IBKA NRW

Zehn Jahre Ketzerstammtisch Münster

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Am 13. September 2019 feierte der Ketzerstammtisch Münster sein zehnjähriges Bestehen. In diesen zehn Jahren hat er erfolgreich dafür gesorgt, dass die Stimmen von Konfessionsfreien in Münster öffentlich hörbarer wurden. Und nicht nur dort. Über die Diskussion um die städtische Finanzierung des Katholikentags in Münster 2018 und über den "Ersten Deutschen Ketzertag" wurde deutschlandweit berichtet.

"Als wir den Ketzerstammtisch vor zehn Jahren gegründet haben, war Münster eine säkulare Diaspora", sagt Daniela Wakonigg, Regionalbeauftragte Münsterland des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten e. V. (IBKA), die den Ketzerstammtisch seit 2009 leitet. "Natürlich gab es auch damals schon viele Konfessionsfreie in Münster, aber es fehlte eine feste Anlaufstelle, ein Ort des Austauschs." Zu dieser Anlaufstelle wurde der alle zwei Monate vom IBKA veranstaltete Ketzerstammtisch Münster – eine offene Gesprächsrunde für religions- und kirchenkritische Menschen, über die deutschlandweit in den Medien berichtet wurde.

Auch Rainer Ponitka, damals wie heute nordrhein-westfälischer Landessprecher des IBKA, erinnert sich noch gut an die Zeit vor der Gründung des Ketzerstammtischs Münster, die er 2009 initiiert hatte: "Kurz vorher, etwa ein Quartal vor dem ersten Ketzerstammtisch, tourte die erste säkulare Buskampagne durchs schwarze Münster. Ich erinnere mich, wie ich von Members eines evangelikalen Motorradclubs bekehrt werden sollte – beide hatten Aufnäher auf den Kutten mit dem Spruch: 'Without faith in Jesus you have to burn in hell!' Eine Passantin regte sich fürchterlich über Atheisten in der Öffentlichkeit auf, sie schimpfte auf uns mit den Worten: 'Das sind keine Menschen!'"

In seinen zehn Jahren hat der Ketzerstammtisch Münster umfangreich dazu beigetragen, die Stimmen der Konfessionsfreien in Münster hörbar zu machen. Zu den Höhepunkten seiner Tätigkeit zählte die Unterstützung der Kampagne Das 11. Gebot: Du sollst deinen Kirchentag selbst bezahlen!, die sich gegen die städtische Finanzierung des Katholikentags wendete, sowie die Veranstaltung des Ketzertags Münster parallel zum Katholikentag 2018.

Jüngst gingen aus den Reihen des Ketzerstammtischs sogar zwei neue säkulare Gruppierungen hervor: Im Juni 2019 gründeten junge Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Ketzerstammtischs an der Westfälischen Wilhelms-Universität die gbs-Hochschulgruppe des säkularen Humanismus und im September wurde in Münster die Bewegung Humanists for Future ins Leben gerufen.

"Ein schöneres Geburtstagsgeschenk kann es für den Ketzerstammtisch gar nicht geben", sagt Daniela Wakonigg. "Ich hoffe auf viele weitere Initiativen von Säkularen, Atheisten und Humanisten in Münster, um dem hier herrschenden jahrhundertealten Filz von Kirche und Politik etwas entgegenzusetzen."