„Denk ich an die Rede, in der Nacht...“

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Papst bei der Denkarbeit / Foto: screenshot

MÜNCHEN/LINZ. (hpd) Von verschiedenen Seiten macht man sich Gedanken zur anstehenden Rede des Papstes im Deutschen Bundestag. Sowohl aus dem Verbund von CDU (inklusive der Bundeskanzlerin) und Zentralkomitee der Katholiken aber auch von erwartungsfröhlichen Atheisten. Eine Realsatire von Erwin Peterseil und Wilfried Müller.

„Wie denkt der Papst?“ ist der Inhalt eines jetzt erschienenen Buches der Konrad-Adenauer-Stiftung: „Der Papst in Deutschland“. Personen aus dem Umfeld von CDU (einschließlich der Kanzlerin) und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken beschäftigen sich mit den von ihnen angenommenen zentralen Anliegen des Papstes und wollen damit in das Denken des Papstes einführen.

Es kreist also um die Frage, was wird der Papst in seiner schon jetzt umstrittenen Rede im Bundestag sagen? Die Einladung zu dieser Rede hat seitens säkular Engagierter Kritik und Ablehnung hervorgerufen. Es wird als unangebracht gesehen, einen theokratischen Herrscher eines europäischen Kleinstaates und Vizegott einer mächtigen religiösen Organisation politische Reden im Bundestag halten zu lassen.

Was wird Ratzinger dort zu predigen und zu verkünden trachten? Hacker wurden ausgesandt. Mit Erfolg, hier ein Protokoll des päpstlichen Gedankenguts zu seiner Rede vor dem deutschen Bundestag:

(1) Der Bundestag ist eine weltliche Einrichtung, da muss ich das richtige Maß treffen. Also ihn als Hort der Demokratie ansprechen und die Abgeordneten als weise Männer, äh Menschen, die auf das Wohl ihrer Mitbürger bedacht sind. Vielleicht könnte ich dazu eine Anmerkung äußern, dass alle Macht von Gott ausgeht und Gott daher die Demokratie auf die Erde hernieder gebracht hat. Das könnte ich versuchen, auch wenn dann die Antichristen in der Linkspartei und bei den Grünen gleich wieder gegen den Gottesglauben hetzen werden. Bei den Grünen vielleicht weniger, weil die haben jetzt ja sogar schon einen Ministerpräsidenten, den Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, der hat eine sehr gottvolle Karriere hinter sich. In seiner Jugendzeit war er ein gottloser Atheist und verehrte den chinesischen Bolschewiken Mao, dann hat er wieder zu Gott zurückgefunden und arbeitet im Zentralkomitee der deutschen Katholiken mit. Den Namen Winfried Kretschmann muss ich mir merken, weil solch Bekehrte sind ein großes Gottesgeschenk, die man für die katholische Aufklärung der gottlosen und kirchenfeindlichen Atheisten verwenden kann.

(2) Im Bundestag hat vor einiger Zeit auch ein Jude gesprochen, der hat natürlich wieder dauernd über den Holocaust geredet. Dabei gibt es darüber doch auch verschiedene Meinungen. Wer weiß, ob nicht Bischof Williamson von den Piusbrüdern darüber ein Wissen hat, das heute unerwünscht ist. Ich selber habe zu diesem Thema in Auschwitz eine große Rede gehalten und die Schuldigen genannt. Ich hab damals gesagt "Im Tiefsten wollten jene Gewalttäter mit dem Austilgen dieses Volkes den Gott töten, den Abraham berufen, der am Sinai gesprochen und dort die bleibend gültigen Maße des Menschseins aufgerichtet hat." Und ich habe zusammengefasst: "Mit der Shoa sollte im letzten auch die Wurzel ausgerissen werden, auf der der christliche Glaube beruht, und endgültig durch eine den neuen, selbstgemachten Glauben an die Herrschaft des Menschen, des Starken, ersetzt werden."

(3) Ja, das könnte ich einflechten: der Holocaust war ein Angriff auf das Christentum. Die Nazis wollten zuerst die Juden und dann die Katholiken ausrotten. Nein, das sage ich lieber doch nicht, sonst kommt wieder die ganze atheistische Hetze wegen des Konkordates von 1933, wo drinnen stand, dass bei den Sonntagsmessen für das Deutsche Reich gebetet werden soll. Es muss genügen, wenn ich die Nazis als Atheisten bezeichne. Das wird dann freilich wieder die Kirchenfeinden zur Hetze anstacheln, warum die katholische Kirche nach Kriegsende so vielen NS-Atheisten mit in christlicher Nächstenliebe ausgestellten Reisedokumenten die Übersiedlung nach Südamerika ermöglichte. Gut, damals wusste man im Vatikan wohl noch nicht, dass Nazis und SS'ler Atheisten waren, das habe schließlich erst ich bei meinen zeitgeschichtlichen Forschungen entdeckt.

Vielleicht sollte ich mich politisch eher nicht exponieren. Also nicht wieder was zu Atomkraftwerken sagen und zum Atomausstieg, weil sonst kommt von den Antichristen wieder dummer Hohn, dass der Kirchenausstieg in Deutschland zügiger vor sich ginge als der Atomausstieg. Dabei ist es in Deutschland gar nicht so schlimm mit dem Kirchenausstieg. In Österreich ist das viel beunruhigender! Mein Buchhalter hat berechnet, wenn dort der Taufrückgang so anhält und die Austritte so hoch bleiben wie in den letzten zehn Jahren, dann hat die katholische Kirche in Österreich in 150 Jahren nicht einmal mehr eine Million Mitglieder.

(4) Als Papst muss ich ja langfristig denken. Darum sollte ich im Bundestag auf diese schreckliche Gefahr hinweisen. Ob ich auch von der Neuevangelisierung reden soll? In Wien hat der einwöchige Versuchsbetrieb 2010 leider kein einziges neues Kirchenmitglied erbracht. Darum arbeiten in Österreich die christkatholischen Minister ja schon mit großem Eifer und großer Gottesliebe am Projekt Ethikunterricht, den alle Heiden und Atheisten besuchen müssen. Damit soll sichergestellt werden, dass jeder Schüler in der Schule etwas über den christkatholischen Glauben erfährt. Christ-katholische Katecheten sollen den Ethikunterricht abhalten und dabei wird es ja nicht so schwierig sein, den Schwerpunkt auf die christlich-katholische Tradition zu legen. Einer Tradition, in die wir alle durch die weisen Wege des HErrn hineingeboren sind und die wir keinesfalls verlassen dürfen. Das Thema der Gottlosigkeit durch politische Sorglosigkeit muss ich jedenfalls ansprechen!

