Eine grüne Agenda für das 21. Jahrhundert

(hpd) Der Buchautor und Journalist Thomas L. Friedman hat mit „Was zu tun ist“ eine umweltpolitische Programmschrift vorgelegt. Ein vehementes Plädoyer für eine andere Politik, keine wissenschaftliche Fachstudie aus dem Bereich Umweltpolitik.

Ein Manifest für eine grüne Revolution, ein Plädoyer für eine ökologische Umgestaltung – ausgerechnet aus den USA? Mit dem Aufstieg und Sieg von Barack Obama scheint es auch in anderen Bereichen zu einem Umdenken gekommen zu sein, so z.B. bei Thomas L. Friedman, dem bekannten Kolumnisten der New York Times und dreimaligen Pulitzer-Preisträger. In seinem neuesten Buch „Was zu tun ist. Eine Agenda für das 21. Jahrhundert“, noch vor den Präsidentschaftswahlen 2008 abgeschlossen, thematisiert der Autor die Klimakrise – aber nicht um in ein allseitiges Gejammer über die katastrophalen Folgen auszubrechen, sondern um sie als Chance für eine grundlegende politische Erneuerung zu begreifen.

"Code Green"

Ausgangspunkt dafür ist eine Krisendiagnose: Amerika und die Welt haben ein Problem, so Friedman: „heiß, flach und übervölkert. Das heißt, die globale Erwärmung, die erstaunliche Zunahme der Mittelschicht in aller Welt und das schnelle Bevölkerungswachstum wirken in einer Weise zusammen, die unseren Planeten gefährlich instabil werden lassen könnte“ (S. 14). Dem setzt er das neue Projekt „Code Green“ entgegen: Es bedeutet, „dass Amerika weltweit die Führung übernimmt bei Innovationen im Bereich sauberer Energie und energiesparender Systeme wie auch bei der Entwicklung eine Ethik des Bewahrens der natürlichen Welt, die immer stärkeren Gefahren ausgesetzt ist“ (S. 16) .

In seinem Buch geht Friedman zunächst auf fünf zentrale Probleme ein: die wachsende Nachfrage nach immer knapperen Energievorräten, den Transfer von Reichtum zu den ölreichen Staaten und ihren Diktatoren, den verheerenden Klimawandel, die wachsende Schere von Energiebesitzern und Energiehabenichtsen und das Aussterben von Pflanzen- und Tierarten. Dem setzt er als Alternative entgegen „ein Ökosystem erneuerbarer Energie zur innovativen Erzeugung sauberen Stroms, zur Verbesserung der Energieeffizienz und der Rohstoffproduktivität und zum Schutz der Umwelt, das billiger ist als die wahren Kosten der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas“ (S. 263).

"Vater Profit" und "Mutter Natur"

Um auf dem Weg dahin voran zu kommen, plädiert der Autor für Innovationen und Mobilisierungen, welche im Markt der US-Ökonomie ihre Basis hätten. Kurzum, Friedman will „Vater Profit“ zum Schutz der „Mutter Natur“ (S. 320) einsetzen, brauche man doch einen Markt für saubere Energie. Hier gibt sich auch der amerikanische Patriot zu erkennen, welcher in der erwähnten Krise sein Land wieder in einer Führungsrolle sehen will. Denn Friedman meint, dass „eine grüne Strategie der beste Weg ist, um den Vereinigten Staaten von Amerika neue Kraft, neues Selbstvertrauen, neue moralische Autorität zu geben und die amerikanische Gesellschaft voranzubringen“ (S. 441).

Für den einzuschlagenden Weg benennt er zahlreiche Beispiele, verschweigt aber auch nicht die möglichen Widerstände. Letztere sieht Friedman vor allem im Einfluss der unterschiedlichen Lobbys, der zurückgedrängt werden müsse. Als wichtigsten Akteur der „grünen Revolution“ benennt der den Staat, müsste dieser doch durch die Gesetzgebung und Preissignale Bedingungen für ein günstiges Umfeld ökologisch sinnvoller Innovationen schaffen. Eine ganze Reihe der angesprochenen Forderungen ist in der Obama-Administration angekommen. Sie könnte binnen kurzer Zeit die europäischen Umweltpolitiker beschämen und sich selbst an die Spitze der „grünen Revolution“ setzen.

Dazu hat Friedman mit „Was zu tun ist“ eine umweltpolitische Programmschrift vorgelegt. Der erfahrene Buchautor und Journalist liefert darin gut verständlich, intellektuell anregend und emotional motivierend wichtige Argumente und Vorschläge für eine „grüne Revolution“. Dabei stützt er sich auf einschlägige Experten aus den unterschiedlichsten Wissenschaftsbereichen. Hier und da stört Friedmans Hang zur Geschwätzigkeit und Selbstdarstellung. Doch daraus lassen sich keine Sachargumente gegen die präsentierten Grundpositionen ableiten. Friedmans Buch ist ein vehementes Plädoyer für eine andere Politik und keine wissenschaftliche Fachstudie aus dem Bereich Umweltpolitik.

Armin Pfahl-Traughber

Thomas L. Friedman, Was zu tun ist. Eine Agenda für das 21. Jahrhundert. Aus dem Amerikanischen von Michael Bischoff, Frankfurt/M. 2008 (Suhrkamp-Verlag), 543 S., 24,80 €