Die Transformation eines Hingerichteten…

(hpd) …zu gesegneter Teigware. Jörg Schneider hat bereits, unter anderem, für den Eulenspiegel und die Titanic geschrieben sowie Gags für die Harald Schmidt Show geliefert. Jetzt ist ein Buch von ihm erschienen, hinter dessen Titel, „So komme ich in die Hölle“, man erst mal alles Mögliche erwarten könnte. Es ist ein etwas anderes Buch der Gattung Religionskritik.

Es ist ein Buch mit Lachgarantie, in dem der Autor nicht nur untersucht, was es mit diesem Ort der „transzendental brennenden Sicherheitsverwahrung“ auf sich hat – und wie man dorthin gelangen kann.

Wer sich kritisch mit Religion auseinandersetzt, hat momentan viel zu tun. Der Missbrauchsskandal, die Debatte um die Pille danach, die Religionsgemeinschaften liefern zurzeit regelmäßig Steilvorlagen für Kritik und Satire. Dies hat Jörg Schneider genutzt und führt den Leser durch den „Irrsinn der Religion“.

Obwohl es ein satirisches Buch ist, haben seine Argumente durchaus Hand und Fuß. Grundlage seiner Untersuchungen sind Bibel, Katechismus oder die Worte des „Vater aller Dogmen“. In diesem Buch werden sowohl diejenigen, die „den mühsamen Weg des Selberdenkens großräumig umbeten“, als auch die bereits aktiven Selbstdenker, Antworten auf die brennenden Fragen zur Religion finden: Kann man sich den Weg zum Herrn freischießen? Wie hat Noah die Artenvielfalt versemmelt? Wie fest darf man bei Steinigungen werfen? Ist der Heilige Geist zurechnungsfähig?

Wer solche, eher unsensiblen, Fragen stellt, hat wohl definitiv keine Angst vor der Hölle. Oder davor, sie zu untersuchen – nicht ohne sich dabei über ihre Konzeption ordentlich lustig zu machen. So überprüft Jörg Schneider fachgerecht, wie man sich denn heute genau die Hölle vorzustellen habe. Zur Hilfe nimmt er den 2007 „aufgebrezelten“ Katechismus der katholischen Kirche. Die ursprüngliche Fassung war von 12 Bischöfen und Kardinälen, deren Vorsitzender ein  „gewisser Herr Joseph Ratzinger“ war, „in mehrjähriger geistiger Vorarbeit“ aktualisiert worden. Durch zu Hilfenahme dieses Werkes, durch Co-Autorenschaft des Heiligen Geistes für Katholiken verbindlich, erklärt Jörg Schneider seinem Leser nun, was die Hölle mit einer antiken Müllverbrennungsanlage bei Jerusalem zu tun hat und warum es bei der Abschaffung der Vorhölle (Limbus), im Jahr 2007 n.u.Z., ein logistisches Problem mit verstorbenen Säuglingen gibt.

Der Autor, der bereits als Pädagoge, Antiquar, Kurierfahrer, Gesangslehrer und Türsteher gearbeitet hat und seit 25 Jahren als Sänger verschiedener Rockbands auf der Bühne steht, ist heute freier Autor und professioneller Puppenspieler. Von seinem Leser erwartet er ein gewisses Hintergrundwissen, „Ich finde es öde, Pointen immer auszuschreiben“. (Zitat von hier.)

Trotz allem Humor, der in dem Buch reichlich vorhanden ist, bleibt beim Lesen oft auch ein leicht unbehagliches Gefühl im Hintergrund, bedenkt man, wie viele Menschen den hier beschriebenen Wahnsinn religiöser Dogmen leben und was für Konsequenzen dies für Dritte nach sich zieht.

Dem bereits belesenen Atheisten werden hier zwar eher wenige neue Aspekte des Religiösen Denkens aufgezeigt, die Art aber, wie sie präsentiert werden, ist dafür einmalig – einmalig komisch.

Jörg Schneider hat schon sein nächstes Buch angekündigt: nachdem er bereits Beiträge zum „Schwarzbuch Rassismus“ schrieb, soll es den Titel haben: „So werde ich Nazi“. Auch ein bisher unveröffentlichtes Kinderbuch ist bereits geschrieben: „Alberta Zweistein und die Schwierigkeit ohne Kartoffeln durch die Zeit zu reisen“.

Nicolai A. Sprekels