Kinderverblödung auf KI.KA

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screenshot KI.KA

(hpd) Seit Anfang November läuft auf KI.KA täglich zur besten Sendezeit die Sendung „Chi Rho – das Geheimnis“. Die Serie mit vorerst 13 Folgen entstand mit Unterstützung der Evangelischen und Katholischen Kirche, weitere 13 Folgen sind für das Frühjahr 2011 geplant. Kindern soll mit der Serie die Bibel schmackhaft gemacht werden. Die Bibel? Ja, die Bibel.

Vorgesehen sind bei Chi Rho zunächst 26 Folgen in zwei Staffeln, eine internationale Vermarktung ist angedacht. Die in fünfjähriger Arbeit vorbereitete Reihe, die seit dem 1. November täglich um 17:35 Uhr zu sehen ist, sei das "derzeit innovativste Vorhaben, Kinder mit der Bibel vertraut zu machen", meint Udo Hahn, Leiter des Medienreferats der Evangelischen Kirche in Deutschland. Vor dem Medium Zeichentrick hatten die Kirchen offenbar auch keine Scheu, denn das “Christentum war immer modern, wenn es darum ging, den Menschen die Botschaft der Bibel zu vermitteln", meint Hahn.

Da ist was dran. Früher war die Missionierung über Kreuzzüge und Folterinstrumente modern, heute erfolgt sie über Popmusik und Animationsfilme.

Erstmals sind die beiden großen Kirchen gemeinsam an einem solchen Projekt beteiligt. Sie tragen laut EKD ein Fünftel der Produktionskosten von rund 7,5 Millionen Euro, das heißt, die Kirchen haben für die Serie 1,5 Millionen Euro gezahlt, den Großteil der übrigen sechs Millionen übernahm offenbar die Mitteldeutsche Medienförderung (MDM). Diese residiert in Leipzig. Die Gesellschafter der MDM sind der Freistaat Sachsen, das Land Sachsen-Anhalt, der Freistaat Thüringen sowie der Mitteldeutsche Rundfunk und das Zweite Deutsche Fernsehen. Entsprechend setzt sich der Aufsichtsrat der MDM zusammen aus Staatsekretären und Ministern verschiedener Ministerien der eben genannten Länder, ihre Vertreter entscheiden auch über die Vergabe der Fördergelder.

Andere MDM-Projekte erhielten zwischen 4.000 und 700.000 Euro und damit weitaus weniger. Allerdings: Wenn man sich die Förderentscheidungen der MDM anschaut, wurden im Jahre 2007 lediglich 700.000 Euro für das Projekt Chi Rho bewilligt und es bleibt unklar, woher die restlichen 5,3 Millionen Euro stammten.

Wer also finanziert das Projekt Chi Rho? Soweit offengelegt, offenbar die Kirchen mithilfe der politischen Vertreter überwiegend jener Bundesländer, in denen jeweils 65-75 % der Bevölkerung konfessionsfrei sind. Vermutlich der Kinderkanal bzw. die beteiligten Rundfunkanstalten selbst. Letztlich finanzieren jedenfalls GEZ- und Steuerzahler diese Serie.

Was bekommen wir eigentlich für das ganze Geld? Sehen wir uns zunächst die geplanten Einsatzorte der Bibelgeschichten an.

Einsatzorte von Chi Rho

Da einzelne Bibelstellen thematisiert werden, können laut KI.KA und Kirchenvertretern die Inhalte kapitelorientiert in „Schule, Gemeinde oder auch zuhause behandelt werden“. Vorgesehen ist die Serie für den Einsatz in der Jugendarbeit oder im Religionsunterricht. Nach Auskunft des Greifswalder Religions- und Medienexperten Rosenstock, der an der Entwicklung des Internetauftritts zur Serie beteiligt war, „soll das Spiel mit Homepages von möglichst vielen Spieleseiten aber auch mit den Internetauftritten der Kirchengemeinden vernetzt werden.” So bietet die wirklich liebevoll und aufwändig gestaltete Homepage Grußkarten für liebe Freunde, Spiele, Stundenpläne und einen Link zu verpassten Folgen der Sendung sowie Beschreibungen der Protagonisten und Zusammenfassungen der Kapitel. Auch musizieren kann man. Die Serie soll, so Rosenstock, „zur Marke werden“. So erscheinen zeitgleich zum Serienstart im Gütersloher Verlagshaus – „Ein spannendes Zeitreiseabenteuer vor biblischem Hintergrund “ – die ersten vier Bücher zur Serie.

