Dreifacher Aktionstag in Trier

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Hinweise / Alle Fotos: Florian Chefai

TRIER. (hpd) Der Karsamstag in Trier war dieses Jahr nicht nur ein Tag der christlichen Trauer und Besinnung, sondern auch einer des politischen Aktionismus. Die Regional- und Hochschulgruppe der Giordano-Bruno-Stiftung war mit einer Tierrechtsaktion, einem Tanzflashmob und einer Langen Nacht der Musikwissenschaft in der Innenstadt präsent.

Tierrechtsaktion

In der Fußgängerpassage in Trier konnte man am Karsamstag auf eine besondere Protestaktion der Trierer Regional- und Hochschulgruppe der Giordano-Bruno-Stiftung stoßen: Studierende kritisierten die katastrophalen Haltungsbedingungen von Tieren sowie das gängige speziesistische Verhältnis des Menschen zum Tier.

Dazu nahmen sie einen Rollentausch vor. Sie selbst saßen an diesem Tag mit mehreren Personen in einem kleinen Laufstall inmitten der Menschenmenge der lebendigen Innenstadt. An diesem "Menschengehege" wurden Informationen zu Homo Sapiens und seiner Abstammungsgeschichte angebracht.

Mit Büchern und Decken für die mehrstündige Aktion am kalten Morgen versorgt, zog man dadurch die Aufmerksamkeit vieler Passanten auf sich. Gleichzeitig wurden Infobroschüren der Giordano-Bruno-Bruno-Stiftung zum Great Ape Project verteilt.

Anlass der Protestaktion war das Oster-Event eines Trierer Shoppingcenters. Bei diesem Event "können die kleinen und großen Besucher live beobachten, wie Küken aus ihren Eiern schlüpfen oder sich im Gehege nebenan die Streichelhasen tummeln", hieß es auf der Website des Shoppingcenters.

Klar ist: Die Haltungsbedingungen der Küken und Kaninchen waren dort zwar vergleichbar mit denen in jedem handelsüblichen Baumarkt, in dem auch Tiere verkauft werden. Dass diese Tiere aber als Vergnügungsobjekte statt als empfindsame und leidensfähige Lebewesen präsentiert wurden, stand stellvertretend für die speziesistische Perspektive des Menschen auf das Tier. Auch den pädagogischen Wert eines solchen Events kann man in Frage stellen. Die ausgehängten Informationsschilder im Shoppingcenter wurden - ähnlich wie in jedem Zoo - von den Besuchern weitgehend ignoriert.

Um das „Menschengehege“ herum kam es demgegenüber zu interessanten Anfragen zu Tierethik und Fleischkonsum. Insgesamt wurde die Protestaktion positiv aufgenommen und die Gruppe machte sich danach umgehend auf den Weg zur nächsten Veranstaltung.

                                                                         Tanzflashmob

Anonyme Veranstalter riefen bei Facebook unter dem Event-Namen „Tanzgebot 2013“ zu einem Flashmob gegen das Tanzverbot auf. Vor dem Trierer Dom versammelten sich daher pünktlich um 14 Uhr mehrere Personen, die diesem Aufruf folgten. Jeder von ihnen hatte Kopfhörer und eigene Musik mit dabei, auf die ganz individuell und für andere nicht hörbar getanzt wurde. Teilweise konnte man jedoch von den Bewegungen und der Mimik der Tanzenden auf das entsprechende Musikgenre schließen. Für Außenstehende sicher ein seltsam erscheinendes Szenario.

Eine halbe Stunde später setzte man die Tanzeinlage dann auf dem Trierer Hauptmarkt fort, auf dem weitaus mehr Menschen anzutreffen waren. Einige fotografierten oder filmten die kleine tanzende Gruppe mit ihrer Handykamera. Vereinzelt wurde sogar mitgetanzt. Nach eineinhalbstündigem Tanzprotest, der mit großem Spaß verbunden war, löste sich die Gruppe schließlich wieder auf.

Lange Nacht der Musikwissenschaft

Trotz Verbot gab es am späten Abend eine Gelegenheit in der „Grünen Rakete“, einem Club direkt gegenüber dem Trier Dom, zu tanzen. Um dies zu ermöglichen, bedienten sich die Veranstalter einem originellen Aufruf zur so genannten „Langen Nacht der Musikwissenschaft“:

„Der Verein „Kunst- und Kulturförderung e.V“ widmet sich am 30.März der hohen Kunst der Musik und trägt durch die Lange Nacht der Musikwissenschaft zur Volksbildung der besonderen Art bei.

Zu diesem Anlass wurden mehrere Personen eingeladen, welche sich in einem wissenschaftlichen Rahmen mit den Musikgattungen Electro-Swing, Balkan Beats, Trompetentechno, Electro sowie Minimal auseinandersetzen.

Die anerkannten Wissenschaftler werden der Bevölkerung Triers die neusten Befunde aus ihren jeweiligen Forschungsfeldern präsentieren.“

Mit dieser Beschreibung der Tanzveranstaltung wollten die Veranstalter eine Ausnahmeregelung des § 5 des Landesgesetzes über den Schutz der Sonn- und Feiertage nutzen. Dieser besagt, dass „alle der Unterhaltung dienenden öffentlichen Veranstaltungen und Darbietungen, wenn nicht ein höheres Interesse der Kunst, der Wissenschaft oder der Volksbildung vorliegt“, verboten sind. Beim Tanzen handele es sich jedoch laut Veranstalter sowohl um eine Wissenschaft als auch um eine darstellende Kunstgattung. Diese Art der Volksbildung dürfe nicht verboten sein.

Die anfangs eher leeren Tanzflächen füllten sich im Laufe der Zeit, so dass man am Ende ungefähr 100 Gäste zählen konnte. Die „Lange Nacht der Musikwissenschaft“ wurde somit zu einem gelungenen Protest gegen ein unzeitgemäßes Tanzverbot und die Trierer Regional- und Hochschulgruppe konnte ausgelassen auf einen ereignisreichen Tag zurückschauen.

Florian Chefai