde das Frankfurter Gemeinwesen in "vorauseilendem Gehorsam" handeln und sich dabei der fatalen Tragweite seiner Implementierung nicht bewusst sein. Von oben herab delegierte Veränderungen im öffentlichen Raum zu Gunsten einer religiösen Minderheit werden keine Fremdenfeindlichkeit abbauen, sondern die Gefühle der Bevormundung potenzieren. Auch der Antisemitismus lässt sich durch die Dekoration nicht reduzieren. Zum einen stellt sich die Frage, wie bei der Bekämpfung der Judenfeindschaft das Aufhängen von muslimischen Symbolen helfen soll. Zum anderen wird sich die Sicherheit für Juden im Land durch "mehr Islam" nicht bessern, da Muslime bei antisemitischen Ressentiments überrepräsentiert sind und der Judenhass unter anderem im Koran angelegt ist. Auch lernen Muslime durch die Einrichtung einer Gesellschaft nach islamischen Maßstäben keine aussöhnende Begegnung mit anderen Religionsgemeinschaften, in diesem Fall Juden, kennen, sondern feiern die Installation vermutlich als Erfolg.

Integration richtet sich an Individuen und bedeutet keine schrankenlose Machterweiterung einer Religion, die nicht durch die Aufklärung gegangen ist. Generell sollte es selbstverständlich sein, dass sich Muslime in Deutschland der modernen Gesellschaft anpassen müssen und nicht die moderne Gesellschaft dem Islam. Diese Banalitäten scheinen allerdings an Gültigkeit eingebüßt zu haben, seitdem von Teilhabe an, statt emotionaler Identifikation mit der Demokratie die Rede ist.

Pioniere islamischer Einflussnahme

Kommen wir zu Köln: Anders als in Frankfurt geht die Lichtinstallation hier auf ein privates Unterfangen zurück. Urheber der Aktion ist der Verein The Ramadan Project. Nach eigenen Angaben gründete sich die "unabhängige" Gruppe im vergangenen Jahr in Köln. Ihrem Instagram-Auftritt nach zu urteilen, besteht der Zusammenschluss aus fünf jungen muslimischen Frauen mit Kopftuch. Das erklärte Ziel der Initiative lautet: Die "Ramadan-Schönheiten, die wir in London gesehen haben, hierher zu bringen". Denn im letzten Jahr installierte die britische Hauptstadt als erste europäische Stadt öffentliche Leuchtreklamen unter dem Kampagnennamen "Ramadan Lights".

Ergänzend zu der Dekoration auf der Kölner Venloer Straße will The Ramadan Project auch gemeinschaftliche Treffen zum Fastenbrechen, sogenannte "Open Iftars", ausrichten. Die Stadtverwaltung Köln ist laut dem Kölner Stadtanzeiger nicht aktiv an dem Vorhaben beteiligt. Der Energieversorger RheinEnergie sprach lediglich eine Genehmigung für die Sonderbeleuchtung aus.

"Eine bedenkenlose Vereinigung zur islamischen Brauchtumspflege", könnte man meinen. Im Hinterkopf sollte man jedoch behalten, dass säkulare Menschen oder eben säkulare Muslime wenig bis gar keinen Anspruch auf eine religiöse Einmischung im zivilen Raum erheben. Muslime, deren Glaube schlicht Privatsache ist, organisieren sich für gewöhnlich nicht.

Schon bei einfachen Recherchen zu The Ramadan Project wird man fündig: Neben Privatunternehmen wird als erster Förderer des Vereins das Internationale Islamische Stiftungswerk Bildung und Kultur (IISW) angeführt. Das IISW verfolgt nach eigener Darstellung den Austausch zwischen abendländischer und islamischer Kultur. Präsident und Stifter des Bildungswerkes ist Nadeem Elyas. An zweiter Stelle des Gremiums wird Dr. Ayyub Axel Köhler erwähnt.