(5) Früher war das einfacher, da haben die Menschen unsere Heilsbotschaften schon von ihren Müttern und Großmüttern im zarten Kindesalter vermittelt bekommen und sind ihr ganzes Leben lang gottergeben geblieben. Sie haben die göttlichen Gebote eingehalten. Nur an einen Gott geglaubt, selten geflucht, zu hohen Prozentsätzen den Tag des HErrn geheiligt, haben Vater und Mutter und der Obrigkeit brav gefolgt, nur getötet, wenn die Militärpriester vorher die Waffen gesegnet haben. Stehlen brauchten die braven Katholiken nicht, weil brave Katholiken haben brav gewirtschaftet und den Arbeitskräften, die sie beschäftigten, den Gotteslohn gezahlt.

Aber schon damals gab es auch Probleme. Gottlose Gewerkschafter fügten sich nicht in die göttliche Wirtschaftsordnung und in manchen Ländern musste Gott eine machtvolle gottgewollte Regierung entsenden, um solche unchristliche weltliche Begehrlichkeiten hintanzuhalten. Heute ist das ganz anders. Die braven katholischen Bürger haben ihre Geschäftsläden verloren und ihre Handwerksbetriebe. Es ist fast schon überraschend, dass im Vatikan die päpstlichen Gewänder von einem Schneidermeister genäht und nicht aus China importiert werden. Auch bei uns werden die Armen wieder mehr. Doch das ist gottgewolltes Schicksal. Unser HErr JEsus hat keine Eigentumswohnung gehabt, ist auf einem Esel nach Jerusalem geritten und nicht in einem Jesumobil gefahren. Die Menschen sollen wieder bescheidener werden, ihr Gesicht dem HErrn zuwenden und sich auf die Erlösung freuen.

Den ganz Armen kann die Caritas ja Suppenküchen und Notquartiere einrichten, weil wir lieben all unsere Nächsten mit ganzer Seele und von ganzem Herzen. Außer natürlich die Gottlosen, die Ungläubigen, die Kirchenkritiker, die Feinde des Zölibats, die alle und viele andere mögen wir nicht. Unsere Feinde lieben wir nur dann, wenn sie uns auch die andere Wange herhalten, nachdem wir sie abgewatscht haben. So ähnlich hat unser HErr das ja verkündet, "liebet es, wenn Ihr Eure Feinde auf die Wange schlagt", kann sein, dass dieses Zitat nicht ganz wörtlich ist, aber es entspricht unserer Tradition!

(6) Das Thema "Mühselige und Beladene" muss ich unbedingt anschneiden! Weil es ist geradezu ungeheuerlich, was die katholische Kirche für die Armen und Ausgestoßenen verrichtet! In Deutschland leistet alleine die Caritas jährlich vier Millionen unentgeltliche Arbeitstunden. Wie Bischof Müller in Regensburg errechnet hat, ist das ein Wert von elf Milliarden Euro. Moment, da muss ich noch mit dem Bischof Müller reden, weil elf Milliarden durch vier Millionen ergäbe pro Stunde ja knappe 3000 Euro, so teuer kann auch die liebevollste Caritasarbeit nicht sein. Aber sei's drum, die kirchlichen Kindergärten, Krankenhäuser, Altenheime arbeiten aus Nächstenliebe und werden aus Barmherzigkeit von der Kirche finanziert. Nein, da muss ich mich auch noch nachschlagen, womöglich zahlen der Staat oder die Krankenkasse da auch was dazu, ah, hier steht's ja. Nun da sag ich lieber nichts zu diesem Thema, weil sonst hetzen die Antichristen wieder, alle katholischen Sozialdienste würden vom Staat finanziert.

(7) Zu Reformen kann und muss ich grundsätzlich was sagen. Schließlich hat das Zweite Vatikanum damals auch sehr großzügig und unbedacht reformiert. Genauso haben es die Staaten gemacht. Damals als die Sozialdemokraten noch gottlose Gesellen waren und den Leuten freihändig das Geld der braven christlichen Steuerzahler nachwarfen. Bildung für alle, Wohnungen mit fließendem Wasser, gleiche Gesundheitspflege für jedermann, hohe Löhne und hohe Lohnnebenkosten, großzügige Rentenzahlungen!

Als dann nach dem Untergang des atheistischen Bolschewismus die alte gottgewollte Ordnung wiederkam, die sozialistische Marktwirtschaft - oder hat das "Soziale Marktwirtschaft" geheißen? - abgeschafft wurde und in der Gesellschaft wieder eine vernünftige Hierarchie der Werte einkehrte, wurde das Geld für solche Verschwendungen zu knapp. Ja, es musste und muss weiterhin reformiert werden. Auf dass die Menschen, die von Gott mit Wohlstand bedacht worden waren, diesen Wohlstand bewahren können. Sie haben es ohnehin schon schwer genug, weil der HErr lässt die Wohlhabenden nicht so leicht in sein Ewiges Reich einkehren. Und die Mühseligen und Beladenen sollten nicht begehrlich werden, denn sie werden ja dereinsten, wenn sie vorm HErrn stehen, belohnt werden, die Letzten werden die Ersten sein. Das könnte ich vielleicht in wohlgesetzten vorsichtig formulierten Worten sagen. Dass der HErr Bescheidenheit und Zurückhaltung liebt und nicht die Maßlosigkeit der Massen, von denen man sowieso nie jemanden am Sonntag in der Kirche sieht.

