Hexennacht und Sagan-Preis

DARMSTADT (hpd) Ganz im Zeichen der Walpurgisnacht stand der Auftakt der diesjährigen GWUP-Konferenz - selbst das gereichte Bier war ein Hexengebräu. Doch abgesehen von den berauschenden Getränken ging es am Abend des 30. April im Darmstädter Schloss solide sachlich, ja fast ein bisschen akademisch zu.

Anhand erfolgloser Geisterbeschwörer und kulturhistorisch wertvoller Zauberbücher zeigten die von der Gesellschaft zur Untersuchung von Parawissenschaften eingeladenen Referenten, dass der Okkultglaube gerade im Schatten der Aufklärung prächtig gedieh. Sämtliche Beispiele waren der Geschichte Hessen-Darmstadt entnommen und auch der Veranstaltungsort war mit Bedacht gewählt: Wissen doch alle Einheimischen, dass unter dem Schloss ein Erdgeist seine Kellerwohnung hat. Und als die Geisterstunde nahte, entführte Zauberer Yandaal die noch verbliebenen Gäste ins Reich der Magie.

Skeptische Themen

Der Donnerstag ist seit einigen Jahren dafür da, grundlegende Themen der Skeptiker-Bewegung für ein breites Publikum verständlich in kurzen Beiträgen vorzustellen. Den Auftakt machte diesmal Mark Schmidt, der sich mit dem „Phänomen Uri Geller" auseinandersetzte. Das Showtalent erlebt gerade seinen dritten Frühling: Seine Sendung zur „Nachfolgersuche" wird in 20 Ländern im Fernsehen ausgestrahlt. Mit der Kritik, so berichtete Schmidt, hat Geller auch gelernt umzugehen: Auf die Frage, ob er denn übernatürliche Fähigkeiten besitze, antwortet er, dass dem selbstverständlich nicht so sei - und zwinkert in die Kamera.

Weitere Vorträge befassten sich mit (zunächst mal) unbekannten Flugobjekten, Vampirzeichen oder Verschwörungstheorien. Schließlich talkte Bernd Harder, der gewohnt souverän durch den Nachmittag führte, mit zwei Persönlichkeiten, die sich um die Vermittlung von naturwissenschaftlichem Wissen im Fernsehen bemühen: Mark Benecke (Medical Detectives) und Knoff-Hoff-Erfinder Joachim Bublath. Beide verweisen auf die Erfolge der Kombination von Wissensvermittlung und Spaß, so existierten heute zahlreiche erfolgreiche Sachsendungen für Kinder. Zugleich betonten sie aber auch die Grenzen des Infotainment. Es gebe Themen, für die das Konzept einfach nicht funktioniere, meinte Bublath: „Krebszellen sind nicht funny." Wissenschaftlicher Alltag sei oft von wenig aufregender Arbeit geprägt, ergänzte Mark Benecke. Unter seinen Praktikanten gebe es immer wieder welche, die dies ebenso unterschätzen wie zum Beispiel die Notwendigkeit, abstrahieren zu können. „Da wecken die Fernsehsendungen manchmal falsche Erwartungen", so der promovierte Biologe.

Carl Sagan-Preis für Joachim Bublath

Dieses Gespräch über die Möglichkeiten, im Medium Fernsehen aufklärerisch zu wirken, leitete zum ersten Höhepunkt der Konferenz über. Für sein journalistisches Lebenswerk erhielt Joachim Bublath den Carl Sagan-Preis der GWUP. Bublath habe mit seinen Fernsehsendungen viel zur Popularisierung von Wissenschaft beigetragen, hieß es in der Preisbegründung. Besonders stellte GWUP-Geschäftsführer Amardeo Sarma heraus, dass sich der Preisträger auch immer wieder der „Parathemen" kritisch angenommen habe. Gerade seine Berichterstattung über die sogenannte Alternativmedizin verdiene - angesichts des beachtlichen Gegenwinds - große Anerkennung.

In seiner kurzen Dankesrede machte Bublath klar, dass auch die besten Informationssendungen im Fernsehen die Defizite der Bildungspolitik nicht ausgleichen könnten. Außerdem erinnerte er daran, dass die Naturwissenschaften nicht für alles zutändig seien. Sie gäben gute Modelle der Welt ab, die uns helfen, viele Vorgänge zu erklären. Das Leben aber bestehe aus mehr, als nur diesen Erklärungen.

Der Abend klang aus mit einer „Paranormal Show". Hundini ließ mit feiner Ironie das Publikum erahnen, warum die Assistentin eines Magiers auch mit verbundenen Augen weiß, dass der Kandidat eine weiße Karte hochhebt und errät, dass die Karte des anderen Kandidaten rot ist. Warum allerdings sein „Vaterschaftstest", den er von Außerirdischen erlernt haben will, funktionierte, war allen Beteiligten ein Rätsel. Und Meister Eckart zeigte, dass nicht nur indische Yogis ganz prima über Scherben laufen und auf Nagelbrettern sitzen können.

Am heutigen Freitag wird die Konferenz ab 14.30 Uhr mit den Vorträgen zum diesjährigen Schwerpunktthema „Kreationismus und Intelligent Design" fortgesetzt.

Gunnar Schedel