BONN. (hpd) Die Deutsche Bischofskonferenz hat die "Kirchenstatistik 2011" veröffentlicht, und wenn man dort froh ist, dass die Zahl der Taufen die der Kirchenaustritte wieder übertrifft, so zeigt ein genauerer Blick doch die Thematik des weiteren Absinkens der Anzahl der katholischen Kirchenmitglieder.
Ein Kommentar von Carsten Frerk.
Es ist zwar zu verstehen, wenn die katholische Kirche ihre neuesten Zahlen (für das Jahr 2011) veröffentlicht und dabei als etwas Positives betrachtet, dass die Zahl der Taufen (169.599) die der Kirchenaustritte (126.488) übersteigt - 2010 hatten die Kirchenaustritte die Taufen übertroffen -, doch das ist etwas sehr vordergründig.
Die Anzahl der Kirchenaustritte hat sich zwar reduziert, sie ist „um 30,2 Prozent deutlich im Vergleich zum Vorjahr gesunken“, wie die Bischofskonferenz schreibt, was sie dabei aber verschweigt, ist die schlichte Tatsache, dass die Zahl von 2011 immer noch über den Kirchenaustritten des Jahres 2009 (123.585) und 2008 (121.155) liegt, von den Jahren 2005 bis 2009 ganz zu schweigen, als sich die Austrittszahlen deutlich unter der 100.000-Marke bewegten.
Die positive Darstellung suggeriert zudem, dass es nun wieder aufwärts gehe mit den Mitgliederzahlen der katholischen Kirche in Deutschland. Das ist mitnichten der Fall, da 247.762 Katholiken bestattet wurden, was im Saldo ein Mitgliederminus von rund 180.000 Mitgliedern bedeutet. Der Anteil der Katholiken an der Bevölkerung ist damit erstmalig unter 30 Prozent gesunken (29,9 %).
Die Zeitreihe des Katholikenanteils ist damit gleichbleibend und kontinuierlich, wie auch der sich beständig verringernde Gottesdienstbesuch der Katholiken.
Und abgesehen von der Fixierung auf die Kirchenaustritte als Ausdruck einer aktuellen Kirchenkritik, verdeutlicht die Relation zwischen Taufen und Bestattungen, dass sogar im Fall keines einzigen Kirchenaustritts, die Taufen und die ihnen zugrundeliegenden Geburtenzahlen den „Sterbeüberschuss“ nicht mehr auszugleichen vermögen.
Insofern tritt eine mehrfache und parallele Verringerung ein. Die katholische Kirche hat zwar eine deutlich jüngere Mitgliederstruktur als die evangelischen Landeskirchen in Deutschland, die von dem „Pillenknick“ (1964-1974) und der Verringerung der Kinderzahl in religiös homogenen Ehen deutlich stärker betroffen wurde. Sie kann aber diese Verringerung nicht durch höhere Kinderzahlen ausgleichen, da sich die jüngeren katholischen Paare auch von den sieben bis zehn Kindern der Großeltern und teilweise noch Elterngeneration verabschiedet haben.
Auch deshalb wird dieser Sinkflug der Mitgliederzahlen kontinuierlich weiter gehen.
Dabei hat sich aber im Anteil der Katholiken der Bevölkerung nichts Wesentliches verändert, so dass die Verteilung innerhalb der (Erz-)Bistümer sich wie 2010 darstellt: Die Diözesen Passau (89,1 %) und Regensburg (88,5 %) sind die katholischsten Regionen Deutschlands und es ist auch insofern kein Zufall, dass sowohl der derzeitige Papst wie der neu ernannte Präfekt der Glaubenskongregation im Bistum Regensburg ihre geistige Heimat haben.