(8) Die aktuellen deutschen Reformen im Bildungswesen sind vernünftige Schritte. Acht Jahre Gymnasium sind genug! Ein Jahr unnötige Bildung einsparen, ist vernünftig! Und dass jeder studiert, ist auch höchst unvernünftig. Vernünftig wäre der Wiederaufbau guter verpflichtender religiöser Unterweisungen, ich denke dabei nochmals an den neuen österreichischen Weg, ohne Christus zum Abitur, das kann nicht gut gehen. Die Einführung der Schulpflicht war ja auch so ein verhängnisvolles Projekt der Reformation. Luther forderte die Ratsherren auf, christliche Schulen einzurichten. In den Anfangszeiten der Schulpflicht waren es wenigstens noch wahrhaftig christliche Schulen, es gab mehr Religionsunterricht als Unterricht im Rechnen oder Lesen, sechs bis acht Stunden wöchentlichen Religionsunterricht, so eine Reform würde ich jederzeit begrüßen! Die Menschen würden jeden Tag beten und am Sonntag in die Kirche gehen! Kein Darwin und kein Dawkins könnte den Menschen den Glauben aus dem Herzen reißen. Aber da muss ich auch vorsichtig sein. Ich werde lieber sagen: Die christliche Vernunft erfordert es, die christlichen Traditionen hochzuhalten, ohne Christentum gäbe es keine Menschenrechte, keine Nächstenliebe, kein geordnetes Gemeinschaftswesen! Und Atheisten zögen mordend und plündernd durch die Städte, weil sie Gott nicht fürchten und keine Verantwortung vor dem Ewigen tragen wollen.

(9) Und schließlich ist auch die Aufklärung ein christliches Produkt! Ohne die tausendjährige Beharrlichkeit der katholischen Kirche wäre niemand auf die Idee gekommen, die Aufklärung auszulösen. Die Menschen hätten ohne die Erlösung durch unseren Herrn Jesus Christus womöglich die alten griechischen naturwissenschaftlichen Lehren weiter betrieben und die Dampfmaschine schon tausend Jahre früher erfunden. Wie schrecklich wäre das für die Menschen gewesen, wenn sie Gottes Wort nicht vernommen und sich unbarmherzig der eiskalten Wissenschaft ausgeliefert hätten und 1492 nicht nach Amerika gefahren, sondern schon zum Mond geflogen wären. Das hat zweifelsohne die katholische Kirche verhindert!

Das muss ich den Herren Abgeordneten, äh, Damen und Herren Abgeordneten ans Herz legen: immer brav beten, dann wird der HErr Euch sein HErz öffnen. Neuevangelisierung von oben her aus dem Bundestag. Das wird in lebendiger Bildübertragung im Fernsehen gesendet und alle Menschen hören MEin WOrt und damit das WOrt des HErrn. Ich werde alle Abgeordnete auffordern, mit mir zu beten und ich werde alle an den Fernsehschirmen auffordern, zu beten. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes werden wir eine einzige große christliche Familie im christlichen Staate sein und der HErr wird uns segnen! Ja, so mach ich das!

(10) Zur Wissenschaft werde ich mich kritisch äußern. Unglücke in Atomkraftwerken sind Tand von Menschenhand, werde ich ihnen sagen, die Präimplantationsdiagnostik werde ich verdammen! Eine befruchtete Eizelle ist bereits von Gott beseelt. Der Mensch ist mit der Vereinigung von Samen- und Eizelle als Geschöpf im fertigen Plan Gottes festgelegt. Jeder menschliche Eingriff in diesen heiligen Plan ist daher unzulässig! Und eine schwere Sünde! Solche Sachen passieren nur, wenn die Menschen forschen, statt die Bibel zu lesen!

(11) Die katholische Vernunft muss auch wieder in die Wissenschaft zurückgebracht werden. Früher war es den Menschen klar: eine Krankheit ist eine Strafe oder eine Prüfung Gottes, Gebet und Glaube halfen. Heute bekommen die Leute ein Antibiotikum, d.h. Bakterien, die auch Geschöpfe Gottes sind, werden vergiftet und keiner betet mehr! All dieses Unglück hat die Wissenschaft den Menschen beschert. Seinerzeit als die Pockenimpfung erfunden wurde, hat das angefangen. Anfangs haben sich die Gläubigen noch dagegen gewehrt! Mein hochgeliebter Vorgänger Papst Leo XII. soll gelehrt haben "wer auch immer sich der Impfung unterzieht, hört auf, ein Kind Gottes zu sein. Die Pocken sind ein Strafgericht Gottes, die Impfung ist eine Lästerung des Himmels".

Und so achtete auch in Tirol der Feldgeistliche von Andreas Hofer, der Kapuzinerpater Haspinger, darauf, dass die teuflische Pockenimpfung von den bayerischen Besatzungssoldaten nicht im Tirolerland ausgebreitet werden konnte. Aber heute mischen sich die Wissenschaftler immer mehr in das Schöpfungswerk des HErrn ein, sogar Päpste müssen zum Lesen Brillen aufsetzen, obwohl der HErr in seinem unerforschlichen Ratschluss in seinen Schöpfungsplan die Altersweitsichtigkeit eingebaut hat. Den Brillengebrauch beichte ich jede Woche, weil ich will ja dem HErrn nicht in sein allmächtiges HAndwerk pfuschen mit meiner menschlichen Einfalt, die die GRöße der PLäne des HErrn gar nicht zu erfassen vermag.

(12) Der Gottesglaube ist vernünftig. Dazu kann ich ja sogar auf einen Wissenschaftler verweisen, Blaise Pascal hat wissenschaftlich-mathematisch bewiesen, wie der Gottesglaube von Nutzen ist. Einer der glaubt, kommt frohlockend in den Himmel, einer der nicht glaubt, erleidet die Ewige Verdammnis. Selbst wenn jemand zweifelt, ob es Gott gibt, dann soll er glauben, hat Pascal gesagt, weil wenn es Gott gibt, wird er belohnt und nicht bestraft und wenn es Gott nicht gäbe, erlitte er durch den Glauben keinen Schaden. Er hat dies als "Wette auf Gott" formuliert: "Wenn Ihr gewinnt, so gewinnt Ihr alles, und wenn Ihr verliert, so verliert Ihr nichts".

