Menschenrechtsdeklaration endlich realisieren

WEIMAR. (hpd/hvd-th) Mit Blick auf den bevorstehenden 1. Mai, des „Tages der Arbeit“ erklärt der Vorsitzende des HVD Thüringen: Der Humanistische Verband in Thüringen fordert die vollständige Einhaltung der 'Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte' in Deutschland ein.

Zu diesen Rechten gehört das in Artikel 23 dieser Erklärung verbürgte Recht auf Arbeit, und zwar mit einer Entlohnung, die dem Menschen „eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert“. Seit Jahrzehnten sind aber in der Bundesrepublik Millionen Menschen ohne Arbeit. Thüringen ist von der Massenarbeitslosigkeit, von prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen, sogar überdurchschnittlich betroffen. Ich appelliere deshalb an die im Freistaat Thüringen gewählten Bundestagsabgeordneten sowie an die Landespolitik, aber auch die Thüringer Europaparlamentarier, sich mit aller Kraft für eine Umsetzung des Rechtes auf Arbeit einzusetzen.

Ich bin mir dessen bewußt, daß dieses Grundrecht auf Arbeit natürlich kein individuelles Recht auf einen bestimmten Arbeitsplatz darstellt. Doch eine humane und kulturell hochstehende Gesellschaft sollte sich dadurch auszeichnen, dass sie das Zusammenleben der Menschen so regelt, dass zumindest die in den Menschenrechten formulierten Grundrechte und Grundbedürfnisse aller ihrer Mitglieder gewährleistet sind.

Ich erinnere daran, daß Arbeit die wichtigste Teilhabe an einer demokratischen Gesellschaft darstellt, wobei dauerhafte Arbeitslosigkeit den Menschen jede Lebensperspektive raubt. Dauerhafte Arbeitslosigkeit zieht eine Stigmatisierung und Ausgrenzung nach sich, bei der die Gesellschaft diesen Menschen vermittelt, dass sie im Grunde eigentlich überflüssig sind. Das ist gerade bei Jugendlichen ein Verbrechen an der Menschlichkeit. Die Geschichte und die Gegenwart zeigen, daß dauer- und massenhafte Arbeitslosigkeit gleichzeitig einen Nährboden für Kriminalität, für politischen Extremismus und religiösen Fundamentalismus bilden und damit eine Schande für jede Kulturnation bilden, besonders wenn die eigentliche Ursache dafür reine Profitgier ist.

Als Ursache der Massenarbeitslosigkeit wird oft der neue globale Wettbewerb genannt, wobei die Arbeitslosigkeit und die Zahlung von Hungerlöhnen, wie sie die neoliberalen Parteien vertreten, als eine nicht zu ändernde Begleiterscheinung der modernen Zeit und des Fortschrittes hingestellt wird. Aber müssen Globalisierung und Wettbewerb unsozial und inhuman sein und mit der Aufhebung von Grund- und Menschenrechten einhergehen? Nein, diese gängige Darstellung verschleiert vielmehr, dass sich die Mächtigen, Gierigen und Rücksichtslosen in der Gesellschaft die Globalisierung einseitig zunutze machen, um die schon erreichten sozialen Fortschritte wieder zu unterlaufen und so auf Kosten Anderer ihren Profit auf exzessive Weise zu maximieren. Die gegenwärtige Globalisierung beruht auf einem Entwicklungs- und Fortschrittsverständnis, das nicht mehr viel mit Humanität zu tun hat, dafür aber umso mehr mit Gier und niederen Instinkten.

Der HVD Thüringen fordert daher nicht nur die unbedingte Einhaltung der Menschenrechte als soziale Mindeststandards, sondern darüber hinaus eine neue, notwendige Politik der weiteren Entwicklung des Humanen, Sozialen, Kulturellen und auch der Demokratie unter den Bedingungen der Globalisierung.

Siegfried R. Krebs
Vorsitzender HVD Thüringen