Salafisten in Hannover

Ein wenig überrascht der am Mittwoch veröffentlichte niedersächsische Verfassungsschutzbericht mit seiner Aussage, dass Hannover landesweit einer der Schwerpunkte der salafistischen Szene ist.

Die Zahl der Salafisten wird in Niedersachsen auf 330 geschätzt, Tendenz steigend. "Es handelt sich fast ausschließlich um junge Männer unter 25, die allesamt aus dem neosalafistischen Spektrum kommen. Wenn wir uns die Biografien anschauen, sind es zum Teil ganz normale junge Männer, die einfach zu einem falschen Zeitpunkt den falschen Menschen getroffen haben" wird Dr. Michael Kiefer vom Institut für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück zitiert.

Kiefer spricht sich für die Einrichtung von Beratungsstelle aus, damit frühzeitig einer Fundamentalisierung von Jugendlichen entgegengewirkt werden kann. Denn es handle sich nicht mehr um Einzelfälle, so Kiefer: "Angesichts der Tatsache, dass mittlerweile in Deutschland mehr als 300 junge Menschen ausgewandert sind, angesichts der Tatsache, dass mittlerweile mindestens 20 Tote zu verzeichnen sind, ist der Zeitpunkt längst verstrichen, wo man noch ernsthaft" über die Notwendigkeit solcher Beratungsstellen diskutieren kann.

Gewaltbereite Salafisten werden auch in anderen Orten zu einer Gefahr. So berichtet die FAZ von Vorfällen in Frankfurt/M. bei denen zum Beispiel ein Jugendheim nach Drohungen durch Salafisten schließen musste. "Die Sicherheitsbehörden beobachten schon länger, dass Salafisten Gefolgsleute nicht nur auf Schulhöfen rekrutieren, wie es schon vor einem Jahr bekannt wurde, sondern dass auch Jugendhäuser verstärkt als Treffpunkt genutzt werden." In dem geschilderten Fall war eine Betreuerin den Fundamentalisten nicht "züchtig genug gekleidet."