In der Beschreibung für die Eltern, welche auf der Chi Rho-Homepage zu finden ist, wird erklärt, dass hier auf „zeitgemäße und kindgerechte Art die Bedeutung von Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Respekt“ dargestellt wird. Denn in den „Erzählungen der Bibel steckt jede Menge Abenteuer“. Die Kinder können diese Geschichten erleben und mit ihren Helden mitfiebern, meint KI.KA. Über den Kunstgriff Animation und Zeitreise könne man auch erstmals Altes und Neues Testament in einer Serie verbinden.

Die Vermittlung der „christlichen Werte“ geschieht mithilfe der Geschichten von Adam und Eva, Noahs Arche, Babel oder dem barmherzigen Samariter. Englische Übersetzungen scheinen bereits vorzuliegen. Der Plot der Serie ist wie folgt aufgebaut: Die 12jährige Cora Petersen ist die Hauptfigur. Ihr Vater, der bekannte Bibelexperte Professor Petersen, wird in der ersten Folge vom fiesen Hreel entführt, und zwar “im Auftrag des Bösen”. Hreel hat das Ziel, die “Bibelgeschichten zu veändern, zu zerstören und so ungeschehen zu machen”. Das muss selbstredend verhindert werden und so bildet sich in der ersten Folge ein Trupp aus Welt- bzw. Bibelrettern, allen voran unsere blonde Cora, dazu noch der junge Jude Habib, der Jesus persönlich kennt, die fabelhaften „Wonderers“, ein wahrhaft tierisches Musikquartett, bestehend aus einer Springmaus, einer Eule, einem Klippdachs und einem Chamäleon und zu guter Letzt ist die Zeitreiserei möglich mit C.T., den Cubus Temporis. Dessen Wissen „umfasst die halbe Bibliothek von Alexandria“.

Ganz unerwähnt bleibt in der Serie, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit der Begründer des Staatschristentums – der römische Kaiser Theodosius – war, auf dessen Edikt die Zerstörung der sagenhaften Bibliothek von Alexandria im Jahre 391 u.Z. zurückgeführt wird. Wie auch andere bedeutende Bibliotheken nachweislich von Christen zerstört wurden.

Der Name der Bibelserie, Chi Rho, geht übrigens auf ein Erkennungszeichen von Christen zurück. Er bezeichnet das Christusmonogramm ΧΡ, auch Konstantinisches Kreuz genannt, da Konstantin seiner Armee befohlen haben soll, es auf die Schilde und das neu als Feldzeichen eingeführte Labarum zu malen. Allerdings wird das Zeichen ΧΡ von einigen Gelehrten als Abwandlung heidnischer Zeichen für den Sonnengott angesehen.

Schauen wir doch einmal, ob die animierte Verpackung hält, was sie verspricht. Lernen die Kinder mithilfe der Bibel Nächstenliebe und Barmherzigkeit? Lernen sie überhaupt die Bibel?

Was passiert bei Chi Rho?

Anhand von zwei Beispielen werde ich gleich zeigen, wie Kindern mithilfe der Serie grundfalsche Informationen über die Bibel vermittelt werden. Dabei werde ich die Darstellung der Bibel auf Kika den realen Bibelinhalten gegenüberstellen. Zugrunde liegen die Lutherbibel 1912 sowie die Elberfelder Bibel 1905.

Nach der Intro, welches von einem Lied begleitet wird – „...Wunder geschehn/ denn hinter den Wolken ist mehr als wir sehn/Zeig mir den Weg/und lass mich verstehn... - kommt die jeweilige Geschichte. Die Intro zeigt auch Texteinblendungen in mehreren Sprachen, ist also (wie erwähnt) bereits auf Internationalität zugeschnitten. Schauen wir uns die zweite Folge der Serie nun etwas genauer an.

“Aufgewacht – Der geheimnisvolle Garten”

In der zweiten Folge geht es um Adam und Eva. Genauer: um den “Sündenfall” im Garden Eden, dem Paradies auf Erden. Hier gibt es Klapperschlangen, die ansonsten ausschließlich in Amerika zu finden sind, also nicht im „Garten Eden“, der sich, vgl. 1. Mose 2,14. angeblich in Mesopotamien befand, begrenzt u.a. vom Euphrat (Mittlerweile gibt es übrigens zahlreiche Gärten Edens, z.B. in Köln, Bonn und Dietzenbach.)

