Lasst mich mit eurem Glauben in Ruhe, fordert Arik Platzek in seiner Replik zur Rede von Petra Bahr. Es ist das gute Recht der Atheisten sich auch vor Gericht gegen Religion im öffentlichen Raum zu wehren
Ein Samstag am Sommerbeginn in Deutschland: Im Gewimmel aufgeregter Schlagzeilen aus aller Welt, die auf den Blättern vor mir prangen, finden sich zwischen Nachrichten zur Fußball-EM, zur europäischen Finanz- und Wirtschaftskrise oder Warnungen zum Klimawandel und vor künftigen Kriegen um natürliche Rohstoffe besonders erschreckende Botschaften.
Da gibt es gewalttätige Ausschreitungen zwischen christlichen Rechtspopulisten und radikalen Muslimen. Ich blättere weiter. Bundespräsident und Bundesminister streiten immer noch vor der Öffentlichkeit darüber, ob „der Islam“ oder „die Muslime“ zum Land gehören. Eine Melodie erklingt. Ich lege das Papier zur Seite und nehme mein Pad zur Hand, um die neuen E-Mails zu sichten. Ein Google-Alert. „Das europäische Abendland steht ganz klar auch auf muslimisch-morgenländischen Beinen. Wer das leugnet, betreibt Geschichtsfälschung“, wird jemand in einem Onlineartikel zitiert.
Ich klicke weiter. Dann stoße ich auf ein Interview. Ein Georg-Büchner-Preisträger nennt die Konfessionsfreien „reduzierte Existenzen“, die in ihrer „Vollausbildung als Menschen“ beeinträchtigt seien. „In Ostdeutschland leben immer mehr Atheisten – und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die neuen Bundesländer nicht gerade Horte der Innovation, des Produzierens und der Vitalität sind.“ Der Protestantismus sei schuld, meint er weiter. Und spricht sich kurz darauf für die stärkere Anwendung der „Blasphemie“-Gesetze aus. ...