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Foto: Evelin Frerk

25. 06.

Lob der Lüge. Zur Evolution von Intelligenz.

Vortrag von Volker Sommer an der Universität Leipzig

Andere hinters Licht zu führen und zugleich deren Tricks zu durchschauen, ist vorteilhaft. Denn Sozialleben erhöht zwar Schutz vor Raubfeinden, erlaubt gemeinsame Kinderaufzucht und Verteidigung des Wohngebiets. Gruppengenossen sind aber gleichzeitig Konkurrenten. Deshalb werden jene mehr Nachkommen hinterlassen, die soziale Vorteile eigennützig genießen, zugleich jedoch Kosten des Wettbewerbs abmildern, indem sie Desinformation streuen.

Als Beispiel sei der falsche Alarm genannt: Jener Vogel, der andere durch einen Warnruf in die Lüfte schickt, wird mehr Würmer essen. Gehirne sollten mithin sowohl täuschen können wie auch Lügendektoren sein. In dem Sinne kann die Lüge geradezu als Wetzstein der Intelligenz begriffen werden. Wer dabei die Absichten anderer durchschaut, vermag umso besser zu betrügen. Evolutionsbiologen vermuten, daß sich die Fähigkeit zum Gedankenlesen speziell bei Tieren findet, deren soziale Umwelten komplex sind - was auf Papageien, Krähenvögel, Elefanten, Delfine oder Ratten zutrifft, speziell aber auf Primaten wie Affen und Menschen. Sich in andere hineinversetzen zu können, hat dabei nicht nur eine Schattenseite, sondern ermöglicht zugleich effizientere Kooperation, Mitgefühl, und Mitleid.

Zur Person:
Volker Sommer ist Professor für Evolutionäre Anthropologie am UCL (University College London). Freilandforschung führte ihn für viele Jahre zu Tempelaffen in Indien, Gibbons im Regenwald Thailands und zu Schimpansen im Bergland Nigerias. Sommer berät die UN als Menschenaffen-Experte und zählt zum wissenschaftlichen Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung. Einer breiteren Öffentlichkeit ist der engagierte Naturschützer durch Fernsehsendungen sowie seine provokanten Bücher zu evolutionsbiologischen Themen bekannt, zuletzt "Schimpansenland" und "Menschenaffen wie wir".

Volker Sommer unterstützt die von der gbs gemeinsam mit weiteren Organisationen im Mai gestartete Kampagne "Grundrechte für Menschenaffen", die Recht auf Leben, Recht auf Freiheit und Recht auf körperliche Unversehrtheit für Gorilla und Co fordert. Im Politmagazin Cicero erklärt der Primatologe sein Engagement für die Initiative.