Bei der Ankunft sieht Cora einen „Jungen“ auf einer Waldlichtung liegen, er schläft. Ein Licht erscheint und plötzlich ist Eva da. Das erste, was die zwei sich zu sagen haben, ist, dass sie nicht vom Baum der Erkenntnis essen dürfen. Beide sind nackig, wobei Eva praktischerweise ganz lange Haare hat, so dass man ihre Brüste nicht sieht. Beide werden maximal in der Halbtotalen gezeigt, so dass auch ihre primären Geschlechtsorgane nie ins Bild rücken. Kindgerecht also. Adam und Eva haben viel Spaß und Jux und freuen sich ihres Daseins sowie der Köstlichkeiten in ihrer perfekten Heimstatt. Sie sind so naiv, dass einer der „Wonderers“ irgendwann den bemerkenswerten Satz äußert: „Bin ich denn der einzige, dem der Typ auf die Nerven geht?“

Die große, fiese Schlange trickst dann die Bibelretter aus – und sie lassen das Alter Ego Satans gewähren, denn schließlich steht es doch so in der Bibel! – und hypnotisiert Eva irgendwie mit Mimik und Gestik, bis sie die schöne Frucht isst und Adam dann auch dazu überredet.

In der Bibel steht aber, „sie sprach zu der Frau/dem Weibe: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr sollt nicht essen von jedem Baume des Gartens?“ Weshalb KI.KA die Schlange nicht sprechen lässt, wo doch all die anderen Tiere sprechen, bleibt ein Geheimnis.

In der Sendung wird leider auch nicht erwähnt, dass der Baum klug macht, wie es in der Bibel steht:

Und das Weib schaute an, daß von dem Baum gut zu essen wäre und daß er lieblich anzusehen und ein lustiger Baum wäre, weil er klug machte; und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann auch davon, und er aß.”

Es wäre Kindern vielleicht auch schwer zu vermitteln, dass Eva und Adam nicht klug werden sollen.

Auf das Früchteessen folgt ein scharfer Wind und beide Früchteesser schreiben das schuldbewusst der fiesen Schlange und deren Verführung zum Früchteessen zu. So ähnlich steht’s auch geschrieben.

Ganz von KI.KA vergessen wird die Todesdrohung an Adam beim Verzehren der Frucht (die Geschichte setzt allerdings auch etwas später ein) sowie der Fluch Gottes, als dieser erfährt, dass die Menschen gegen sein Verbot verstießen:

Zu dem Weibe sprach er: Ich werde sehr mehren die Mühsal deiner Schwangerschaft, mit Schmerzen sollst du Kinder gebären; und nach deinem Manne wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich herrschen. Und zu Adam sprach er: Weil du auf die Stimme deines Weibes gehört und gegessen hast von dem Baume, von dem ich dir geboten und gesprochen habe: Du sollst nicht davon essen, so sei der Erdboden verflucht um deinetwillen: mit Mühsal sollst du davon essen alle Tage deines Lebens; und Dornen und Disteln wird er dir sprossen lassen, und du wirst das Kraut des Feldes essen. Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zur Erde, denn von ihr bist du genommen. Denn Staub bist du, und zum Staube wirst du zurückkehren!

Darauf spricht Gott weitere unerquickliche Konsequenzen des verbotenen Handelns aus und die beiden werden aus dem Paradies verstoßen. Letzteres wird dann wieder bei KI.KA gezeigt: Die Vertreibung aus dem Paradies.

Genau diese Vertreibung hätte der fiese Hreel eigentlich verhindern müssen, um die biblische Geschichte zu zerstören. Doch glücklicherweise biss Eva in die verbotene Frucht – und so kann es (der bösen Schlange sei dank!) weitergehen mit den Abenteuern der jungen Bibelretter, die es gleich zur Arche Noah zieht. Wir hingegen machen einen Sprung in die elfte Folge, wo wir dem Mann Mose begegnen.

“Geschenkt - Die zehn Gebote”

„Ich muss tun, was Gott mir befohlen hat“, meint Mose und muss deshalb allein auf den Berg Sinai klettern, um „Gott nicht zu erzürnen“. Vielleicht auch, um keine Zeugen zu haben? Weil de facto nichts passiert? Doch wollen wir mal nicht so kritisch an die Geschichte herangehen, sondern uns einfach von ihr führen lassen. Selbstverständlich ist Hreel wieder zur Stelle, hält den Professor in einem Käfig gefangen und will auch jetzt wieder mal „die Bibelgeschichte zerstören“. Doch – hihi – eben dadurch setzt er „die Ereigniskette (in Gang), von der in der Bibel die Rede ist“.

