Ratzingers arroganter Nepot

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Fassade der St. Peter's Basilika, Rom / Foto: Lora Beebe (wikimedia commons)

ROM. (hpd) Ein „bornierter Scharfmacher“ (Hans Küng) hat es endlich geschafft. Seit Jahren schon nutzte Gerhard Ludwig Müller, bis gestern ein recht unrühmlicher Bischof von Regensburg, jede Gelegenheit, sich bei seinem Landsmann Ratzinger einzuschleimen: Nun ist er Präfekt der katholischen Glaubenskongregation.

Ein Kommentar von Horst Herrmann

Müller lobte Benedikt XVI., bei dem es nun wirklich nicht viel zu loben gibt, so oft sich die Chance bot, er pries dessen theologische Qualitäten, richtete einen eigenen Forschungslehrstuhl ein, um dem Geheimnis des Ratzingerschen Denkens auf den Grund zu kommen, ließ die Gesammelten Werke Ratzingers herausgeben. Nun ja, so sorgt man (mit dem Geld Anderer) für die Zukunft einer Theologie, die von sich aus keine Kraft zum Überleben hat.

Das musste sich auszahlen. Ratzinger hat seinen Müller, der sich allen Ernstes als „weltweit anerkannt“ feiern lässt, dahin befördert, wo seine speziellen Qualitäten noch intensiver genutzt werden können. Ich nenne das Ganze schlichten geistigen Nepotismus. Mehr ist von B 16 nicht zu erwarten.

Weltweit anerkannt? Die Verkaufszahlen der Müller-Bücher halten sich im Rahmen, ihre Qualität auch. Wenig wirklich Neues, viel Selbstverliebtheit. Aber unter Blinden ist eben der Einäugige König.

Denkerisch überanstrengt hat sich der Großtuerische nicht.

„Polarisierung“ heißt das, was Müller kann: Seitenhiebe auf alles, was seiner Karriere im Weg steht. Kein Wunder, dass sich die Betroffenen - von den Piusbrüdern bis hin zu „Wir sind Kirche“ - ausnahmsweise einmal einig sind über diesen „Theologen“-Bischof, der an die Spitze seiner Überlegungen meist Machterhalt und Machtgewinn gesetzt hat. Dafür nahm er in Kauf, dass der öffentliche Religionsfriede gestört und Andersdenkenden noch nicht einmal ihre Menschenwürde gelassen wurde.

Ein Beispiel: „Der Gottesglaube führt zusammen und baut auf, der Atheismus dagegen trennt die Menschen und führt in den Abgrund.“ Und: „Wie die atheistischen Ideologien im 20. Jahrhundert, Kommunismus und Nationalsozialismus, zeigten, führt die Leugnung Gottes zu Hass, Unfrieden, Streit und Zerstörung.“ Und: „Ohne den christlichen Glauben an Gott den Schöpfer, Erlöser und Versöhner der Menschen gibt es kein neues Europa.“ Und weiter: „Sonst gelangen wir wieder dorthin, wohin uns die atheistischen Diktaturen des vergangenen Jahrhunderts geführt haben.“

Diese Aussagen sind nicht nur unverschämt, sie sind historisch und aktuell fragwürdig. Unter anderem mutet die Behauptung, Gottesglaube verbinde, angesichts der enormen Zahl religiöser Kriege und Konflikte in Vergangenheit und Gegenwart geradezu grotesk an. Erst recht ärgerlich ist die verkürzende Darstellung von Nationalsozialismus und Kommunismus als atheistische Ideologien. Nebenbei: Wer hat Hitler gewählt und gestützt? Die relativ wenigen Atheisten in Deutschland oder Millionen Kirchengläubige? Versucht Müller, die im Namen des Nationalsozialismus und Sowjetkommunismus begangenen Verbrechen dem Atheismus anzulasten, um hieraus die grundsätzliche Gefährlichkeit atheistischer Weltanschauungen abzuleiten, der er den angeblich friedenstiftenden Charakter des Glaubens entgegenhält, ist dies Geschichtsklitterei. Das unredliche Vorgehen verkennt zudem das Versagen der Bischöfe gegenüber dem NS-Regime und die wenig rühmliche Rolle der orthodoxen Kirche im Stalin-Regime.

Ratzinger kann sich da nicht auf Nichtwissen berufen. Er hat gewusst, wen er sich als neuen Großinquisitor in den Vatikan geholt hat. Auch das ist nur ein weiteres Mosaiksteinchen in diesem unwürdigen Pontifikat. Er kann es nicht und wird es nie können.