So eine Wette ist zwar auch eine Sünde, die der katholische Christ beichten sollte, aber sie ist viel vernünftiger als die Gottesleugnung. Weil ein Gottesleugner leugnet überhaupt die Verantwortung vor Gott. Und das wird der Schöpfer von Himmel und Erde dereinsten nicht dulden, das Heulen und Zähneknirschen wird kein Ende finden. Die katholische Aufklärung muss die Menschen von heute darüber aufklären!

Das wurde leider nach dem Zweiten Vatikanum nicht mehr ausreichend gemacht. In falscher Auslegung des Konzils widmeten viele Kleriker der Gottesfurcht eine zu geringe Aufmerksamkeit. Nicht einmal Exorzisten gibt es in jeder Diözese - trotz meiner eindeutigen Anordnung! In der heutigen Welt kommt dazu noch die Versuchung, nichtkatholische Schriften zu lesen. Den Index der verbotenen Bücher abzuschaffen, war auch so ein Fehler im Gefolge des Zweiten Vatikanum. Man müsste heutzutage auch das Internet geißeln! Welche Seiten sind sündhaft und dürfen von gläubigen Katholiken, die ihr Seelenheil erhalten wollen, nicht besucht werden!

(13) Andererseits muss es jetzt langsam reichen mit dieser Aufklärerei wegen dieser sogenannten Missbräuche. Wir haben ganz deutlich gesagt: "Das Programm der Erneuerung, welches das Zweite Vatikanische Konzil vorgelegt hat, wurde häufig falsch gelesen; im Licht des tiefen sozialen Wandels war es schwer, die richtigen Weisen der Umsetzung zu finden. Es gab im Besonderen die wohlmeinende aber fehlgeleitete Tendenz, Strafen für kanonisch irreguläre Umstände zu vermeiden. In diesem Gesamtkontext müssen wir das verstörende Problem des sexuellen Missbrauchs von Kindern zu verstehen versuchen, das nicht wenig zur Schwächung des Glaubens und dem Verlust des Respekts vor der Kirche und ihre Lehren beigetragen hat."

(14) Das 2. Vatikanum war schuld! Und überhaupt die 68er-Revolten! Überall nur Sex! Wenn da auch geistliche Herren dem Zeitgeist folgten, so ist das sehr betrüblich und bedauerlich, aber die Sexgesellschaft hat sie dazu aufgestachelt. Nein, so kann ich das nicht sagen, vielleicht "der Versuchung ausgesetzt"? Ja, das ginge.

Manche meinen sogar, der HErr habe eine Botschaft gesandt: ihr habt um mehr Priester gebetet, wahrlich, ich sage Euch, schafft den Zölibat ab, dann habt Ihr mehr Priester, weniger Päderasten und es werden weniger Kinder geschändet. Da ICh der STellvertreter CHristi auf ERden bin, müsste eine solche Botschaft auch bei mir eingelangt sein. Ich habe sie nicht erhalten, der HErr hat sie nicht gesandt.

Die Probleme mit den sogenannten Missbrauchsfällen kamen überdies vom Teufel, wie ich so treffend zum Ende des Priesterjahres am 11. 6. 2010 festgestellt habe: "Es war zu erwarten, dass dem bösen Feind dieses neue Leuchten des Priestertums nicht gefallen würde, das er lieber aussterben sehen möchte, damit letztlich Gott aus der Welt hinausgedrängt wird. So ist es geschehen, dass gerade in diesem Jahr der Freude über das Sakrament des Priestertums die Sünden von Priestern bekannt wurden - vor allem der Missbrauch der Kleinen, in dem das Priestertum als Auftrag der Sorge Gottes um den Menschen in sein Gegenteil verkehrt wird."

Ich habe ja damals auch gleich deutlich einen Schlussstrich gezogen: "Wir bitten Gott und die betroffenen Menschen inständig um Vergebung und versprechen zugleich, dass wir alles tun wollen, um solchen Missbrauch nicht wieder vorkommen zu lassen". Also werde ich diesen Satz im Bundestag wiederholen und dabei nicht verklärt zum Himmel, sondern schamvoll zu Boden blicken.

(15) Und überhaupt, letztlich werden wir alle ja von Gott geleitet und verwaltet:
Was Gott tut, das ist wohlgetan,
es bleibt gerecht sein Wille;
wie er fängt seine Sachen an,
will ich ihm halten stille.
Er ist mein Gott,
der in der Not
mich wohl weiß zu erhalten;
drum lass ich ihn nur walten.

(16) Was soll es. Gottes Wege sind noch weniger durchschaubar als die Wege des Finanzkapitals. Ja, Finanzkapital, dazu könnte ich im Bundestag was sagen. Was Kritisches. Weil das steht dann in der Zeitung und die Leute freuen sich darüber. Ich könnte die irdischen Geschäfte mit den göttlichen vergleichen. Auf Erden kauft man Aktien, um Gewinne zu machen. Aber um Gewinne für die Seele kümmert man sich nicht.

Göttliche Aktien haben keinen Börsenkurs, aber gerade diese Aktien Gottes müssen wir erstehen. Weil die bringen immer einen Gewinn. Nicht morgen an der Börse, sondern am Ende der Tage im Himmel. Ja, das müssen die Leute doch verstehen! Himmelsversprechungen sind weitaus besser als Börsengewinnversprechungen. Weil bei diesen gibt es immer wieder Enttäuschung und Leid. Aber es hat sich bis heute noch nie ein zum HErrn heimgegangener gläubiger Christ über die christkatholische Kirche beschwert! Innerhalb von 2000 Jahren gab es noch niemals auch nur eine Beschwerde über unser Endprodukt, die Ewige Seligkeit!

Wenn die Politiker Versprechen machen, dann müssen sie auch Schulden machen, Schulden, die sie den kommenden Generationen aufpacken. Wir machen keine Schulden und wir liefern prompt am Jüngsten Tag.

