Evangelikale "Homo-Heiler"

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Screenshot YouTube-Video
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BERLIN. (hpd) Fundamentalistische Christen haben noch immer Probleme damit, zu akzeptieren, dass es neben der heterosexuellen auch andere Spielarten der Liebe gibt. Gewappnet mit dem "Heiligen Buch" wollen sie die Betroffenen umerziehen.

Dieses völlige Ausblenden der Realitäten des menschlichen Lebens mag für Außenstehende eher lächerlich wirken; für Betroffene ist es das jedoch keinesfalls. Der schweizerische Tagesanzeiger berichtete jüngst über den Fall des schwulen James Guay, der in einer evangelikalen Familie in den USA aufwuchs. Als er im Alter von 16 Jahren seinem Vater gesteht, schwul zu sein, "liebevoll und besorgt. Er möchte seinen Sohn vor der Hölle retten."

Guay ist mit Gebeten, Bibelstunden, Gottesdiensten, christlichen Schulen in einer tiefgläubigen Familie aufgewachsen. "Sein Vater Paul war einer von mehreren Pastoren der Grace Community Church in Sun Valley, einer fundamentalistischen Megakirche am Rande von Los Angeles mit Tausenden Gläubigen." Dort predigt er, dass Homosexuelle so schlimm sind wie Mörder oder Kinderschänder und dass ihnen ewige Verdammnis droht.

Der Vater bringt James Guay zu einem christlichen Psychologen, der ihn von seiner Homosexualität "heilen" will. Mit einer "Konversionstherapie" will er ihn auf den "richtigen Weg" zurückführen. Das Problem: Psychologen halten "Konversionstherapien" für gefährlich. "Aus Sicht der American Psychological Association fehlt für Erfolge jeder wissenschaftliche Beweis, während Nebenwirkungen wie Depression, Suizidabsicht und Drogenmissbrauch bei jungen Betroffenen belegt sind." In einigen Bundesstaaten wurde diese "Therapie" bereits verboten. So zum Beispiel auch im Staat New Jersey, wo der Abgeordnete Tim Eustace die Therapien als Kindesmissbrauch bezeichnete.

Auch der US-Präsident Barack Obama hat sich jetzt gegen die christlichen Fundamentalisten gestellt. Nach Angaben des Weißen Hauses teile Obama die Sorge über die verheerenden Folgen, die diese Therapien für Jugendliche haben könnten: "Als Teil unseres Einsatzes zum Schutz von Amerikas Jugend, unterstützt diese Regierung die Bemühungen zum Verbot der 'Konversionstherapien' für Minderjährige."

Auch in Deutschland versuchen Evangelikale, homosexuelle Menschen "umzuerziehen". Der selbst schwule Panorama-Reporter Christian Deker hat für den NDR Ärzte besucht, die offenbar seine sexuelle Orientierung ändern wollen. Der erste Teil der Reportage wurde im September des vergangenen Jahres ausgestrahlt:

 

 

Der zweite Teil wurde vor wenigen Tagen veröffentlicht. Darin wird deutlich, dass nicht nur christliche Hardliner Homosexualität ablehnen, sondern auch in den evangelischen Landeskirchen einige glauben, Homosexualität sei Sünde und ließe sich therapieren.

 

 

Das Magazin queer schreibt über diese Dokumentation: "… ein Gläubiger [erhielt] anonym Materialien der homofeindlichen 'Offensive Junger Christen' (OJC) und des angeschlossenen 'Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft'. Die 'Offensive' ist wegen ihrer Arbeit zur Homo-'Heilung' umstritten, ihre Anbindung an die evangelische Kirche (und den Staat) ein seit Jahren schwelender Skandal." Der Film, so queer, stellt immerhin "die Frage nach der Verantwortung der Evangelischen Kirche" und zeigt eben so sehr, dass diese das Problem nicht angeht. "Was eigentlich schon Thema der zweiten Reportage hätte sein müssen, sollte nun die dritte werden: Dass folglich die Politik einschreiten müsste. Das wird von der Union aber nicht nur abgelehnt, sondern sie hofiert Gruppen wie die Evangelische Allianz regelrecht."

Das wird wohl auch so bleiben, solange man sich von Sätzen des "Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft" (DIJG) (das der OJC angegliedert ist) einlullen lässt: "Wir respektieren die Würde, Autonomie und den freien Willen jedes Menschen. Wir sind der Auffassung, dass homosexuell empfindende Menschen das Recht haben, eine homosexuelle Identität anzunehmen; sie haben aber ebenso das Recht, einen Weg der Veränderung zu gehen mit dem Ziel, ihr heterosexuelles Potential entfalten zu können." (zitiert nach pro-medienmagazin).
Denn selbst in dieser - auf den ersten Blick toleranten - Stellungnahme der DIJG wird davon ausgegangen, dass es für homosexuelle Menschen eine Wahl gäbe, sich für oder gegen ihre Art der Liebe zu entscheiden.