Religiöse Rechte - Notizen August 2012

Am 15. August betrat ein Homosexueller die Büroräume des Family Research Council und schoss um sich, wobei er einen Wachmann verletzte. Nachdem er festgenommen wurde, gab der Täter an, mit den politischen Vorstellungen der Organisation nicht übereinzustimmen. Der Vorsitzende Tony Perkins holte zum verbalen Gegenschlag aus. Angeblich hätte das Southern Poverty Law Center, eine Bürgerrechtsorganisation, die rechtsextreme „Hassgruppen“ beobachtet, dem Täter mit ihrer Klassifizierung die „Erlaubnis“ zur Tat gegeben. Auch Bryan Fischer sprang dem FRC bei. Er dankte Gott dafür, dass er Schlimmeres bei dem Angriff verhütet habe und war ebenfalls der Meinung, dass die Einstufung als „Hassgruppe“ durch das SPLC zu der Tat geführt habe. Im Gespräch mit Rick Santorum warf Perkins zudem Obama vor, ein Klima des Hasses gegen die Religion geschürt zu haben. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3).

Der Franziskaner Benedict Groeschel verteidigte diesen Monat katholische Priester, die Jugendliche missbraucht hatten. In vielen Fällen hätten die Teenager die Geistlichen „verführt“. Oft näherten sich junge Männer ohne Vaterfigur dem Priester an, um eine emotionale Lücke auszufüllen. (Quelle)

Die Freude der Republikaner auf ihren großen Parteitag wurde jäh getrübt, als der Abgeordnete Todd Akin die nationale Aufmerksamkeit auf sich zog. Er hatte erklärt, bei einer „echten“ Vergewaltigung könne eine Frau gar nicht schwanger werden. Abtreibungsrechte für Vergewaltigungsopfer seien damit hinfällig. Mit seinen Aussagen konnte er sich der Unterstützung Bryan Fischers sicher sein. Dieser stellte den Proteststurm, der sich gegen Akin erhob auf eine Stufe mit Vergewaltigung. Zudem sei an seinen Äußerungen nichts auszusetzen, die Stresssituation nach einer Vergewaltigung mache eine Schwangerschaft unmöglich. Auch die katholische Antifeministin Phyllis Schlafly solidarisierte sich mit dem Republikaner. Sie war in der Vergangenheit durch ihre Behauptung aufgefallen, Vergewaltigung in der Ehe existiere nicht, da die Hochzeit einer Einwilligung der Frau zum Sex mit ihrem Mann darstelle. (Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle3).

Auch Pastor Dennis James Kennedy, mit dem Akin eng verbunden war, hatte mit kontroversen Positionen zu Vergewaltigung für Aufsehen gesorgt. So war er der Meinung, dass die Frau durch ihre Kleiderwahl einen Vergewaltiger anlocken könnte. (Quelle)

Die republikanische Partei distanzierte sich umgehend von Akins Bemerkung, doch diesem Schritt mangelt es an Glaubwürdigkeit. Denn auch wenn sie seine Begründung nicht teilt, so teilt sie eben doch dessen Forderung. So ist beispielsweise auch der frisch gekürte Kandidat für die Vizepräsidentschaft Paul Ryan dagegen, vergewaltigten Frauen die Abtreibung zu erlauben. (Quelle)

Die American Atheists kamen auf die Idee, den Wahlkampf auf ihre Weise zu nutzen. Mit einer Plakataktion machten sie sich über Christentum und Mormonismus lustig, die Religionen der beiden Präsidentschaftskandidaten. Teilweise war es schwierig, die Betreiber von Plakatwänden von der Aktion zu überzeugen, andererseits gingen in kurzer Zeit viele Drohungen ein. Daher entschlossen sich die American Atheists, die Kampagne einzustellen. (Quelle)

Weiterhin halten die schrillen Töne im US-Wahlkampf an. Joe der Klempner, der für einen Sitz im Repräsentantenhaus antritt, warb dafür, einen Zaun an der Grenze zu Mexiko zu errichten und auf Eindringlinge zu schießen. Country-Musiker Hank Williams Jr. Warf Präsident Obama vor, Moslem zu sein und Amerika zu hassen. Im Wahlkampf 2008 hatte er John McCain und Sarah Palin unterstützt. Ein Artikel der „Tea Party Nation“ kritisierte Barack Obama stark und warf ihm vor, dass seinetwegen auf Generationen hinaus kein Schwarzer mehr ins Amt gewählt werden würde. Auf dem Parteitag der Republikaner wurde eine schwarze Kamerafrau mit Nüssen beworfen. Der Übeltäter schrie ihr entgegen: „So füttern wir Tiere!“. (Quelle 1), (Quelle 2), (Video), (Quelle 3), (Quelle 4).

Redaktion und Übersetzung: Lukas Mihr