Nicht weniger schlecht, sondern gut sein

Cradle to cradle – Sinnvolle Ressourcehnutzung heute

Prof. Dr. Michael Braungart sucht neue Wege zur Produktion: Sein Credo ist: „Intelligenz soll am Anfang der Produktion stehen; nicht am Ende.“ Dazu braucht es ein völlig neues Denken, denn „die Menschen sollen nicht weniger schlecht, sondern gut sein.“

Der sog. „ökologische Fußabdruck“ der Menschen sollte nicht nur weniger schädlich werden, sondern nützlich. Der Verbrauch von Konsumgütern sollte dem natürlichen Kreislauf zugute kommen, nicht nur weniger schaden. „Wir sollten den Fußabdruck feiern!“ Zur Zeit leben wir nach der Devise, dass wir die Dinge nur besser machen wollen; etwas weniger schädlich zum Beispiel. Braungart setzt dagegen: „Wenn das Falsche perfekt gemacht wird, ist das Falsche perfekt.“

An Beispielen untermauerte er diese Thesen: So werden mit dem Recycling seltene Metalle vernichtet – wiedereingeschmolzene Autos bringen mehr als drei Prozent Kupferanteil in den Stahl. Der dann brüchig wird „wie Knochen mit Osteoporose.“

Heute bestehe 20 Prozent des Hausmülls aus Windeln. Selbst wenn wir diesen um 10 Prozent vermindern, wird das in China in einem Augenblick vernichtet. Cradle to cradle bedeutet, dass diese Windeln dem Naturkreislauf wieder zurückgeben werden – und kompostierbar als Dünger dienen können.

Er nannte es „Terrorismus“, wenn Kinder giftigen Stoffen ausgesetzt werden, die in Spielsachen, der Kleidung und der Wohnungseinrichtung stecken. Asthma ist die inzwischen am weitesten verbreite Kinderkrankheit. Das liegt auch an unseren luftdichten Häusern, in denen es schimmelt.

Braungart fragte: „Sind wir zu viele?“ und beantwortet die Frage mit einem Hinweis auf Schmidt-Salomons Buch: „Wir sind nicht zu viele, wir sind zu dumm. Ameisen sind nicht dumm: Die machen keinen Abfall.“

„Keine Macht den Doofen“

Es hieße Möven nach Hamburg zu tragen, wollte man über die Bedeutung der Streitschrift von Michael Schmidt-Salomon diskutieren.

Die Dummheit ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern insbesondere das von Gruppen. Und: Gruppen tendieren generell dazu, dumm zu sein. Ganz im Gegenteil zu der Schwarmklugkeit der Bienen und Ameisen kennzeichnet menschliche Gruppen eher die Schwarmdummheit. Und: Die Dummheit der Beherrschten entspricht auch der Dummheit der Herrschenden. Und: Sind nicht diejenigen, die die Dummheit entlarven, am Ende selber die Dummen? Als Narr hat man die Freiheit, alles sagen zu dürfen – der Preis dafür? Nicht mehr ernst genommen zu werden?

Alles das scheut Michael Schmidt-Salomon nicht und so analysiert er unverdrossen die Idiotismen unserer Welt: Die wundersame Welt der Religioten (Karlheinz Deschner: „Je größer der Dachschaden, desto schöner der Anblick des Himmels.“); wir sind zu doof, um so viele zu sein – erst gemeinsam sind wir richtig doof und die Ökonomiotie in der Logik von Kettenbriefen. Sind es Politiker, die diese Idiotie benennen und beenden? Nein, es ist die Torheit der Regierenden, der Politioten. „Wer das Falsche perfekt macht, macht es perfekt falsch.“

Manchmal muss man sich, so meinte Schmidt-Salomon, Luft machen über das, was einen ärgert, um davon frei zu sein und die Welt wieder schätzen zu können.

Gut ohne Gott – Humanistische Werte heute

Mit einem Abschlussplenum mit Dr. Klaus-Peter Krause (Jugendweihe), Kai Pinnow (gbs Hamburg), Konny G. Neumann (Stiftung “Geistesfreiheit“) und Michael Schmidt-Salomon (gbs) wurde eine Art Bilanz der letzten Tage gezogen. Als eine der wichtigsten Ergebnisse der Tage in Hamburg wurde gerühmt, dass es gelungen sei, die verschiedenen säkularen Verbände unter das gemeinsame Zeltdach bekommen zu haben. Das gab es in dieser Form noch nie, soll aber zu einer Tradition werden.

Zukünftig können die Humanisten selbstbewußt genug auftreten und ihre Humanistentage nicht als Gegenveranstaltung zu Kirchentagen sehen. „Wir sind wer und wir haben eine Stimme.“

Es gab noch einige Diskussionen zum humanistischen Selbstverständnis, über Änderungswünsche für den nächsten Humanistentag und Konny G. Neumann kündigte an, dass eine Broschüre mit allen Reden herausgegeben werden soll.