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10. 06.

Martin Luthers Skandalbuch: "Von den Juden und ihren Lügen"

Vortrag von Bernd Kammermeier in Bremen

Seit 2008 feiert die Evangelische Kirche Deutschlands die "Lutherdekade" und wird nicht müde, das Konterfei des Reformators bei jeder Gelegenheit zu präsentieren. Dabei hat sie allerdings ein erhebliches Problem: der Reformator war der wirkmächtigste Judenhasser bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Öffentlicher Vortrag zu Luthers Skandalbuch "Von den Juden und ihren Lügen" von Bernd Kammermeier.

Unter seinen judenfeindlichen Hetzschriften sticht sein Buch "Von den Juden und ihren Lügen" von 1543 in makabrer Weise hervor. Darin entwickelte er sein berüchtigtes Sieben-Punkte-Programm zur Beseitigung des Judentums in Deutschland, das knapp 400 Jahre später von den Nationalsozialisten bereitwillig kopiert und ergänzt wurde:

  •     Verbrennen ihrer Synagogen
  •     Zerstörung ihrer Häuser und Zwangsunterbringung wie Zigeuner
  •     Wegnahme ihrer religiösen Bücher
  •     Lehrverbot für Rabbiner bei Androhung der Todesstrafe
  •     Aufhebung der Wegefreiheit
  •     Zwangsenteignung
  •     Zwangsarbeit

Hatte der Philosoph Karl Jaspers also Recht, als er bemerkte: "Was Hitler getan, hat Luther geraten, mit Ausnahme der direkten Tötung durch Gaskammern"? Das "Meisterwerk" des Reformators macht in bedrückender Weise deutlich, dass religiöse und nichtreligiöse Elemente seines Judenhasses nicht von einander zu trennen sind.

Bernd P. Kammermeier (Filmproduzent) stellt die Neuausgabe dieses Skandalbuches (erstmals in heutigem Deutsch) vor, das er gemeinsam mit Karl-Heinz Büchner, Reinhold Schlotz und Robert Zwilling im Alibri Verlag herausgegeben hat. Dabei wird auch auf die fatale Rolle des gefeierten Reformators bei der Verbreitung der Judenfeindschaft in Europa und seine furchtbare Wirkung bis in die jüngste Vergangenheit des Dritten Reiches hingewiesen.

Die vier Herausgeber zeigen, dass Luthers Antisemitismus – in Theologenkreisen euphemistisch "Antijudaismus" genannt – keineswegs rein theologisch begründet ist, sondern – untrennbar miteinander verwoben – auch rassistische Merkmale aufweist. Das scheint besonders bedenklich angesichts der Feierlichkeiten um den Reformator im nächsten Jahr, dem Höhepunkt der "Lutherdekade", die mit 150 Mio. € – größtenteils aus dem allgemeinen Steueraufkommen – zelebriert wird.