Während Mose auf den Berg steigt, stellen einige der Zurückgelassenen durchaus kluge Fragen. Es könnte ja sein, dass Mose nicht ganz richtig im Kopf ist. Ein Land, in dem „Milch und Honig fließen“? Es könnte doch sein, dass er sein Volk (die Israeliten, die eben aus Ägypten ausziehen) zurücklassen möchte. Was soll an den vorherigen Göttern so schlimm gewesen sein, weshalb sollte man denn nun an den einen Gott Jahwe glauben? Mit etwas Wischiwaschi einiger Gläubiger – vor allem eines kleinen Jungen, was bzgl. der Zielgruppe der Sendung sicherlich wohl bedacht ist – werden derlei „unsinnige Äußerungen“ jedoch hinweggefegt. Hreel nutzt jedoch die Gelegenheit, um ein paar Leuten, unter ihnen dem Bruder Moses, Aaron, Flöhe ins Ohr zu setzen, was letztlich zum Tanz um das Goldene Kalb führt, das die Anwesenden neben der altgewohnten Gottheit Baal verehren.

Schrecklich. Ist ja wie in der Konsumgesellschaft, in der Reichtum und Macht gepriesen werden. Mose ist auch entsprechend sauer, als er vom Berg hinabsteigt und dessen gewahr wird – und wie!

Mose wurde in der Zwischenzeit das Leben schwer gemacht, aber unsere Bibelretter waren selbstredend zur Stelle und halfen dem Sympathen dieser Geschichte, seinen Berg noch zu besteigen, denn es geht ja um die zehn Gebote. Und die sind, wie unsere Hauptfigur Cora nicht umhin kann, uns zweimal zu erklären, den Menschen schließlich von Gott geschenkt worden: „Die Menschen brauchen die zehn Gebote, um in Frieden und Freiheit zu leben.“ Moment mal... Von welchen zehn Geboten spricht das animierte Kind? Meint sie wirklich diese zehn Gebote?

Die zehn Gebote
Und Gott redete alle diese Worte und sprach:
Ich bin Jehova, dein Gott, der ich dich herausgeführt habe aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft.
Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist.
Bete sie nicht an und diene ihnen nicht. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifriger/eifernder Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied, die mich hassen; und tue Barmherzigkeit an vielen Tausenden, die mich liebhaben und meine Gebote halten.
Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht.
Gedenke des Sabbattags, daß Du ihn heiligest. Tage sollst du arbeiten und alle dein Dinge beschicken; aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun noch dein Sohn noch deine Tochter noch dein Knecht noch deine Magd noch dein Vieh noch dein Fremdling, der in deinen Toren ist.
Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß du lange lebest in dem Lande, daß dir der HERR, dein Gott, gibt.
Du sollst nicht töten.
Du sollst nicht ehebrechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Hauses. Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes, noch seines Knechtes noch seiner Magd, noch seines Ochsen noch seines Esels, noch alles, was dein Nächster hat.

Bei KI.KA tritt Gott in Gestalt einer dunklen Wolke auf und brennt mit einem Blitz die zehn Gebote in zwei Steine, welche Mose locker herunterträgt vom Berge Sinai. In „Wirklichkeit“ (so steht es in der Bibel, s.o.) sprach Gott jedoch mit Mose und erzählte ihm die ersten drei Gebote lang, wie er und seinesgleichen gefälligst mit ihrem neuen und einzigen Gott umzugehen haben. Aha! Von „Frieden“ oder „Freiheit“ keine Spur. Nach diesen ersten Geboten, die auf Religionszwang und Sippenhaft hinauslaufen, folgen ein paar einfache Regeln, wie jede Menschengruppe sie generieren würde, nachdem sie ein paar einschlägige Erfahrungen mit Unfairness gemacht hat. Zum Schluss geht es dann um die wirklich wichtigen Dinge, nämlich um die Besitztümer des Mannes: sein Weib, sein Knecht, seine Magd und sein Getier. Wirklich vorbildlich. Genau das, was in der heutigen Zeit fehlt: klare Verhältnisse mittels Herrschaft des Mannes und Unterwerfung unter denselben.

Doch dies erwähnt KI.KA nicht. Auch erfährt man nicht, dass der Mose der Bibel ein Mörder ist, der einen Ägypter erschlägt, weil dieser einen seiner hebräischen „Brüder“ schlug. Nicht einmal Gleiches mit Gleichem vergalt er, sondern Schläge mit Mord! Daraufhin will der Pharaoh Mose töten, also flieht dieser und heiratet in der Fremde eine junge Frau. Dies scheint ihn in Gottes Augen für die Aufgabe zu prädestinieren, sein, also Gottes (israelisches) Volk aus Ägypten in das Land zu führen, in dem Milch und Honig flössen. Alle weiteren Ausführungen zu Mose wie beispielsweise ein brennender Dornbusch, aus dem Gott spricht, lesen sich wie die Halluzinationen eines Mannes, der nicht ganz richtig im Kopf ist.

