BERLIN. (hpd) Saudi-Arabien hat bei einer Massenhinrichtung heute 47 Menschen getötet. Der Politologe und Islamexperte Hamed Abdel-Samad erklärt in einem Kommentar, warum Saudi-Arabien kein politischer Partner sein darf.
Im Herbst 2011 veröffentlichte ich mein Buch "Krieg oder Frieden. Die arabische Revolution und die Zukunft des Westens". In diesem Buch bezeichnete ich Saudi-Arabien als das gefährlichste Land der Welt, nicht nur wegen des Exports des Wahhabismus und Salafismus, sondern auch wegen seiner Einmischung in Syrien, Bahrain und Jemen. Ich warnte vor einem Religionskrieg zwischen Schiiten und Sunniten angeszettelt von Saudi-Arabien.
Als ich mein Buch auf der Frankfurter Buchmesse präsentierte, kam ein Mitarbeiter der saudischen Botschaft auf mich zu und sagte, der Botschafter würde gerne ein persönliches Gespräch mit mir über die Lage in der arabischen Welt führen. Ich lehnte selbstverständlich ab, denn ich weiß, dass die Saudis und Kataris gerne Journalisten und Nahostexperten schmieren, um über sie freundlich zu schreiben und deren Wichtigkeit als strategische Partner betonen. Die Russen machen übrigens das Gleiche auch mit Schriftstellern und Journalisten, die anti-westlich und pro-russisch schreiben.
Nach vier Jahren sehe ich mich in meiner Annahme bestätigt, dass Saudi-Arabien die gesamte Region dauerhaft in Krieg und Chaos stürzt. Aus meiner Sicht gehört dieses Land aus der UNO ausgeschlossen statt den Vorsitz in einer Kommission des UN-Menschenrechtsrates inne zu haben.
Ein Land, das Dichter zum Tode verurteilt und Oppositionelle enthauptet, Kriege anzettelt und den Fundamentalismus weltweit exportiert, gehört isoliert wie Nordkorea statt als Partner behandelt zu werden.
Ich erwarte von der deutschen Regierung klare politische Signale Richtung Saudi-Arabien statt der leeren diplomatischen Verlautbarungen, die solche Hinrichtungen verurteilen, um dann am Ende des Satzes sie wieder zu relativieren. Wir machen den Fehler zu glauben, wir bräuchten Saudi Arabien, aber nicht umgekehrt. Schließlich können die Saudis ihr Öl ja nicht selber trinken!
Mit diesem Land zusammenzuarbeiten, halte ich für einen Verrat an der Zivilisation!
20 Kommentare
Kommentare
Oliver Tausend am Permanenter Link
Den klaren Worten Hamed Abdel-Samads ist nichts hinzuzufügen. Danke dafür!
Erik Anders am Permanenter Link
Danke Herr Abdel-Samad für diese klaren Worte! ich unterstütze Sie wo ich kann, denn solche Greul darf nicht geduldet werden, ohne wenn und aber.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Man sollte Dieter Nuhrs Vorschlag aufgreifen und den Saudis, die als "Flüchtlingshilfe" gerne Moscheen in Europa finanzieren würden, ein Gegengeschenk anbieten: den Bau mindestens einer christlichen Kirche!<
Nicht, dass ich das für wichtig hielte, aber es geht ja letztlich auch nu(h)r darum, deutlich zu machen, das der Export des Wahabismus eine kulturelle Einbahnstraße ist. Es geht den Saudis nicht um einen globalen Austausch, um ein friedliches Miteinander, sondern ausschließlich darum, die eigene Position zu verbreiten.
Solange wir Öl brauchen, solange wir dort Öl kaufen, solange wird dort Kapital vorhanden sein, um Waffen zu kaufen und solange wird in dieser brandheißen Region Krieg geführt - wie man jetzt an der Ermordung von Nimr al Nimr gesehen hat mit allen Kennzeichen eines Religionskrieges, denn dabei ging es ausschließlich um den Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten.
Erst, wenn wir uns (auch aus Klimaschutzgründen!) vom Öl emanzipieren, wird der Handel zwischen Saudi-Barbarien und der zivilisiert(er)en Welt aufhören. Dann wird diese Region entweder im Wüstensand versinken oder lernen, sich an menschliche Grundregeln zu halten.
Hameds Kampf gegen die Barbarei ist bewundernswert. Würde er doch bei unserer Regierung ähnlich viel Gehör finden, wie unsere Islamverbände, die sogar den Reformer Prof. Khorchide am liebsten in die Wüste schicken würden. Das würde viel zur Entspannung auf der Welt beitragen, denn dort, in Saudi-Barbarien, liegen die wahren Fluchtursachen für Menschen, die einfach die Schnauze voll haben von einem erzwungenen Leben im Mittelalter...
Herbert Nebel am Permanenter Link
Gefällt mir Hamed,
klare Ansage, guter Kommentar und dieses mal auch noch vor der richtigen Zielgruppe!
Grüße
Herbert Nebel
donna bienova am Permanenter Link
eine Kirche neben einer Moschee..das wäre ein Zugeständnis an Toleranz im Islam,aber ich fürchte das sie eher die Kirchen oder christliche Versammlungsräume noch abreissen werden!
