Ein Spiel mit falschen Karten

BERLIN. (HVD) Der Humanistische Verband Berlin ist mit 45.000 Schülern erfolgreicher

Anbieter des weltanschaulich nicht neutralen, zum Religionsunterricht alternativen Schulfaches „Humanistische Lebenskunde“.

Er hat sich zugleich immer für ein Wertefach „Ethik“ für alle Schülerinnen und Schüler eingesetzt, wie es jetzt in Berlin pflichtig ist. Nun sammeln sich Anhänger beider christlicher Kirchen nach der politischen und juristischen Niederlage in dieser Sache in der Initiative „Pro Reli“, hpd berichtete.

Der HVD Berlin hat sich nun in einer Pressemitteilung „Berlins Schüler brauchen gemeinsames Wertefach“ an die Öffentlichkeit gewandt, um darauf hinzuweisen, dass diese Initiative mit falschen Karten spielt:

 

„Seit Monaten sammelt die kirchennahe Initiative ’Pro Reli’ Unterschriften. Mit einem Volksbegehren soll so die Berliner Gesetzeslage zum Ethik- und Religionsunterricht grundlegend verändert werden. Dabei spielt die Initiative mit falschen Karten, verschleiert z. T. ihre wahren Absichten und schürt unbegründete Ängste.

Diese Auseinandersetzungen sind nicht neu. Von Anfang an, also seit 1947, versuchen die Kirchen immer wieder, die Trennung von Staat und Kirche im Bereich der Berliner Schule rückgängig zu machen. Daher wollen sie seit Jahrzehnten den Religionsunterricht in Berlin in den Status eines ordentlichen Schulfaches erheben. Im Religionsunterricht sollen die Schüler lernen, ’die Frage nach Gott zu stellen’. Dies ist nicht die Aufgabe des Staates.

Die Schule muss neutral bleiben. Das gilt erst recht für eine multikulturelle Metropole wie Berlin. Dass man mittlerweile sogar zum Mittel des Volksbegehrens greift ist nur vor dem Hintergrund des Rückgangs kirchlich-religiösen Einflusses in der Gesellschaft zu verstehen. Die Kirchen erhoffen sich von einem staatlichen Fach Religion mehr Schüler in ihrem Unterricht und so auch langfristig einen Beitrag zum Stopp der anhaltenden Kirchenaustritte.

Das aber kommt einem Missbrauch der staatlichen Schule gleich. Es kann nicht die Aufgabe der öffentlichen Schule sein, die Probleme der Kirchen zu lösen oder gar die Säkularisierung der Gesellschaft aufzuhalten. Die Initiative schürt bei religiösen Eltern zudem unbegründete Ängste, als ob der freiwillige Religionsunterricht plötzlich gefährdet sei. Wer Religionsunterricht will, der kann ihn erhalten – wer anderes suggeriert, der spielt mit falschen Karten.

Schließlich ist auch die Gleichsetzung von Ethik- und Religionsunterricht nicht legitim. Der Ethikunterricht ist religiös neutral. Er informiert über Religionen und Weltanschauungen und vergleicht. Und er erzieht zu den entscheidenden Werten unserer Verfassung, zu denen die Schule als ganzes ohnehin verpflichtet ist. Dazu bedarf es keiner Religion, wie wir bereits seit Sokrates und Aristoteles wissen.

Dr. Bruno Osuch, Landesvorsitzender des HVD Berlin, erklärte dazu: ’Die Schüler im staatlichen Unterricht nach Glaubenszugehörigkeit trennen zu wollen ist kontraproduktiv. Es verhindert geradezu das gegenseitige Kennen lernen und damit die Toleranz. Wir haben in Berlin eine moderate Trennung von Kirche und Schule. Diese hat sich seit 60 Jahren bewährt. Mittlerweile sind über zwei Drittel der Menschen konfessionsfrei, unter jungen Menschen ist der Anteil noch höher. Es gibt keinen Grund, ausgerechnet jetzt das Rad der Geschichte zurückzudrehen.’“