(17) Ein ganz ein wichtiges Thema muss ich mit strenger Miene den Leuten im Bundestag servieren. Das werd ich klug angehen, zuerst werde ich von den Staatsschulden reden und dann von den kommenden Generationen, die sie zahlen müssen. Und dann rede ich von den kommenden Generationen, die durch Schwangerschaftsabbruch, Pille, Präservativ und Coitus Interruptus seit Jahrzehnten ausgerottet werden! Als in wirklich katholischen Zeiten die Frau zu Hause umringt von einer großen Kinderschar, wusch und nähte, kochte und putzte, die Kinder bescheiden mit Hirsebrei fütterte, da hätte kein Thilo Sarrazin ein Buch darüber schreiben können, dass das christliche Deutschland von muslimischen Zuwanderern ausgerottet würde. Die Muslime wissen eben noch, wohin die Frauen gehören. Der Apostel Paulus hat seinerzeit gesagt, die Frauen sollen in der Kirchengemeinde schweigen. Das war wohl etwas zu wenig. Er hätte sagen sollen, die Frauen sollen auch zuhause und in der Politik schweigen!

(18) Hier muss ich natürlich wieder fürsorglich und vorsichtig formulieren. Ich werde von der "Werterhaltung" ausgehen, ich werde von den Werten des christlichen Abendlandes reden. Ja, ich weiß, es ist inzwischen der Brauch vom christlich-jüdischen Abendland zu reden, aber der Beitrag der Juden war nicht christlich. All diese Marx, Heine, Freud, Einstein, Schnitzler, Salten, Bloch oder Woody Allen haben nichts zu einem christlichen Abendland beigetragen! Sie haben im Gegenteil gegen Gott gehetzt oder unflätige und unsittliche Schriften verbreitet! Aber das sag ich natürlich im Bundestag nicht. Die christlichen Werte! Die zehn Gebote! Darauf werde ich mich konzentrieren! Und der Mensch darf sich nicht zum Gott aufschwingen! Das ist ganz wichtig!

(19) Eintreten muss ich auch ganz entschieden für die Reinheit der Ehe, die nicht widernatürlichen sündigen Verpaarungen Gleichgeschlechtlicher gleichgestellt werden darf. Weil damit vernichtet man das Volk Gottes! Die Männer verlassen dann ihre zänkischen Weiber und verpaaren sich standesamtlich mit ihren Freunden vom Fußballplatz, die katholischen Taufen werden in der Folge noch weniger. Es ist mir schon klar, dass ein Zusammenleben mit anständigen Männern angenehmer ist als ein Zusammenleben mit unerquicklichen Frauen. Ich freu mich ja auch, wenn ich meinen Privatsekretär, den feschen Prälaten Georg Gänswein sehe. Aber GOtt hat UNs mit der Frau eine Prüfung auferlegt, vor der wir uns nicht drücken dürfen. Außer wir Kleriker, wir dürfen uns drücken, manche Geistliche sind dem HErrn dafür nicht dankbar genug und meinen, sie dürften sich nicht drücken, sondern müssten. Aber man stelle sich bloß vor! Statt einer braven Pfarrerköchin eine angetraute Emanze am Pfarrhof zu haben, das wäre nicht nur eine zu schwere Belastung, sondern eine ganz schlimme irdische Sündenstrafe.

(20) Aber es geht um die christlichen Werte, die muss ich im Bundestag propagieren. Da muss ich schon wieder vorsichtig sein. Weil wenn ich dort das sechste Gebot anspreche und verkünde, für die Vereinigung von Mann und Frau habe der HErr das Sakrament der Ehe eingerichtet und fordere voreheliche Enthaltsamkeit und erlaube nur in Familien, die schon eine Kinderschar haben, die Verhütung durch die Meidung der fruchtbaren Tage der Frau, dann lachen wieder einige lauthals.

Die Welt ist leider so gottlos geworden, Verstöße gegen das sechste Gebot gelten als selbstverständlich. Ein Vorbild könnten die amerikanischen Evangelikalen sein, die tragen Ringe oder Armbänder mit Enthaltsamkeitsgelübden drauf, die bleiben jungfräulich bis sie vor Gott und dem Priester die Ehe geschlossen haben. Leider sind die Evangelikalen Protestanten, im katholischen Bereich haben wir so etwas noch nicht. Darum will ich mich ja mit den Piusbrüdern wieder versöhnen, weil die haben noch einen wirklich strengen Glauben. Piusbrüdergläubige heiraten früh und kriegen viele Kinder und die Frauen sind den Männern untertan!

(21) Die Priester sollte man anhalten, bei der Beichte auf diesen Bereich viel besser zu achten. Also die Schulkinder zu fragen, was sie tun, um die Sünde der Selbstbefleckung zu vermeiden. Und die Erwachsenen zu belehren, dass der Mensch nicht auf dieser Welt ist, um seiner Vergnügungssucht nachzugehen, sondern um sich auf das Paradies vorzubereiten. Aber es geht ja heutzutage fast niemand mehr beichten, es war ebenfalls so eine unbedachte Reform, die nach dem Zweiten Vatikanum Platz griff, dass heute der Leib des HErrn auch ohne Beichte empfangen werden darf, sofern keine schwere Sünde vorliegt und man die lässlichen Sünden vor sich und Gott bereut. Aber kein Priester hilft den armen Menschen heute dabei, die Schwere ihrer Sünden auszumessen, zu verstehen, was Gott von ihnen erwartet, ein sorgsam gebildetes katholisches Gewissen kommt kaum noch zustande. Darum führen ganz viele Katholiken kein gottgefälliges Leben und kein Priester kann sie darüber aufklären.

(22) Ich werde mich darum bemühen müssen, dass Sakrament der Buße wieder zu beleben. Weil sonst bin ich dereinsten vor dem HErrn mitverantwortlich dafür, wenn die Sünder ihre Sünden nicht mehr zu erkennen vermögen. Dann wird mich der HErr strafen und ich muss womöglich selber im Feuer heulen und Zähneknirschen. Aber das erzähle ich im Bundestag nicht. Oder? Vielleicht könnte ich mich als Vorbild darbieten. Auch ein Papst sündigt. Auch ein Papst geht zur Beichte und findet im Beichtgespräch noch näher zu Gott. Das könnte ich ja als Anregung anbieten. Mmh, es ist alles so kompliziert, dann lachen wieder alle Gottesleugner und das schadet auch!