Frank Roßner HV... am Permanenter Link
Dieter Nuhrs Vorschlag ist nicht annehmbar.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Aber das ist auch in vielen Teilen Deutschlands ein Traum. Offensichtlich auch hier im Forum?"
Offensichtlich nicht. Sie haben meinen Kommentar in wesentlichen Teilen überlesen. Ich zitiere mich selbst:
"Nicht, dass ich das für wichtig hielte, aber es geht ja letztlich auch nu(h)r darum, deutlich zu machen, das der Export des Wahabismus eine kulturelle Einbahnstraße ist."
Niemand hat vor, eine Mauer... äh... eine Kirche in Saudi-Arabien zu bauen. Auch Herr Nuhr nicht. Aber ein solcher Vorschlag von Regierungsseite würde eine klare Reaktion Saudi-Arabiens zeigen: "Wir (die Saudis) wollen keine nichtmuslimischen Gotteshäuser in unserem ausschließlich Allah-gläubigen Land haben!"
Das würde zeigen, dass es Ländern wie Saudi-Arabien kaum um einen internationalen kulturellen Austausch geht, sondern ausschließlich um Verbreitung ihrer eigenen schrägen Ideen.
Vielleicht könnte eine solche Zurückweisung unseres Kirchengeschenks die Gehirn unserer Politiker aktivieren einmal darüber nachzudenken, mit wem wir Öl- und Waffengeschäfte betreiben. Ich würde mir als deutscher Politiker die Frage stellen, wie viele Flüchtling man in Saudi-Arabien menschenwürdig unterbringen könnte für die Kosten, die 200 in Deutschland gebaute Moscheen (zu deutschen Handwerkslöhnen!) verursachen würden. Durchschnittlich wären dies sicher 5 Mio. Euro, so dass mindestens von 1 Mrd. Euro ausgegangen werden müsste.
Es ging bei Nuhrs satirischem Vorschlag nicht etwa darum, den Bau säkularer Schulen in Saudi-Arabien zu verhindern - das täten die Saudis schon ganz alleine...
Frank Roßner HV... am Permanenter Link
Lieber Herr Kammermeier,
ich habe Ihren Beitrag sehr wohl gelesen und meinen Beitrag auch wohl bedacht.
Darum auch meine Forderung nach entsprechenden Einrichtungen für die Bürger in beiden Ländern und da gibt es zwischen uns sicher keinen Widerspruch.
Frank Roßner
David am Permanenter Link
klare Ansage. Gut.
Kretzer am Permanenter Link
Hamed, vielen Dank für Ihr Engagement! Schön auch, Sie im Beirat der gbs))) zu haben!
Ulf am Permanenter Link
Zitat: Die Russen machen übrigens das Gleiche auch mit Schriftstellern und Journalisten, die anti-westlich und pro-russisch schreiben...
Darüber, lieber Hamed Abdel Samad, hätte ich gern nähere v.a. empirisch untermauerte Informationen. Ich finde ansonsten solche pauschalen Anwürfe schwerwiegend, kommen hier doch solche, für mich persönlich durchaus integren Personen mit eigener Meinung, wie beispielsweise Gabriele Krone Schmalz, beim geneigten russophoben Leser automatisch in Verdacht, korrumpiert zu sein. Derartige Anschuldigungen breit kolportiert, könnten ebenso dazu führen, dass indirekt Einfluß auf zukünftige Veröffentlichungen genommen wird. Niemand will sich als geschmiert bezeichnen lassen. Somit besteht eine Gefahr der Selbstzensur, beispielsweise ja nicht zu sehr die russische Sicht der Dinge positiv zu rezensieren. Verstehen sie mich nicht falsch, ich finde ihren Artikel absolut wichtig und richtig, mich wundert nur, dass sie plötzlich Gesprächen mit politisch oder religiös Andersdenkenden mit obigem Hinweis ablehnen. Sie gehen doch sonst keinen Streitgesprächen aus dem Weg. Auf die Gefahr hin als strikter Humanist, mit Hang, Diplomatie gegenüber Konfrontationen und Sanktionen den Vorzug zu geben nun auf Grund meiner Zeilen als bezahlter Rußlandtroll zurückzubleiben, verbleibt mit freundlichen Grüßen Ihr U
Emmanuel Kougen... am Permanenter Link
Schurkenstaat Saudi Arabien.
Was zum Teufel ist los mit unseren "ach so" demokratisch-fortschrittlichen, friedliebenden und angeblich Menschenrechtsliebenden Staatenlenker?
Das ist nichts Anderes als eine Schande für die "ach so" fortschrittlich, westlich zivilisierte Welt! Wir sind nichts als heuchlerische Geschäftemacher die über Leichen gehen. Nur dass die Leichen Andere "produzieren" und wir nur genüsslich mit dem Finger zeigenund den selbigen mahnend erheben.
Wir paktieren mit dem Teufel! Wie mit diesen Fanatikern des Wahabismus/Salafismus!
Karl Karam am Permanenter Link
Dem kann ich nur zustimmen.
