BERLIN (hpd) In Berlin ist der 6. World Skeptics Congress mit dem deutschsprachigen „Publikumstag“ eröffnet worden. Ab heute geht es – hochkarätig besetzt – in englischer Sprache weiter. Ein Besuch der Vorträge könnte sich schon allein deshalb lohnen, weil die Veranstaltung möglicherweise zum letzten Mal stattfindet.
Denn wenn die Maya Recht haben, ist es am 21. Dezember 2012 vorbei mit der Welt. Dann endet nämlich der Maya-Kalender und damit eben auch die Welt. Dieses Szenario wird jedenfalls in esoterischen Kreisen kolportiert. Bernd Harder ging in seinem Vortrag der Sache auf den Grund (immerhin hat die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften fürs nächste Jahr schon Veranstaltungsräume in Köln gebucht). Tatsächlich gibt es Kunstwerke der Maya, die zeigen, wie die Welt in einem Wasserschwall untergeht. Doch diese sind nicht auf ein bestimmtes Datum oder das Ende des Maya-Kalenders bezogen (ähnliche Bilder lassen sich ohnehin in allen möglichen Mythologien finden). Zudem endet am 21.12.2012 nicht „der Kalender“ der Maya sondern die „große Zählung“; danach geht es wieder von vorne los. Auch die Nachfahren der historischen Maya betonen, dass der Weltuntergang sich nicht in ihren Überlieferungen findet. So scheint dieser also weniger von den Maya vorausgesagt als von westlichen Esoterikern herbeigeredet worden zu sein.
Auch die für 2013 zu erwartenden Sonnenstürme werden, wie anschließend Florian Freistetter ausführte, der Erde keinen größeren Schaden zufügen als jene, die im Abstand von etwa zwölf Jahren regelmäßig über uns hinwegfegen.
Ein bunter skeptischer Strauß
Wolfgang Hund beantwortete dann „Fragen an die GWUP“ auf seine eigene, ganz zauberhafte Weise. So kritisierte er den unlängst verstorbenen Guru Sai Baba, weil dieser immer nur heilige Asche aus dem Handgelenk geschüttelt hatte. Viel schöner wäre es doch gewesen, wenn da bunte Tücher hervorgekommen wären – und er zeigte dem Publikum gleich, wie das zu bewerkstelligen gewesen wäre.
Eine musikalische Einlage bot Kenny Stanger. Unterstützt von zwei Sängerinnen brachte er zwei Songs über die Evolution und Homöopathie (das deutsche Publikum muss allerdings noch lernen, mit solchen interaktiv angelegten Darbietungen umzugehen). Danach stellte Massimo Polidoro die Verschwörungstheorien über Paul McCartney vor. Denn angeblich weilt der Ex-Beatle schon seit Jahrzehnten nicht mehr unter uns und wurde durch ein Double ersetzt.
Mark Benecke verdeutlichte am Beispiel eines vermeintlichen Wiedergängers, dessen Leichnam von seiner Familie ausgegraben und durch eine einschlägige Operation an zukünftigen wiedergängerischen Aktivitäten gehindert wurde, dass solchen Verhaltensweisen durchaus ein logisches Vorgehen zugrundeliegen kann. Wenn bestimmte Grundannahmen, hier die eines magischen Weltbildes, akzeptiert werden, folgen entsprechende Handlungsschritte daraus fast zwangsläufig. Auch wenn uns diese Handlungen widersinnig erscheinen und häufig für Dritte ein erhebliches Gefahrenpotential bergen können (zum Beispiel wenn jemand als „Hexe“ identifiziert wird), warnte Benecke davor, sich darüber lustig zu machen. Solche Beobachtungen könnten eher Anlass dazu sein, die Voraussetzungen eigener Einschätzungen und Entscheidungen kritisch zu reflektieren. (Möglicherweise hatte er das in seinem Vortrag bereits beherzigt, jedenfalls referierte er in einem solchen Tempo, als sei hinter jedem einzelnen Wort eine ganze Schar von Teufeln her.)
Kreationismus, Alternativmedizin, Gesellschaftskritik
In den kommenden Tagen wird es um einige „klassische“ Skeptiker-Themen wie die Kritik des Kreationismus oder Alternativmedizin gehen. Daneben stehen aber auch zahlreiche gesellschaftliche Fragen zur Debatte, etwa das Einsickern von Pseudowissenschaft in den Erziehungsbereich.
Es werden an den kommenden drei Tagen über 300 Gäste erwartet, ein Viertel davon aus aller Welt. Die Vorträge finden in englischer Sprache statt. Eine Simultanübersetzung ins Deutsche wird via Kopfhörer angeboten.
Die Vorträge finden im Hotel Crowne Plaza, Nürnberger Str. 65, statt. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite zum Kongress.
Gunnar Schedel