(23) Aber ein anderes Thema muss ich aufs Tapet bringen, weil die Kirche kann gerade in Zeiten wie diesen den Menschen wirklich helfen. Wirtschaftskrise, Eurokrise, Dollarkrise, das macht den Menschen Angst, sie fürchten sich vor Unglück und Not. Der Sozialstaat, den gottesferne Leute eingerichtet haben, schützt zwar die Menschen vor wirklichem Elend, aber dieser Sozialstaat ist viel zu kostspielig! Die braven christlichen Familien müssen mit ihren Steuern einen riesigen Apparat aufrechterhalten, der ihre schwer erarbeiteten Gelder an gottlose Arbeitsscheue und faule Frühpensionisten umverteilt.

In den USA ist das viel besser. Dort gibt es keine sozialen Hängematten, da kann keiner aufs Arbeitsamt, aufs Sozialamt, auf die Krankenkasse, zur Rentenversicherung laufen und einfach die Hand aufhalten. Dort muss er sich selber einbringen und gläubig auf Gottes Hilfe hoffen. In den USA gibt es weit mehr Religion als in Europa, dort beten sogar die Mafiosi! Wie in Italien. Das werde ich im Bundestag möglicherweise anschneiden und statt für neue Sozialleistungen für Buße und Gottesfurcht eintreten.

(24) Es ist unvermeidbar, die Staatsschulden zu senken, auch wenn es dazu schmerzlicher Einschnitte bedarf, weil mit Gottvertrauen werden es auch die Mühseligen und Beladenen schaffen, ihren Lebensweg zu gehen. Man braucht ja nicht jedes Jahr ein neues Auto und jeden Monat einen neuen Anzug. Und die Caritas kümmert sich um die wirklich Armen. Eine kräftige Suppe und gesundes Brot stehen ihnen jeden Tag zur Verfügung. Weil in christlicher Nächstenliebe haben sich die Kirchen in ihren Armenhäusern um die Erbarmungswürdigen immer gekümmert, ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich in meinen Jugendtagen das Buch "Oliver Twist" gelesen habe, wo diese christliche Barmherzigkeit so ergreifend geschildert wurde. Solche Einrichtungen sollte man wieder errichten, statt das von guten Christen schwer verdiente Geld an ungläubige Faulpelze zu verschwenden. Das muss ich natürlich fürsorglicher ausdrücken.

(25) Ich werde es auch im Bundestag so machen wie am Weltjugendtag in Madrid. Vor einem blinden Egoismus und einem Leben ohne Horizonte werde ich eindringlich warnen. Denn es ist ein Irrglaube, ein Leben ohne Fundament führen zu können. Dies birgt die Gefahr der Beliebigkeit bei den Fragen nach Wahrheit und Gerechtigkeit. Eben die Gefahr des Relativismus! Jeder hat eine andere Meinung und glaubt womöglich, er habe damit auch noch recht! Auch die Gerechtigkeit leidet! Seit Jahrzehnten wird beispielsweise niemand mehr wegen Schwangerschaftsabbruch eingesperrt und das obwohl die katholische Kirche dies als ungerecht empfindet! Dabei wäre alles so einfach zu lösen, eine neue Besinnung auf Jesus Christus könnte eine wahrhafte und gerechte Weltordnung herstellen. Das muss den Menschen verkündet werden!

(26) In Madrid hab ich auch gesagt, die jungen Menschen müssten Arbeitsplätze bekommen, damit sie Familien gründen können. Das ist sehr gut angekommen. Das muss ich auch in Berlin sagen. Weil die Politiker kommen ja von alleine gar nicht auf die Idee, sich um Arbeitsplätze für Jugendliche zu kümmern. ICh, MEine HEiligkeit PApst BEnedikt XVI. muss ihnen das sagen!

Die Medien haben mich wegen dieser neuen politischen Idee gelobt. Gelobt sei deshalb Jesus Christus, weil der hat im Markusevangelium 10,14-15 gesagt, "lasset die Kinder zu mir kommen, hindert sie nicht, denn so wie diese ist das Königreich Gottes, wahrlich ich sage euch, wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht in dieses eintreten." Diese Zeilen haben wir Kleriker in den letzten beiden Jahren aus falscher Scham zuwenig oft gesagt. Darum muss ich das jetzt nachholen und ergänzen, lasset die Kinder zu mir kommen, denn ich setze mich dafür ein, dass sie eine Arbeit bekommen und später dann eine Familie gründen können, auf dass das Kirchenvolk wachse und sich vermehre. Das musste endlich gesagt werden! Auch in Deutschland gibt es diesbezüglich Missstände und die Politik weiß gar nichts davon. Nur ich setz mich ein. Denn wir christlichen Kleriker lieben Kinder und Jugendliche!

(27) In Madrid hatte ich ja überhaupt ein paar gute Ideen. Z.B. den Aufruf zur Radikalität! Radikal in Christus verwurzelt zu sein und dem Glauben treu zu bleiben, dem armen, gehorsamen und keuschen Jesus nachzufolgen und damit die Gottesfinsternis der heutigen Zeit zu bekämpfen, das ist das Licht der Zukunft! Das sag ich denen im Bundestag möglicherweise auch, obwohl Politiker nicht gern was von radikal hören. Weil UNsere Konzepte sind vom HEiligen GEist inspiriert und darum seligmachend für all die Verzweifelten und hilflos Suchenden.

(28) Mit Politikern habe ich leider oft Probleme. CDU und CSU führen zwar das Wort "christlich" im Parteinamen, aber handeln sie auch im Sinne der Christenlehre? Ich muss leider sagen, nein, sie tun es nicht. Und reden sich darauf aus, sie wären demokratische Parteien. Dabei ist es doch klar, dass eine christliche Partei sich nicht nach den Gelüsten des unchristlichen Pöbels richten darf. Das tun zwar CDU und CSU ohnehin nicht, aber Gottes Wort verbreiten sie in ihren Wahlkämpfen auch nicht. Der frühere CDU-Ministerpräsident Bernhard Vogel hat sich neulich mehr Unterstützung der Kirche für die CDU gewünscht, auch in Form von Wahlempfehlungen durch Bischöfe. Aber: Welche Empfehlungen für die christ-katholische Kirche gibt die CDU ab? Fordert sie ihre Wähler auf, sonntags zur Kirche zu gehen und mehr für die Kirche zu tun, zu leisten, zu spenden?