Ramadan-Beleuchtung in der Venloer Straße in Köln
Ramadan-Beleuchtung in der Venloer Straße in Köln (Foto: © Eva Creutz)

Hierbei handelt es sich um zwei namhafte Akteure aus dem Geflecht der islamistischen Muslimbruderschaft, die eine nähere Betrachtung wert sind: Elyas ist ein saudi-arabischer Islamwissenschaftler und vormaliger Vorsitzender des Zentralrates der Muslime (ZMD). Mit seinen eloquenten Auftritten legte Elyas die Grundpfeiler der legalistisch-islamischen Unterwanderung im Gewand des Dialogs. Elyas war Sprecher des vom Verfassungsschutz beobachteten Islamischen Zentrums Aachen, teilte sich nachweislich mit dem Chefideologen der Muslimbruderschaft (MB) Yusuf al-Qaradawi ein Podium und weiß mit gekonnten Formulierungen die Öffentlichkeit an der Nase herumzuführen, zum Beispiel: Der Islam sei keine gewalttätige, sondern eine "kämpferische Religion".

Dr. Ayyub Axel Köhler ist das nächste große Kaliber aus dem Netzwerk der muslimischen Bruderschaft im IISW. Er löste Elyas mit dem Vorsitz des ZMD ab und ist der Vorgänger des umstrittenen Aiman Mazyek. Köhler publizierte regelmäßig in der Al-Islam-Zeitschrift1 des deutschen Muslimbruderschaftszentrums der Münchner Freimann Moschee.2 Zusätzlich brachte Köhler 2007 den hochrangigen MB-Funktionär Ibrahim El-Zayat auf die Deutsche Islamkonferenz und sorgte mit positiven Bemerkungen über die Unvereinbarkeit von Scharia und Demokratie für Aufsehen.3

Mit Fug und Recht lässt sich sagen: Das IISW ist eine Vorfeldorganisation der alten Muslimbruderschaftsgarde des Zentralrates der Muslime. Fundamentalisten in Nadelstreifen fahren hier eine zweigesichtige Politik, mit der sie der Gesellschaft einen toleranten Islam verkaufen, allerdings wahrhaftig einen radikalen Dogmatismus predigen – beispielsweise bezeichnete Elyas Homosexualität als "Abnorm"4 – und en passant als Unterstützer des unschuldig anmutenden "Ramadan Projects" auftreten. Für ein beidseitiges Interesse spricht, dass die Projekt-Vereinsseite auf Instagram bei über 2.000 Followern selbst nur fünf Profilen folgt, darunter befindet sich das IISW. Jene Verflechtung lässt sich nicht mit Naivität oder Unwissen entschuldigen. In muslimischen Kreisen weiß man ganz genau, wer zur "Bruderschaft" gehört und wer nicht.

Der hpd hat die Kölner Stadtverwaltung und RheinEnergie mit den Rechercheergebnissen konfrontiert sowie um eine Stellungnahme gebeten. Die Presseanfrage blieb unbeantwortet.

Falsche Toleranz

Damit sei angenommen, dass RheinEnergie sowie die Städte Frankfurt am Main und Köln es zumindest nicht "ganz genau" nehmen, wenn fragwürdigen Akteuren Erfüllungshilfe und riskanten Begleiterscheinungen des Ramadans Wegbereitung geleistet wird. Der Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi äußerte gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: Der Ramadan sei "nicht nur ein Monat des Friedens. In der Geschichte des Islam ist er auch der Monat des 'Heiligen Krieges'".

Und diese Geschichte begleitet uns bis heute: Im gegenwärtigen Gaza-Krieg markierte der Ramadanbeginn das vorläufige Ende der Verhandlungen um die Geiselbefreiung und einer Feuerpause. Einseitig lehnte die Hamas die Waffenruhe ab und ruft zur Eskalation auf. Diese Stimmungsmache ist nicht ungewöhnlich, denn jedes Jahr steigt das globale Anschlagsrisiko im Zuge des Ramadans. Der militante Extremismus korrespondiert während des Fastenmonats mit dem sozialen Tugendterror.