Interessanterweise erwähnt der Medienexperte Rosenstock im Interview, dass man auch als Nicht-Christ Kinofilme, Kinderbücher, Politik und vieles mehr nicht verstehen könne, “wenn man nicht die wichtigsten biblischen Geschichten kennt. Das ist noch wichtiger als die Grimmschen Märchen” – und setzt damit die biblischen Geschichten den Grimmschen Märchen gleich. Immerhin: Seine Aussage enthält mehr als ein Korn Wahrheit. Schließlich sind die gezeigten Bibelstellen nichts weiter als literarische Erfindungen von Menschen. Historisch gab es weder die Sintflut noch den Auszug der Israeliten aus Ägypten unter Mose, welche in der Bibel wie auch in der Serie Chi Rho auf KI.KA als reale Ereignisse beschrieben werden. Von Adam und Eva als ersten Menschen, welche aus einem „Erdenkloß“ (Adam) sowie aus dessen Rippe (Eva) geformt wurden, sprechenden Schlangen und einem Baum der Erkenntnis ganz zu schweigen.

Fazit

Weshalb man überhaupt auf derlei antiquierte Geschichtensammlungen von Wüstenbewohnern meint zurückgreifen zu müssen, um Kindern Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Respekt nahezubringen, bleibt auch nach der Durchsicht mehrerer Folgen unklar. Vor allem, da die reale Bibel diese drei durchaus anstrebenswerten Regeln des menschlichen Miteinanders eben gerade nicht propagiert. Auch nicht in den von KI.KA sowie den christlichen Kirchen präsentierten Bibelstellen. So ist es beispielsweise unlauter, Mose als Gutmenschen darzustellen und seinen Mord (sowie seine offensichtliche mentale Störung) zu unterschlagen. Zudem ist der Gott der Bibel meilenweit entfernt von einem „gütigen Gott“ – er ist geradezu ein Soziopath, der mit Mord und Ausrottungen ganzer Völker nicht geizt. Der die Botschaft verkündet: Glaube an mich, dann bist du ein elitärer Gutmensch und darfst/sollst/musst all jene töten, die nicht an mich glauben wollen. So steht es geschrieben.

In der Serie Chi Ro ist der Bösmensch schon verurteilt, sobald er ins Bild tritt, und ihm werden weder Nächstenliebe noch Barmherzigkeit noch Respekt zuteil. Eben so, wie wir es aus der Bibel und anderen archaischen Schriften der Menschheit kennen: Wer so ist wie ich, ist gut; wer anders ist, ist böse. Die schrecklichen Folgen dieser Denkungsart sind uns aus der Geschichte nur zu gut bekannt.

Halten wir fest: Die Bibelserie Chi Ro unterschreitet sämtliche pädagogischen Standards, die das Programm von KI.KA normalerweise auszeichnen. Die Kinder werden hier manipuliert, statt gebildet, ethisch desorientiert, statt zu ethischem Denken ermuntert. Eine solche Sendung gehört definitiv nicht ins öffentliche Fernsehen. Wenn die Kirchen meinen sollten, Kinderverblödung sei eine gute PR-Strategie, so sollten sie dafür ihre eigenen Kirchensender nutzen. Öffentliche Gelder sollten für derartige Vorhaben jedenfalls nicht bereitgestellt werden.
 

Fiona Lorenz
 

 

Weitere Infos zur Sendung

Die für den Weltmarkt produzierte Zeichentrickserie CHI RHO – Das Geheimnis ist eine deutsche Koproduktion zwischen der Cross Media Medienproduktion, dem Kinderkanal von ARD und ZDF, der Trickompany und der Beta Film. Den Titelsong "Zeig mir den Weg" singt das österreichische Popduo "Luttenberger*Klug".

Noch etwas: Begleitend zu CHI RHO – Das Geheimnis zeigt der KI.KA an den ersten drei Adventssonntagen die Reportagereihe Schnitzeljagd im Heiligen Land. In den jeweils 25-minütigen Beiträgen geht KI.KA-Moderator Ben gemeinsam mit Kindern aus Israel der Frage „Wo ist Gott?“ nach. Zu sehen ist die "faszinierende Reportage" ab 28. November immer sonntags um 16:50 Uhr im KI.KA.

Zur Chi Rho-Homepage geht es hier

Einzelne Folgen der Sendungen kann man sich hier zu Gemüte führen, wenn man will.