(29) Die SPD hingegen möchte ich loben. Derweilen sie regiert haben, machten die Sozialdemokraten überraschenderweise eine ebenso christliche Politik wie die CDU! Und der jetzige Parteivorsitzende Sigmar Gabriel und seine Generalsekretärin Andrea Maria Nahles sind Christenmenschen, die es nicht zulassen, dass in dieser Partei wieder der gottlose Ungeist von August Bebel oder Wilhelm Liebknecht einkehren kann. Als in der SPD die Schlange des Säkularismus ihr Haupt erneut erheben wollte, hat ihr Sigmar Gabriel - feurig wie der gleichnamige Erzengel - sogleich den Kopf zertreten! Und keinen Säkulararbeitskreis zugelassen! Das muss ich von Herzen würdigen!

(30) Natürlich muss ich in meiner Bundestagsrede freundliche Worte über die Parteien und die Demokratie verlieren. Aber ich muss auch daran erinnern, dass über Gott nicht abgestimmt werden kann! Wie ich gerade in meinen Unterlagen sehe, kassiert der deutsche Staat nicht nur die Mitgliedsbeiträge der Kirchen über seine Finanzämter, sondern er zahlt auch noch Beträge aus anderen Gründen. Kirchenfeinde behaupten gar, es wären viele Milliarden. Aber das sind Gelder für die karikativen Wohltaten. Oder für Enteignungen, die UNsere KIrche vor zweihundert Jahren erleiden musste. Es mag ja sein, dass der Staat der Kirche inzwischen ein Vielfaches vom damaligen Wert gezahlt hat, aber wir wurden ja auch um den Ertrag gebracht. Und den Zehnt, den die Leibeigenen früher entrichten mussten, für den bekommen wir heutzutage rein gar nichts mehr. Eine große Ungerechtigkeit, über die niemand redet! Hilfsbedürftigkeit gehört unterstützt und die Kirche ist hilfsbedürftig.

Das muss ich ganz dezent bringen, sonst denken die noch, das Geld versickert, und sie deckeln womöglich diese Bereiche noch genauso wie beim Gesundheitswesen. Oder noch schlimmer, sie ändern das Selbstverwaltungsrecht der Kirchen ab und wir müssen den Beschäftigten in kirchennahen Betrieben womöglich Tariflöhne zahlen und das allgemeine Arbeitsrecht einhalten. Dann könnten wir in unseren christkatholischen Betrieben nicht einmal eine Kindergärtnerin entlassen, die in wilder Ehe lebt, oder einen Arzt, der aus der Kirche austritt. Weitere Ungerechtigkeiten, die uns bedrohen könnten.

Nein, über Geld spreche ich lieber nicht direkt, denn der Bundestag ist sowieso der Ort, wo die wichtigsten Sachen unausgesprochen bleiben. Aber könnte ich im Zusammenhang mit Bankenkrise nicht darauf hinweisen, was den Banken fromme, nämlich staatlich subventioniert zu werden, fromme doch auch den Kirchen? Man kann gemäß Bibel zwar nicht GOtt und dem MAmmon dienen, aber mehr GEld in kirchlichen KAssen hilft dem HErrn und der christ-katholischen Kirche absolut! Denn auch beim Geld gilt: Keinen Relativismus!

(31) Vielleicht sollte ich mehr auf die moderne Schiene setzen? Sagen wir mal, die katholische Kirche akzeptiert moderne Formen der Zeugung doch noch? Weil in unserer Geschichte gab es ja schon einen sehr berühmt gewordenen künstlichen Zeugungsakt. Die Befruchtete blieb dabei Jungfrau! Das könnte man bei Nonnen einführen. Vorsichtig künstlich befruchten und dann per Kaiserschnitt die Kinder in die Welt bringen, die Nonnen blieben Jungfrauen und die Christenkinder würden trotzdem mehr. Hat allerdings zwei Nachteile. Der Nonnenbestand ist großteils leider nicht mehr im befruchtbaren Alter, und woher nehmen wir das Sperma? Spermakonserven des HErrn aufzutreiben, wird schwierig sein, Nonnen sind jedoch "Bräute Christi" und dürfen nicht fremdgehen.

Ob die Wissenschaft vielleicht von den dreizehn Vorhäuten Christi, die als Reliquien in Kirchen aufbewahrt werden, DNA abkratzen und daraus Sperma produzieren könnte? Eine der dreizehn Vorhäute müsste doch die wahre VOrhaut des HErrn sein! Also wirklich, wenn die Katholiken glauben, Jesus ist der Sohn Gottes und sein Blut und Fleisch ist in jeder Hostie, dann müssten sie auch von Spermakonserven zu überzeugen sein. Das wäre praktisch Gott in Dosen. Diese Idee werde ich mir notieren. Nicht aller Fortschritt muss schlecht sein. Gewisse Änderungen verdienen es, erwogen zu werden.

(32) Aber nein! Oh HErr, jetzt hab ich mich versündigt! Solche Gedanken sind ganz bestimmt ganz schwere Frevel und Gräuel. Dass ich so etwas Fürwitziges auch nur denken konnte! Eigentlich müsste ich mich für diese Einfälle jetzt sogleich selber exkommunizieren! Aber ich wende mich nach oben: "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für den armen Sünder Benedikt jetzt und in der Stunde des Todes". Am Abend bet ich dann noch zwölf Rosenkränze und tu drei Stunden Scheitelknien, für jedes Drittel der hl. Dreifaltigkeit eine Stunde! Die barmherzige Hl. Mutter Maria wird mir dann schon helfen! Das mit der Reue und der Buße, das war echt eine gute Idee vom Jesus!

Aber im Bundestag kann ich das natürlich nicht erzählen. Ich will weder zu fortschrittlich noch zu rückschrittlich sein. Darum werde ich auch nicht sagen, dass sie diesen Pleitegeier wegmachen sollen, der da hängt - Bundesadler nennen sie den wohl? Da gehört natürlich ein Kreuz hin. Das werde ich ihnen sagen, ein bisschen durch die Blume. Dass es angebracht wäre, im Bundestag die christlichen Gläubigen unter den Abgeordneten nicht zu diskriminieren und ihnen nicht noch länger ihr Zeichen des Glaubens vorzuenthalten.

