BERLIN. (hpd) Zur Zeit des Vietnamkrieges, liess man uns in den Radionachrichten stets aufs Neue wissen, dass es Bomber “vom Typ B52” seien, die dort im Einsatz waren. Das sollte wohl eine gewisse Normalität suggerieren. Ähnliches dürfte im Spiel sein beim fortgesetzten Gebrauch des Begriffs "Nahost-Friedensprozess". Eigentlich ist er längst nur noch ein Unwort, da sinnentleert.
Während ursprünglich "Nahost-Konflikt" sich nur auf den Kampf von Israelis gegen Palästinenser und die Bedrohung Israels durch arabische Nachbarstaaten bezog, umfasst er heute weit mehr. Das Problem hat sich nicht nur in die Breite entwickelt; die Konfrontation zwischen Palästinensern und Israelis hat eine Dimension erreicht, die jede Hoffnung auf Frieden irreal erscheinen lässt.
Dennoch hat jetzt der israelischen Journalist Nir Baram eine Vorstellung entworfen, wie eine Lösung aussehen könnte.
Das Buch zeigt zunächst ausführlich und erschütternd, was sich in den Palästinensergebieten abspielt. Am Ende entwirft der Autor eine Perspektive des gemeinsamen Zusammenlebens von Israelis und Palästinensern, ohne sich auf einen staatsrechtlichen Rahmen festzulegen. Damit trägt er der bei uns kaum bekannten Tatsache Rechnung, dass die auch von Deutschland Jahrzehnte lang tolerierte Siedlungspolitik im Westjordanland zu einer inzwischen unumkehrbaren Durchmischung von Palästinensern und Israelis geführt hat. Doch die Perspektive einer Versöhnung zwischen den beiden Völkern, die ja dann auch das Ende aller terroristischen Vergeltungs- oder Verzweiflungstaten (und der entsprechenden israelischen Rache dafür) erfordern würde, kann man sich heute nicht mehr vorstellen.
Wahrscheinlicher ist die konstante Weiterführung der israelischen Politik im Westjordanland: Immer mehr Siedlungen, immer mehr schleichende Enteignungen und offen verkündete Annexionen ganz einfach, bis das ganze Westjordanland Teil des Staates Israel geworden ist. Welche Rolle Israel dann dem Gaza-Streifen zuzuweisen gedenkt, bleibt abzuwarten.
2 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Lesenswert dazu: A. Altmann "Verdammtes Land".
Denkakustiker am Permanenter Link
Hier zeigt sich im besonderen der kulturgesellschaftliche Wucher der Schuld, welcher individuell zunehmend zu eingeschränktem und widersinnigem Denken zwingt.
Da hilft nur noch ein Heer von Psychopraktikern, wohlgemerkt keine Psychologen und erst recht keine Politiker, denn nur die umfassende Erfahrung beschreibt das Leben zu verstehen.
Mit besten Grüßen aus Magdeburg
Denkakustiker