Vielen scheint es beim Ramadan nicht um die Beziehung des Einzelnen zu Gott, sondern vielmehr um einen kollektiven Wettbewerb zu gehen. Mit besonderem Leidwesen trifft der muslimische Gruppenzwang Kinder, gesundheitlich Vulnerable und Säkulare. Von "freiwilligem" Verzicht kann in einer fastenden Umgebung kaum die Rede sein. Vielmehr nötigt einen die Erwartung der Community zur Askese. Heranwachsende, die sich früh im Fasten üben, gelten als junge Helden, die und deren Eltern hohes Ansehen in der Gemeinschaft genießen. 14- bis 20-stündiger Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit mit anschließender Völlerei kann nicht gesund sein, sondern stellt gegenteilig, insbesondere bei Kindern, eine Verletzung ihrer körperlichen Unversehrtheit dar.

Schwangere, Kranke, Frauen während ihrer Menstruation oder Reisende sind temporär von der Kasteiung befreit, "müssen" allerdings die versäumten Ramadan-Tage anhängen oder zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Nicht selten führen Scham- und Schuldgefühle dazu, dass gesundheitlich Eingeschränkte die Last des Fastens trotzdem auf sich nehmen. Innerhalb der Gemeinschaft herrscht ein besonderer Anpassungsdruck, der jeden treffen kann, der irgendwie "muslimisch aussieht". Den traurigen Höhepunkt dieser sozialen Kontrolle bildete 2017 ein Blutbad in Oldenburg. Ein arabischer Muslim erstach in der Fußgängerzone einen syrischen Kurden, der während des Ramadans rauchte, Alkohol trank und ein Eis aß. Obendrein steigert der Nahrungsaufschub das Frustrationslevel, welches oft mit Aggressionen – vor allem gegen Dissidenten – reguliert wird.

Was normalerweise als völlig inakzeptabel gilt (hungernde Schüler, Probleme bei der Bewältigung des Arbeitsalltags oder autoritäre Ansprüche an die Umgebung), wird bei Muslimen an Ramadan als Folklore bejubelt.

Offene Fragen – ungelöste Widersprüche

Im Lichte der diesjährigen Ramadan-Illustrationen kommt die groteske Schieflage des Umgangs eines multikulturellen Einwanderungslandes mit dem Islam ganz besonders zum Vorschein. Zukünftig wird sich die vielfältige Gesellschaft vermutlich mit Fragen beschäftigen müssen, von denen einige hier abschließend angemerkt seien: Was ist mit der Beleuchtung für andere religiöse Feiertage, zum Beispiel Chanukka oder Pessach? Was passiert, wenn der Ramadan auf den Pride-Month, dem Monat der LGBTQ-Bewegung, fällt? Wer denkt eigentlich an die profanen Iraner, Kurden und Afghanen, deren Neujahrsfest (Newroz, Nouruz) dieses Jahr im Fastenmonat liegt und an dem standesgemäß tagsüber gegessen, getanzt und nicht selten Wein ausgeschenkt wird? Und was ist mit den Ex-Muslimen, die vor islamischer Dominanz im sozialen Raum geflohen sind? Immerhin werden sie auch "muslimisch gelesen".

Unterstützen Sie uns bei Steady!

1 z.B.: Ayyub Axel Köhler: Die strukturelle Assimilation des Islam in Deutschland – Anmerkungen zu den Körperschaftsrechten aus islamischer Sicht. In: Al-Islam 3/1999 ↩︎

2 Stefan Meining: Eine Moschee in Deutschland: Nazis, Geheimdienste und der Aufstieg des politischen Islam im Westen. Deutschland. C.H.Beck. 2011. ↩︎

3 Ayyub Axel Köhler: Islam: Leitbilder der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Al-Kitab Verlag, Köln 1981 ↩︎

4 Nadeem Elyas: "Gegen die Natur. Die Muslime lehnen die Regierungspläne ab" In: Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt. 28.7.2000. S. 23. ↩︎