25 Jahre Lebenskunde

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Kongresspodium / Foto: Susan Navissi

BERLIN. (hpd) 1984 wurde das freiwillige Fach Humanistische Lebenskunde an den (West)Berliner Schulen wieder eingeführt; die Geschichte des Schulfachs reicht allerdings bis 1920 zurück. Aus Anlass dieses Jubiläums präsentierte sich der Berliner Verband mit mehreren Angeboten.

Kinderrechte

Am Mittwoch, den 1.7. zeigten 135 Lebenskundeschüler/-innen ihre Arbeitsergebnisse zum Thema Kinderrechte. Für einen großen Markt der Möglichkeiten hatten sie Stände vorbereitet zu ausgewählten Kinderrechten aus den Bereichen Überleben, Schutz, Entwicklung und Beteiligung. Außerdem nahmen Schülergruppen an Theater und Hiphop-Workshops teil und besuchten den Kindernotdienst (Krisenhilfe für „Kinder und Eltern und Menschen, die sich um Kinder sorgen“).Alle Schülerinnen beteiligten sich an einer Kinderrechtewahl, bei der über die Dringlichkeit von ausgewählten Rechten bestimmt wurde.

Festival der Lebenskundefilme

Am Donnerstag, den 2.2., fand das Lebenskundefilmfestival statt. In einem bekannten Berliner Kino führten 120 Schüler/-innen ihre selbstgedrehten Filme zum Thema „Erforschen und entdecken“ vor. Nach jedem Film gab es Gelegenheit, die Lebenskundegruppe zu ihrem Film zu befragen. Da alle 120 Schüler/-innen bei einer Filmproduktion beteiligt gewesen waren, war das Publikum sachkundig; sie fragten sowohl zu den Inhalten des jeweiligen Films als auch zu den Produktionsbedingungen. Außerdem waren Gäste anwesend: Schüler/innnen der Schulen, die nicht zur Lebenskunde gehen, Eltern, andere Lehrer/-innen und Besucher aus Belgien und den Niederlanden, die zum Kongress angereist waren.

Zweitägiger Kongress

Donnerstag und Freitag (2./3.7.) fand schließlich in - Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Unie Vrijzinnige Vereinigingen und der European Humanist Federation - der Kongress „Humanismus. Erziehung zu Freiheit und sozialer Verantwortung“ statt.

In zwei Podiumsdiskussionen (u.a. mit H. Schnädelbach, J. Nida-Rümelin, R. Buitenweg, M. Bongardt, M. Brumlik, S. Eggericks) ging es um das Verhältnis von Weltanschauung und Philosophie als Kernelemente des Humanismus und inwieweit Humanistische Erziehung auf individuelle und gesellschaftliche Quellen der Moral zurückgreifen kann. Damit hängt dann auch die Frage zusammen, was Lebenskunde – im Vergleich mit dem staatlichen Ethikunterricht – zum Bekenntnisfach macht.

Am zweiten Tag stellte J. Bauer Forschungsergebnisse aus der Neurobiologie vor, die bei der Gestaltung der pädagogischen Beziehung berücksichtigt werden müssen; M. Brumlik referierte über Freiheit, Macht und Autorität in der Pädagogik. Am Nachmittag gab es fünf Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Themen; gemeinsamer Bezug war das Gewicht, das kulturelle Hintergründe für Kinder und Jugendliche und ihre Wertorientierungen haben, und die Möglichkeiten, dies in der pädagogischen Arbeit zu berücksichtigen.

 Auch in den Ablauf des Kongresses waren Präsentationen aus dem Lebenskundeunterricht eingebaut durch Theater, Film und Rap.

Kann man ein Leben nach Maßstäben der Vernunft lernen? Oder, vorsichtiger formuliert, wie kann Pädagogik einen Beitrag leisten? Für diese Fragestellung des Kongress gab es viele Anregungen, unterschiedliche Antworten und auch vorläufige Antworten. Und diejenigen unter den Referenten, die den Lebenskundeunterricht bisher wenig kannten, haben Interesse entwickelt und Lust auf weitere Zusammenarbeit.

 

Peter Adloff

Fotografien (c) Susan Navissi