Die Freiheit haben, jemandem zu gedenken

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Namen und Steine Installation Nature Forte in Reinhausen bei Göttingen / Foto: Wolfgang Vorhagen

BERLIN/ AMSTERDAM. (hpd) Menschen, die durch AIDS gestorben sind, ein Andenken zu bewahren, das ist neben dem Blick auf die ungelösten Aufgaben der spezielle Beitrag der niederländischen Stiftung "Namensprojekt". Heute, am 1.12., und wiederkehrend seit 1988, ist Welt-AIDS-Tag, und das heißt: Gesicht zeigen, Spenden sammeln, Schulprojekte, Medienaufmerksamkeit ankurbeln.

Wie notwendig das ist, lässt sich auf dem Blog der Deutschen AIDS-Hilfe verfolgen. Die Deutsche Aids-Hilfe berichtete auf Ihrer Website im Vorfeld über die bundesweit ausgerichtete Kampagne, die sich bis in das kommende Wochenende hineinzieht.

Am Abend des 30.11.2011 gab es wie immer einen Trauermarsch (ein schreckliches deutsches Wort) von der Berliner AIDS-Hilfe (BAH) über den Kurfürstendamm bis zum Lichtermeer gegenüber der Urania, zum Berliner AIDS-Memorial.

NAMENprojekt

Im Rahmen der breitgestreuten Aufgaben der AIDS-Hilfe formuliert im niederländischen Amsterdam die "Stichting Namen Project Nederland - Stiftung Namensprojekt Niederlande" die spezielle Zielsetzung, international verbunden zu sein, dauerhaften AIDS-Memorials weltweit einen größeren Bekanntheitsgrad zu verschaffen und zu ihrem Erhalt beizutragen.

Vier Mitarbeiter bauen heute auf der 1988 begonnenen Arbeit auf. 2005 wurde Jörn Wolters zum Leiter. Der ursprüngliche Biologe und Sozialarbeiter in norddeutschen Städten zog nach Amsterdam und arbeitet dort in einem Wissenschaftsverlag. Nach einem anfänglichen Engagement für das "Schwule Museum Amsterdam" richtete sich sein Interesse auf das Namensprojekt.

Die niederländische Stiftung hatte in den Jahren davor besonderen Einsatz für die Erinnerungskultur gezeigt und Anerkennung erhalten.

Das AIDS-Memorial "Quilt", der so genannte vierkantige Quilt-Block (3,80 x 3,80 Meter), ist 1987 in San Francisco entstanden, als sich Menschen zum Gedenken AIDS-Tote versammelten. Aus einzelnen Patchwork-Gedenktüchern in der Größe von 90x180 cm, im Holländischen bildlich mit dem Wort "lappendeken" beschrieben, wurde ein "Quilt" der Erinnerung und der Grundstock des Namensprojekts zusammengesetzt. Quilts entstanden über die Ländergrenzen hinweg, wurden beispielsweise über T-Shirts weiter getragen.

Ab 2000 waren die Aktivitäten der Stiftung eher rückgängig wie auch die Anzahl der jährlichen AIDS-Toten. „Man ist nicht mehr so viel gestorben“, sagt Jörn Wolters dazu. Mit Ausstellungen und Tourneen waren keine großen Menschenmengen mehr zu bewegen, das war eher ein Mittel der 1980er und 90er Jahre. Für Wolters war klar: eine modernere Kommunikation musste eingesetzt werden. 2007 fand man Sponsoren, u.a. in der Pharmaindustrie. Die Website zum Gedenken der AIDS-Toten in den Niederlanden ging ins Netz.

International zusammenzurücken, mehr voneinander zu erfahren, gesicherte Erkenntnisse zu dokumentieren, dafür Stück für Stück Wissen über AIDS-Tote zusammenzutragen, kurz: "Netzwerken" - das konnte Freiheit, wie auch für Suchende Gewissheit, geben. Beispielsweise von dem AIDS-Tod eines Freundes zu erfahren und damit die Freiheit, zu gedenken und an dem Wissen teilhaben zu lassen.

Ein AIDS-Memorial ist entstanden. Das Copyright zum Startbild, es ist ein Blick auf die Kontinente, liegt bei der Nasa. Die roten Schleifen stehen für die dauerhaften AIDS-Memorials, ein Pulk der Schleifen zeigt sich in Europa, im Osten und Westen der USA und dazwischen große Freiflächen. „Wir können nur das aufnehmen, wovon wir wissen und die Angaben gesichert sind. „Melde ein neues Memorial", ist das Stichwort, mit dem die Stiftung einlädt, Informationen aufzunehmen. Das war für mich eine sympathische offene Aufforderung

Informiert wird auf der Homepage in fünf Sprachen (niederländisch, deutsch, englisch, französisch, spanisch). Unterschieden nach Denkmälern, statisch, beweglich oder digitalen Memorials. Namentliche Suchlisten, Orte und Datum der Platzierung. Zeremonien und Symbole sind abzufragen und hinzuzufügen, ebenso gesicherte Namen der Toten und die Anzahl, beginnend mit dem 30. Juni 1987. Das AIDS-Memorial-Quilt in Atlanta, USA, führt 44.000 Namen von Menschen, die an AIDS gestorben sind, auf.

Die Vision von Jörn Wolters ist ein Ausblick auf die Medizin. Seine Hoffnung liegt darin, dass weitere Medikamente erfunden werden. Er sandte für den heutigen Welt-AIDS-Tag 2011 eine Fotografie als Bild zum Artikel (Namen und Steine Installation Nature Forte in Reinhausen) als Vorausschau auf den 20. Mai 2012, dem „International AIDS Candlelight Memorial", der sich seit 1983 in den Niederlanden bewährt hat.

Evelin Frerk