(hpd) Wie schon sein erstes Buch "Keine Panik" ist auch das gerade erschienende Buch ein Aufklärungswerk im besten Sinne. Dieses mal erklärt Florian Freistetter uns, wie sehr wir Menschen Teil des Weltalls sind. Selbst - nein: vor allem dann, wenn wir nicht daran denken.
Florian Freistetter wirkt auf mich oft wie ein kleiner Junge, der noch immer staunend durch die Welt läuft und sich wundert, dass diese da ist. Und in seinem aktuellen Buch nimmt er uns an die Hand und läßt uns teilhaben an seinem Staunen.
Wenn uns mitgeteilt wird, dass wir alle Teil des Universums sind, bekommen wir oft Angst davor, wieder einmal irgendwelchen esotherisch angehauchten Unsinn aufgetischt zu bekommen. Doch davon ist (natürlich) Deutschlands wahrscheinlich bekanntester Scienceblogger meilenweit entfernt; was sag ich: es sind astronomische (nicht astrologische!) Entfernungen zwischen ihm und irgendwelche Esoterikern. Denn wenn Freistetter erklärt, woher der Wind rührt, der uns beim Verlassen des Hauses die Frisur zerstört und was Satellitenschüsseln mit den drei Keplerschen Gesetzen auf sich hat, dann ist das Wissenschaft. Wissenschaft zu Anfassen, zum Be-Greifen.
Selbst Laien, die sich nie zuvor mit diesen Themen befasst haben, denen das Weltall nur eine Hand voll uninteressanter Sterne zu sein scheint, werden sich wundern, wie nahe sie uns sind. Und, dass wir Teile von ihnen in uns tragen. Das Wasser, das wir trinken, wurde von eingeschlagenen Asteroiden geliefert. Der dampfende Eintopf auf dem Teller ist "konvertierte Sonnenenergie" und wenn der Fernseher mal wieder nur rauscht, können wir den Urknall sehen.
Wenn es in der Buchankündigung auch heißt: "Ein fasznierender Streifzug durch das Alltagsuniversum – der zeigt, wie kosmische Phänomene unser Leben beeinflussen", dann meint das ganz sicher nicht, dass wir unsere Haare nur bei Vollmond schneiden sollten. Sondern, dass wir Menschen einem unvorstellbaren Zufall des Weltalls geschuldet sind.
Ich jedenfalls habe Florian Freistetter sehr gern auf seinem Stadtspaziergang begleitet und habe nun immerhin eine leise Ahnung davon, was es mit der Relativität von Zeit und Raum auf sich hat. Auch, dass zum Beispiel die Strahlung der Sonne, die uns (leider nicht im Moment) wärmt, einige Zehntausend Jahre allein dafür benötigt, um aus dem Sonneninneren an die Oberfläche der Sonne zu kommen, war völlig neu für mich. Und ich meine, dass das auch anderen Lesern so gehen wird.
F.N.
Florian Freistetter, Der Komet im Cocktailglas: Wie Astronomie unseren Alltag bestimmt - Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, 2013, ISBN: 3446435050, 16,90 Euro; eBook: ASIN: B00B23DQKK, 12,99 Euro.