Woelki: Diskriminierung zur Arterhaltung nötig

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Rainer Maria Woelki am Dienstag im rbb.

BERLIN. (hpd) Der seit Ende August 2011 amtierende Erzbischof Rainer Maria Woelki profiliert die Hauptstadtgemeinde weiter als reaktionäre Gruppierung, die krude Ansichten verbreitet.

Der neue Delegat der römisch-katholischen Kirche für Berlin verteidigte in der Sendung „Thadeusz“ des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb) am Dienstag die katholischen Vorstellungen für das Leben Homosexueller.

Woelki, Zögling des Kölner Kardinals Joachim Meisner, meinte zunächst, seine Ablehnung moderner Methoden der Geburtenkontrolle und die Haltung zur Homo-Ehe würde er nicht als konservativ bezeichnen. „Da kann ich nicht so sehr was mit anfangen.“

Im Gespräch mit Moderator Jörg Thadeusz versuchte der Bischof zu menscheln und berichtete über für ihn heitere Erlebnisse. Einmal sei er während einer Beerdigung fast in das Grab gerutscht, ein anderes Mal musste er während einer Beichte lachen.

Er distanzierte sich von Aussagen seines Münchner Kollegen Reinhard Marx, der homosexuelle und geschiedene Menschen bei einem Treffen im Juli 2011 als „gescheiterte Menschen“ bezeichnet hatte. Woelki behauptete, davon nichts erfahren zu haben und wies so eine Einschätzung von sich. Nach scharfer Kritik hatte auch Marx später versucht, die Äußerungen zu relativieren.

Rainer Maria Woelki versuchte dann im rbb-Gespräch dem Publikum weiszumachen, dass katholische Christen ein „besonderes Ideal“, das der Ehe zwischen Mann und Frau zum Zwecke der Kinderproduktion, besitzen und vertreten würden. Der Katholiken-Bischof wollte auch erklären, „dass wir Menschen, die homosexuell veranlagt sind, nicht verurteilen, sondern dass sie auch bei uns in der Kirche willkommen sind und dass wir sie auch in unsere Seelsorge mit hineinnehmen und dass sie auch zu unseren Gottesdiensten dazugehören.“ Das sei "alles selbstverständlich", so Woelki.

Beim Thema der praktizierten Sexualität habe man in der Kirche aber die Überzeugung, dass sie ausschließlich in der traditionellen „Ehe mit der Offenheit zum Kind hin, eben der Schöpfungsordnung, so wie Gott den Menschen geschaffen und gewollt hat“ ausgelebt werden sollte. An dieser Einstellung werde sich in der Kirche demnächst auch nichts ändern, bestätigte Woelki auf Nachfrage. Er verwies dabei auf Bibeltexte, die er als heilige Schriften bezeichnete.

Der Bischof versuchte die Befürwortung der moralischen Diskriminierung homosexueller Menschen zu erklären und zur Verteidigung den Eindruck zu erwecken, das sei mit Blick auf die Erhaltung von Art und Gemeinwesen unverzichtbar. Zum Fortbestand der Gesellschaft wäre es schließlich erforderlich, dass es Männer und Frauen gibt, stellte Woelki zur Kontroverse fest. „Das würde sonst auch von der Natur her nicht funktionieren.“

Immerhin: Trotz der Verbreitung solch kruder Ansichten über moralische Normen für nicht-heterosexuelle Menschen, dem Sexualleben der Allgemeinheit oder die Hintergründe demografischer Stabilität und die Grundlagen der Gesellschaft wird der Geschäftsbetrieb von Woelkis Bistum aus dem öffentlichen Steuertopf kräftig bezuschusst. Allein im Jahr 2010 belief sich der Betrag für das Erzbistum Berlin mit den bis zu 391.000 Gläubigen auf etwa vier Millionen Euro. Am 18. Februar 2012 soll der Bischof in Rom zum Kardinal ernannt werden. Dann ist er zur Papstwahl berechtigt.

Arik Platzek