Wir sind mehr als die Summe unserer Gene. Epigenetische Mechanismen, die durch Umwelteinflüsse wie Ernährung, Krankheit oder unseren Lebensstil verändert werden, nehmen eine wichtige Rolle bei der Steuerung unseres Erbguts ein, indem sie Gene ein- oder ausschalten. Lange Zeit war fraglich, ob diese epigenetischen Informationen, die sich über das ganze Leben hinweg in unseren Zellen ansammeln, die Grenze der Generationen überschreiten und an Kinder oder sogar Enkel weitervererbt werden können.
Die mitochondriale DNA aus dem Oberschenkelknochen eines Neandertalers trägt dazu bei, die komplizierte Beziehung zwischen modernen Menschen und Neandertalern zu klären. Die genetischen Daten, die von einem Forschungsteam unter Federführung des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena und der Universität Tübingen rekonstruiert wurden, liefern einen zeitlichen Rahmen für eine vermutete Migration von Urmenschen aus Afrika, die eng mit dem modernen Menschen verwandt waren. Diese kreuzten sich mit den zu dieser Zeit bereits in Europa lebenden Neandertalern und hinterließen ihre Spur in der mitochondrialen DNA der Neandertaler. Die in Nature Communications veröffentlichte Studie, datiert dieses Ereignis auf die Zeit vor 470.000 bis 220.000 Jahren.
Für uns Menschen ist es eine Selbstverständlichkeit: Wir belohnen andere als Zeichen unserer Dankbarkeit. Wissenschaftler der Max-Planck-Institute für evolutionäre Anthropologie und für Mathematik in den Naturwissenschaften in Leipzig haben nun ähnliche soziale Verhaltensweisen auch bei Schimpansen nachgewiesen. In einem Verhaltensexperiment belohnt ein Tier ein anderes mit Futter, wenn dieses ihm zuvor geholfen hat. Offenbar hat nicht erst der Mensch aus diesem Grund kooperiert, schon der Vorfahr von Mensch und Schimpanse hat offenbar aus einer ähnlichen Motivation heraus untereinander geteilt. Die Studie zeigt, warum Schimpansen dies tun und bestätigt Ergebnisse aus der Spieltheorie.
"Gene sind Prozesse. Deshalb ist die lieb gewordene Auffassung von Genen als Kausalfaktoren mit festem Ort und klar definierten Aufgaben mit den neuen Erkenntnissen nicht mehr vereinbar". Diese Feststellung im Vorwort beschreibt den Inhalt des Buches und vermittelt indirekt die Absicht des Autors, den neuesten Wissensstand zu den Themen Gene – Genetik - Bauplan des Lebens – Geheimnis des Lebens – Gentechnik zur Verbesserung des Menschen, einem breiten Leserkreis verständlich zu vermitteln. Der renommierte Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer unterzieht sich dieser Aufgabe mit Akribie und erkennbarer Begeisterung.
Neue Fossilien und Steinwerkzeuge aus Jebel Irhoud (Marokko) belegen den Ursprung des heutigen Menschen vor etwa 300.000 Jahren in Afrika. Diese Fossilien sind rund 100.000 Jahre älter als die ältesten bislang bekannten Homo sapiens-Funde und dokumentieren, dass bereits vor zirka 300.000 Jahren wichtige Veränderungen im Aussehen und Verhalten des modernen Menschen in ganz Afrika stattgefunden haben.
Die Vögel sind in der Kognitionsforschung heute, was gestern die Bonobos waren. Immer neue Untersuchungen beschäftigen sich mit ihren erstaunlichen mentalen Fähigkeiten. Die Biologin und seit ihrer Kinderzeit Vogelbeobachterin Jennifer Ackerman, die für den "Scientific American" und das "New York Times Magazin" schreibt, näherte sich ihnen in "Die Genies der Lüfte. Die erstaunlichen Fähigkeiten der Vögel" auf eine sehr persönliche Weise.
Altruismus bei Tieren? Gar ein Sinn für Gerechtigkeit bis hin zu so komplexen sozialen Interaktionen wie Reue und Vergebung? All das gibt es, unterbreiten Marc Bekoff, der vor allem das Verhalten der Wölfe untersuchte, und die Biophilosophin Jessica Pierce in ihrer Untersuchung "Sind Tiere die besseren Menschen?" Sie bringen empirische Beobachtung auf den systematischen Begriff und kommen der Entstehung der Moral im Tierreich auf die Spur.
