Plädoyer für ein Burkaverbot in Belgien

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Badra Djait / Foto: liberales.be

BRÜSSEL. (hpd) In Zusammenhang mit der Diskussion um das Burkagesetz in Belgien nimmt die bekannte Anthropologin und Arabistin Badra Djait, die Beraterin des flämischen Ministers für Integration Marino Keulen war, Stellung für das Burkaverbot.

Belgien würde das erste Land der Welt werden mit einem Gesetz, das Menschen bestraft, die in der Öffentlichkeit „das Gesicht ganz oder teilweise verdecken“, so dass sie nicht mehr erkennbar sind. Obwohl es breiter gefasst ist als das, wird dieses Gesetz wohl auch als Burkaverbot bezeichnet. Mit anderen Worten, wer zukünftig eine Burka trägt, welche den ganzen Körper bedeckt, oder einen Niqab, der nur die Augen freilässt, kann mit bis zu sieben Tagen Gefängnis bestraft werden.

Als flämische Frau algerischer Herkunft kann ich den Vorschlag nur begrüßen. Wie kann man als eine westliche muslimische Frau sorglos eine Burka tragen, das international bekannte Symbol aus Afghanistan, und zugleich erklären, dass es nichts mit der ultimativen Unterlegenheit und Unterdrückung der Frau zu tun hat?

Im Land meiner Eltern, Algerien, ist die „Burka“ nicht erwünscht und der aus Saudi-Arabien importierte typische lange schwarze Niqab wird verabscheut. Während in Brüssel Frauen mit einer Burka oder einem Niqab angestarrt werden, werden sie in Algier schikaniert. Vor ein paar Jahren stiegen in Algier eine Frau mit langem schwarzem Niqab und ihr bärtiger Mann in den öffentlichen Bus ein. Nach einigen Minuten verließen sie schnell den Bus. Sie wurden buchstäblich rausgemobbt von den algerischen Mitreisenden. Ich vermute, dass die Algerier in diesem charakteristischen Gesichtsschleier das Symbol der Furcht und des Schrecken vor religiösem Fundamentalismus sahen, der das Land in den neunziger Jahren terrorisierte. Sie wissen, was der Schleier, der eine religiös-politische Botschaft vermittelt, bedeuten kann.

Ich bin deshalb immer wieder überrascht, dass mehrere Organisationen bereit sind, sich diesem Gesetz zu widersetzen. Nach Amnesty International verstößt ein generelles Verbot des Schleiers gegen die Menschenrechte, insbesondere die der Religionsfreiheit und der Meinungsfreiheit. Weiß diese Organisation denn nicht, dass die religiösen Fanatiker - besonders vor dem 11. September - politisches Asyl im Westen bekamen und ihren Kampf für einen religiösen Staat in ihrem Herkunftsland, unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit und des Rechts auf freie Meinungsäußerung fortsetzten? Manchmal denke ich, dass diese Organisationen sich nur mit einem rein theoretischen ideologischen Kampf beschäftigen.

Eine andere Organisation, Human Rights Watch, ist gegen das Burkaverbot, weil die Wahlfreiheit der Frauen geschützt werden soll. Laut dieser Organisation ist ein individuelles Vorgehen notwendig um diese Frauen zu schützen. Soll die Regierung also die Tracht jeder Bürgerin untersuchen und sie fragen, ob sie ja oder nein gezwungen wurde, den Niqab oder eine Burka zu tragen? Auch islamische Organisationen sind gegen den Vorschlag. Die Organisation „Baas Over Eigen Hoofd” (Herr über den eigenen Kopf, d. Ü.) (Boeh!) meint, dass es keinen spezifischen Gesetzesvorschlag geben sollte für die wenigen Frauen, die hier mit einer Burka herumlaufen. Die Bemerkung, dass dieses Problem sich kaum stellt, und so nicht dringend ist, kann nicht stimmen. Die Situation in anderen europäischen Ländern zeigt, dass das Problem sich bald auch bei uns deutlich stellen wird.

Die muslimische Exekutive, der offizielle Ansprechpartner in Bezug zum Islam in Belgien, die vor einigen Jahren in den Medien noch erklärte, dass die Burka kein religiöses Symbol ist, und sie dem Islam nicht adäquat wäre, nennt das Verbot heute "Freiheitsberaubung" und "diskriminierend“. Auch sie berufen sich auf die Religionsfreiheit.

Anfangs dachte ich, dass der Kampf von einigen muslimischen Organisationen eigentlich nicht um das Recht auf Niqab oder Burka geht, sondern vielmehr ein Kampf ist um Anerkennung, die Akzeptanz der muslimischen Bürger als Mitbürger. Ich glaube nicht wirklich mehr an diese edlen Motive Einiger. Denken Sie bloß an die Organisation Sharia4Belgium, die kürzlich öffentlich erklärte, sich für einen islamischen Rechtsstaat in Belgien einzusetzen.

 

Übersetzung aus Liberales.de von R. Mondelaers