(33) Mei o mei, ob die Leute wissen, was ich leiste? Ich muss sie ja alle zufrieden stellen und alle wollen was anderes hören. Die wahren Gläubigen fertige ich noch am flottesten ab. Aber die hier im Bundestag sind teilweise den Ungläubigen zuzurechnen, zum Glück aber mehrheitlich den Leichtgläubigen, jedenfalls muss ich ihnen staatsmännischer kommen. Und ich muss die Regierung ein bisschen umschmeicheln, damit sie unsere Kirche beim Milliardenverteilen noch besser fördert.

(34) Und die ganze Zeit muss ich ständig wiederholen, wir haben eine christliche Leitkultur, obwohl dieser Zustand schon seit 500 Jahren - Gott sei es geklagt - nicht mehr vollständig durchsetzbar ist. Und auf die Diktatur des Relativismus muss ich hinweisen. Eigentlich müsste ich zum Freiheitskampf gegen den Relativismus auffordern. Dann gäbe es keine Diktatur mehr, sondern die absolute Freiheit der absoluten göttlichen Lehre und die Menschen wären gerettet. Leider ist zu befürchten, dass man dies nicht versteht und vielleicht gar glaubt, ich möchte Dollfuß und Franco wieder zurückhaben. Nun ja, unter diesen Regierungen gab es die Diktatur des Relativismus nicht, dafür standen die göttlichen katholischen Rechte in der Staatsverfassung!

(35) Oje, wie ich immer aufpassen muss. Aber die hiesigen Politiker kommen ohnehin nicht auf die Idee, anzusprechen, dass die Menschen als Leitkultur die Moderne bevorzugen, gegen die sich die alleinseligmachende heilige katholische Kirche solange und so beherzt gewehrt hat. Aber wir haben das unantastbare Menschenrecht erstritten, als heilige Institution respektiert zu werden; ganz funktioniert es leider nicht. Ein bisschen könnte ich neidisch werden auf meinen Freund Amadinedhadschi in Teheran, wo sie wirklich noch eine religiöse Leitkultur haben, mit Religionspolizei und allen anderen religiösen Menschenrechten.

Die haben dort einen echten Standortvorteil. Das mit dem Steinigen und Handabhacken ist möglicherweise doch etwas zu vormodern, aber dort traut sich keiner, nach dem Sexualleben von Mullahs zu fragen. So viel Glück haben wir leider nicht. Wenn ich was sage, muss ich dauernd die Aufmerksamkeit in sichere Gefilde lenken. Ins Spirituelle, jaja, und ohne Religion sind die Leute alleingelassen in den bösen Zeiten. Das muss ich in jedem zweiten Absatz betonen. Dann kommt auch niemand auf die Idee, mich irgendwie blöd nach der Kriminalgeschichte des Christentums zu fragen, weil unser Ethos war immer auf göttlicher Höhe. Davon kann sich heute noch jeder überzeugen. Im Hexenhammer war bezüglich Hexerei alles vorzüglich rechtlich geregelt und auch die Verfahren gegen Galilei und Konsorten waren dem damaligen Recht entsprechend und darum einwandfrei!

Wie auch anders? Was wir zu vermarkten haben, stammt zwar aus vorwissenschaftlicher Zeit, aber es stammt von Gott und Gott ist die Vernunft und die Menschen müssen sich der Vernunft unterordnen und gottgewollt vernünftig sein. Und gegen den Relativismus, der unvernünftig die absolute göttliche Wahrheit zu leugnen versucht. Das war jetzt ein durchgehend fetter Gedanke zu meinem Glaubensschwerpunkt!

(36) Aber hier im Bundestag muss ich auch auf neuzeitliche Fragen eingehen, zum Beispiel auf die Frage, dürfen Politiker Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren? Von solchen Gedanken muss ich die Leute abhalten, damit sie den Sozialstaat nicht als ernste und ewige Angelegenheit sehen. Nachher gehen die womöglich hin und lassen die Reichen für die Armen zahlen statt umgekehrt, oder fangen gar an, bei vollem Lohnausgleich die Arbeitszeit zu verkürzen oder verlangen von Fabrikmaschinenbesitzern eine Wertschöpfungsabgabe. Die Gefahr ist klar: Weniger Arbeitszeit bringt weniger Arbeitslose. Wenn dann alle immer Arbeit finden, sind die Leute noch weniger demütig, verschwindet der Zugang zur Religion noch mehr. Weil die Religion ist der Ausdruck des wirklichen Elendes und der Protest gegen das wirkliche Elend, die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt und der Geist geistloser Zustände. Eine sehr gute Definition! Da kam dann noch so ein Satz, Religion ist das Bier des Volkes oder so ähnlich. Wo hab ich das gelesen? Weiß es nimmer, vielleicht beim Hl. Augustinus? Wenn jedoch Elend und Bedrängung und geistlose Zustände weniger werden, dann wird auch unser religiöses Bier des Volkes schal und nicht einmal die Neuevangelisierung wird unserer Kirche viel helfen können.

(37) Überall lauern Fallstricke, immerzu muss ich Meisterleistungen vollbringen, damit die Religion zum Zuge kommt. Immer mehr von meiner Zeit geht drauf, um die Religion aus der Kritik zu halten. Aber ich bin voller Demut stolz darauf, dass es mir immer wieder gelingt. Wir erzählen seit 2000 Jahren von unserem Gott, den keiner sehen kann und den keiner beweisen kann, und der Glaube bleibt in der Mehrheit der Menschen immer noch erhalten. Das gibt mir Kraft und Zuversicht. Wenn ich als Oberhaupt der christkatholischen Theokratie im Zentrum der deutschen Demokratie auftreten darf, wird dargestellt, dass es - Gott sei Dank - in diesem Lande mit der Trennung von Religion und Staat nicht weit her ist.

Ich werde ihnen allen sagen: Demokratie und Volk sollen keinesfalls vergessen, ihre Knie vor der alleinseligmachenden heiligen christkatholischen Kirche und unserem HErrn zu beugen. Und ich werde zum Schluss meiner Rede mir selber danken & den deutschen Politikern & dem HErrn im Himmel. Und alle segnen, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.“