„Chopin – mon amour“

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Musiker / Fotos: Andreas Henschel, Helga Beck

STUTTGART. (dhuw/hpd) Am 24. Januar fand im Karl-Becker-Haus der Humanisten Württemberg der traditionelle Neujahrsempfang statt. Neben Rückschau und Vorausblick war es auch Plattform und Ausdruck der Verbundenheit zu Kultur, Kunst und Umwelt.

Der Jahresempfang wurde eröffnet vom Geschäftsführer der Humanisten Württemberg Andreas Henschel. In seiner Rede blickte er auf die Entwicklung der Humanisten Württemberg in den letzten Jahren zurück und verwies auf die in diesem Jahr anstehenden Projekte. Besonders hervorgehoben wurde von ihm das ambulante Humanistische Hospiz in Zusammenarbeit mit der AWO Stuttgart, dessen ehrenamtliche Mitarbeiter erst vor zwei Wochen feierlich bei der Auftaktveranstaltung im Humanistischen Zentrum begrüßt wurden. Des Weiteren bedankte sich Andreas Henschel für das stetige Engagement der Mitglieder für den Verband. Ihr Einsatz sowie das kulturelle Angebot im Humanistischen Zentrum und die intellektuelle Kraft der humanistischen Weltanschauung sorgten für die besondere Anziehungskraft der Humanisten Württemberg, die Andreas Henschel auch durch die steigende Anzahl neuer Mitglieder bestätigt sah.

Das kulturelle Programm des diesjährigen Neujahrsempfangs begeisterte zudem die zahlreich erschienenen Gäste. Aufgeführt wurde das Musiktheater-Stück „Chopin – Mon Amour“, das von den Schauspielern Lisa Kraus und Boris Rodriguez Hauck, der auch Autor dieses Stückes ist, dargestellt und von dem Pianisten Paul-Ernst Knötzele begleitet wurde. Im Anschluss an die Aufführung wurde die Ausstellung „Das Eigenleben der Dinge“ des Künstlerkollektivs KUNSTTERMINE um Almut Glinin eröffnet.

„Er ist gestorben ...“ so beginnt das Spiel um Frédric Chopin (4.3.1810 – 17.10.1849) und George Sand (1.7.1804 – 8.6.1876). Die Aufführung zeigte Ausschnitte und Sequenzen aus den gemeinsam verbrachten Lebensjahren, begleitet von Chopins einzigartiger Klaviermusik. Boris Hauck spielt den genialen Komponisten voll Melancholie und Sehnsucht, der von seiner Musik erfüllt ist, doch kein erfülltes Leben führen kann. Allein die starke George Sand, hier authentisch dargestellt durch Lisa Kraus, scheint ihm zumindest eine Weile Halt zu geben. Sie, die als eine Feministin, mit ihrem Aufbegehren gegen bürgerliche Moralbegriffe, damals schon Männerkleidung trug und rauchte, verbrachte gut 10 Jahre mit Chopin – eine dramatische und auswegslose Liebe zweier so verschiedener Menschen. Die beiden Protagonisten erzählen und spielen in fragmentarischen Szenen ihrer beider Lebensgeschichte. Immer unterbrochen, getragen und begleitet von Chopins Musik, um am Ende aber dennoch vereinzelt und ratlos das Stück zu beenden. Zu beenden wie es begann. „Er ist gestorben...“.

Mit ihrem intensiven und spannungsreichen Spiel gelang es Lisa Kraus als George Sand und Boris Rodriguez Hauck als Fréderik Chopin das Publikum gleichermaßen zu fesseln und zu berühren. Auch das kongeniale Klavierspiel von Paul-Ernst Knötzele trug maßgeblich dazu bei, diese Aufführung zu einem wirklich besonderen Ereignis werden zu lassen. Mit dem Engagement eines so hochkarätigen Ensembles bewies Andreas Henschel auch dieses Mal sein künstlerisches Verständnis und Geschick. Und wir wünschen dem Wandertheater um Boris Hauck, gerade zum Chopin-Jahr 2010, noch zahlreiche Engagements.

Auch die Ausstellung „Das Eigenleben der Dinge“ in den oberen Räumen des Humanistischen Zentrums war eine Bereicherung des diesjährigen Neujahrsempfangs. Gezeigt wurden eigens zu diesem Anlass erstellte und ausgewählte Fotografien von Scarlett Wölz, Fareeda Braun, Yvonne Reif, Claudia Kögel, Almut Glinin, Wolfram Gögelein und Kurt App – allesamt Mitglieder des, von Almut Glinin zur Begleitung der künstlerischen Prozesse und zum Coaching konzeptionierten, Künstlerkollektivs KUNSTTERMINE.

Zentrales Thema der Gemeinschaftsausstellung sind Alltagsgegenstände: Dinge, die zurückblieben, die vergessen, gelagert oder ausgestellt sind, finden erneut Beachtung – am Anfang steht die subjektive Wertschätzung. Allesamt wissen die ausstellenden Künstler mit ihrem Blick für das Detail beim Betrachter das Interesse zu wecken, genauer hinzusehen. Die Ausstellung ist noch bis zum 07.02.2010 im Humanistischen Zentrum, Mörikestr. 14, in Stuttgart-Süd, zu sehen. Und das mit diesem Neujahrsempfang eingeleitete kulturelle Jahresprogramm im Humanistischen Zentrum bietet mit Sicherheit noch viele weitere Highlights und Überraschungen. Man darf gespannt sein.

Julia von Staden