Ohne die alles miteinander verbindende Evolutionstheorie wären die vielen Teildisziplinen der Biologie jede für sich einsame Inseln, getrennt voneinander in einem großen Meer der Wissenschaft: Die Neurobiologen wären zwar immer noch gefesselt von zuckenden Nervenzellen, die Botaniker trotzdem fasziniert von der Vielfalt der Pflanzenwelt und die Paläontologen würden dennoch die spannenden Knochenfunde vergangener Epochen vergleichen können. Jede Disziplin würde aber irgendwann immer an die gleiche Grenze mit der gleichen Frage stoßen: Warum? Sie könnten sich nicht untereinander auf Konferenzen austauschen und ihre Befunde vergleichen, denn ihnen fehlte das Konzept, mit dem sie ihre doch so völlig verschiedenen Erkenntnisse über die Natur in Einklang bringen könnten.
Soeben erschienen ist der zweite Band in der von Horst Groschopp herausgegeben Reihe "Humanismusperspektiven". Der Sammelband von Thomas Heinrichs "Religion und Weltanschauung im Recht" enthält acht Aufsätze zu aktuellen Themen wie dem Religions- und Ethikunterricht an der Schule, der Integration des Islams und dem kirchlichen Arbeitsrecht. Der Autor benennt den dringenden Reformbedarf und macht hierfür Vorschläge auch unter Berücksichtigung der europarechtlichen Rahmenbedingungen. Martin Bauer hat mit ihm über einige seiner Einschätzungen und Forderungen gesprochen.
Einem internationalen Forschungsteam unter Federführung der Universität Tübingen und des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena ist es erstmals gelungen, das komplette Erbgut ägyptischer Mumien zu entschlüsseln. Die in Nature Communications veröffentlichte Studie zeigt: Während heutige Ägypter genetisch enger mit den Bewohnern Afrikas südlich der Sahara verwandt sind, ähnelten die alten Ägypter genetisch den damaligen Bewohnern des Nahen Ostens.
Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen fanden beim Tokeh, einem nachtaktiven Gecko aus Südostasien, heraus, dass die Rufdauer in einer lauten Umgebung zunimmt. Die Lautstärke der Rufe änderte sich nicht; bei Umgebungslärm produzierten die Tiere jedoch mehr lautere Silbenanteile als in ruhiger Umgebung. Vokale Plastizität ist vermutlich aus der Notwendigkeit heraus entstanden, beim Kommunizieren auch gehört werden zu müssen, und das mehrmals unabhängig voneinander im Tierreich.
Die Theorie des "social bet-hedging", der "sozialen Wette", gilt auch für die Vampire. Blutsaugenden Fledermäuse unterstützen sich gegenseitig. In Gruppen lebende Weibchen helfen einander mit Nahrung aus, indem sie ihre Bluternte hervorwürgen und von ihren bei der Nahrungssuche leer ausgegangenen Artgenossen aufsaugen lassen. Untersuchte DNS eröffnete, inwieweit dabei Verwandtschaft eine Rolle spielt. Das Ergebnis: Nicht nur.
Unter diesem Titel stand ein Vortrag, den die britische Religionssoziologin Linda Woodhead vergangene Woche im Rahmen ihrer Gastprofessur am "Exzellenzcluster Religion und Politik" der Universität Münster hielt. Woodhead stellte in dem Vortrag Forschungsergebnisse über die rätselhafte Gruppe der Nicht-Religiösen vor.
Hans-Günther Bauer kämpft seit mehr als 20 Jahren gegen den Rückgang vieler Vogelarten und setzt sich für mehr Wildwuchs in der Landwirtschaft, in Wäldern und Gärten ein. Wir sprachen mit dem Koordinator des nationalen Rote-Liste-Gremiums Vögel darüber, warum viele Vogelarten in Deutschland bedroht sind, wie regionale Konzepte greifen und internationale Zusammenarbeit aussieht.
Viele Menschen, besonders Kinder und Jugendliche, interessieren sich für Paläontologie, weil sie Geschichten von blutrünstigen Raubsauriern spannend finden, wenige wissen jedoch, welcher "Knochenarbeit" (in doppelter Bedeutung) es bedarf, der Erdgeschichte ihre diesbezüglichen Geheimnisse zu entreißen. Kai Jäger, der ebenfalls bereits als Kind der Faszination "alter Knochen" erlegen war, führt – als nunmehr 30jähriger Wissenschaftler – die Leser auf "eine Reise zu unseren Ursprüngen".