Wäre es in diesem Zusammenhang aber nicht konsequent, auch die die Rolle der USA zu erwähnen?
Emmanuel Kougen... am Permanenter Link
Da machst Du ein großes Fass auf, das allerdings völlig zu Recht!
Verzeih mir den leichten Anfall von Ironie!
Gerhard Höpfner am Permanenter Link
Der Seitenhieb auf die USA ist zu kurz geschossen.
Was wir bräuchten, wäre so etwas wie ein unabhängiges Tribunal zur Aufarbeitung der Verbrechen des Kapitals. Hier eine Klageschrift nach Vorlage der Prager Erklärung, sicher etwas naiv und juristisch verunglückt aber mal zur Anregung:
Strafantrag:
1. Kapitalismus begeht Verbrechen gegen die Menschheit in allen Staaten weltweit in unterschiedlichen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen /Ideologieen.
2.Verbrechen gegen die Menschheit unterliegen nach internationalem Recht keiner gesetzlichen Verjährungspflicht. Die Gerechtigkeit, die den kapitalistischen Verbrechern in den letzten 200 Jahren widerfahren ist, ist jedoch höchst unbefriedigend.
3. Das Recht auf Gerechtigkeit darf Abermillionen Opfern des Kapitalismus nicht verweigert werden.
4. Da Verbrechen gegen die Menschheit, die der Kapitalismus begeht, nicht unter die Gerichtsbarkeit bestehender internationaler Gerichte zu fallen scheint, sollte die Forderung zur die Einsetzung eines neuen internationalen Gerichts gegen kapitalistische Verbrechen aufgestellt werden.
5. Kapitalistische Verbrecher nicht zu bestrafen bedeutet, das Völkerrecht zu missachten und dadurch zu schwächen.
6. Als Akt der Wiedergutmachung und Entschädigung sollten die UNO Rechtsvorschriften zur Angleichung der Renten und
Sozialleistungen der kapitalistischen Verbrecher einführen. In ihrer Höhe müssen sie jenen ihrer Opfer gleichwertig oder geringersein.
7. Da die Demokratie lernen muss, sich zu verteidigen, muss der Kapitalismus beurteilt werden wie der Nazismus, der sogenannte Kommunismus, welche beide als Spielart des Kapitalismus verstanden werden könnten. Die kapitalistische Ideologie und kapitalistische Herrschaft stehen im Widerspruch zur Europäischen Menschenrechtskonvention und zur Charta der Grundrechte der EU sowie der UNO - genauso wie jede andere Ideologie. Eine Relativierung kapitalistischer Verbrechen gegenüber Verbrechen anderer Ideologien sollte nicht akzeptiert werden.
8. Mindestens die EU-Mitgliedstaaten als selbsternanntes Vorbild für Demokratie und Menschlichkeit sind dazu aufgefordert, Kenntnisse und Erziehung über die Verbrechen des Kapitalismus zu vertiefen und einen einheitlichen weltweiten Gedenktag für erlittene und zukünftige Opfer des Kapitalismus festzulegen.
9. Die Europäische Kommission und der Europäischen Rat für Justiz und Inneres könnte sich darum bemühen, einen Rahmenbeschluss über ein europaweites Verbot der Rechtfertigung, Leugnung und Verniedlichung kapitalistischen Verbrechen anzunehmen.
10. Die Einrichtung einer Plattform für das Gedächtnis und das Gewissen Europas, wie sie vom Europäischen Parlament und dem EU-Rat 2009 unterstützt wurde, muss auf EU-Ebene vollendet werden. Einzelne Regierungen müssen ihrer Verpflichtung, an der Arbeit dieser Plattform teilzunehmen, nachkommen.
11. Als Akt der Anerkennung der Opfer und des Respekts vor ihrem unermesslichen Leid, das ihnen auf der ganzen Welt zugefügt
wurde, muss Europa, dem Beispiel des Denkmals in Washington, D. C., USA, folgend, ein Denkmal für die Opfer des
Weltkapitalismus errichten.
Frank Linnhoff am Permanenter Link
Die Herren über Leben und Tod in Saudi-Arabien sind offensichtlich nicht in der Lage, in angemessener Weise auf Situationen zu reagieren, welche sie als Bedrohung verstehen.
Elke Kloos am Permanenter Link
Sehr guter Artikel. Mich würde aber noch interessieren wie hoch der Anteil der USA bei dieser Kriegstreiberei ist? Immerhin sind die beiden Länder eng miteinander verbunden.
donna bienova am Permanenter Link
es ist schon bewundernswert das Hamed Abdel-Samad klare realistische Kritiken schreibt,obwohl er als Moslem sich damit in Lebensgefahr begibt-sowohl die westlichen als auch die osmanischen Länder werden seine Worte we
Ehrengard Becke... am Permanenter Link
Klare Worte, denen ich mich anschließe. eider geht das an denen, die sich das zu Herzen nehmen sollten, am A** vorbei. Ein Traiuerspiel.
Danke Hamed Abdel-Samad
Hannelore Heinrich am Permanenter Link
Danke, Herr Hamed Abdel-Samad, ich stimme Ihnen zu: "...